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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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»Haben Sie ihm geschrieben?« Wenn Grimston Briefe von ihr erhalten und lieber vernichtet hatte … nun, das verhieß Schwierigkeiten. Dann stünde ihm eine ziemlich blutige Schlacht bevor.
    Trotzdem verspürte er erregte Vorfreude bei der Aussicht darauf. Einmal hatte er gegen Grimston und Kitty verloren. Ein zweites Mal würde das nicht geschehen. »Psst«, sagte sie barsch. »Ich lese.«
    Diesmal las sie schweigend. An einer Stelle zitterten ihre Wimpern, als hätte sie erschrocken etwas begriffen, aber als sie ihm den Brief zurückgab, sagte sie nur: »Da wollte jemand ziemlich viel Geld haben.«
    »Ja.« Wahrscheinlich waren fünfzig Pfund für sie ein Vermögen.
    »Hat er bezahlt?«
    Simon nickte.
    »Nur um herauszufinden, wo ich war?«
    Die Frage klang ehrfürchtig und jagte ihm einen befremdlichen Schauer über den Rücken. »Es ist nicht besonders viel Geld, Nell.« In Monte Carlo hatte er das den Croupiers als Trinkgeld gegeben.
    »Vielleicht nicht für Sie«, zischte sie.
    So würden sie nicht weiterkommen. »Natürlich hat er bezahlt. Er wollte Sie unbedingt finden.«
    »Aber man hat ihm nie gesagt, wo ich war, oder?«
    Es war interessant, dass sie so unsicher klang. Er hatte den Brief für einen Erpressungsversuch gehalten oder für einen cleveren Schwindel, den Grimston angezettelt hatte, um Kittys Fall zu unterstützen. Die ungelenke Handschrift und die verstümmelte Rechtschreibung waren ihm viel zu übertrieben vorgekommen, um real zu sein. »Glauben Sie, dass der Verfasser Sie wirklich kennt?«
    Sie antwortete nicht. »So viel Geld an einen Fremden zu zahlen … dafür braucht man eine dicke Brieftasche.«
    Simon biss sich auf die Zunge. Allein für Detektive und Anzeigen hatte der alte Rushden sicher das Fünfhundertfache ausgegeben. »Ihr Vater war ein sehr wohlhabender Mann«, sagte er. »Und er hat sein gesamtes Vermögen seinen Töchtern hinterlassen.« Jeden verdammten Penny, jedes einzelne Anwesen, bei dem er die an den Earlstitel gekoppelte Erbfolge umgehen konnte. In den letzten Monaten vor seinem Tod hatte er Männer auf die Besitzungen geschickt, die wie Geier an einem Kadaver fraßen. Sie hatten alles Wertvolle verkauft, dessen sie habhaft werden konnten, und den Gewinn in einen Fonds für die Mädchen umgewandelt.
    »Sie haben gesagt, ich wäre eine dieser Töchter«, sagte sie leise.
    Endlich bekam die Habgier die Oberhand. Simon lächelte ihr aufmunternd zu. »In der Tat, ich bin überzeugt davon.«
    Ein zynisches kleines Grinsen huschte über ihr Gesicht. »Dann geben Sie mir also wirklich die zehn Pfund.«
    Verdammt, konnte ihr Gehirn sich nicht von diesen albernen Summen wegbewegen? Fünf, zehn, fünfzig – was sollte das?
Sieh dich um
, wollte er sagen, aber er hielt sich zurück, dieser Moment war von großer Bedeutung. »Wenn Sie beweisen können, dass Sie wirklich Cornelia Aubyn sind, werden Sie sehr viel mehr Geld bekommen.«
    »Ah.« Es war kaum mehr als ein Ausatmen, aber plötzlich sah sie müde aus. »Zahlen. Wie sollte ich das jemals beweisen können?« Sie sah ihn rasch von der Seite an. »Aber über zehn Pfund würde ich mich wirklich freuen.«
    Er kannte diesen Blick. Das rasche Abwägen eines Straßenköters, der in einer achtlosen Hand ein Brötchen entdeckt hatte.
    Der Vergleich war fast zu treffend. Allzu lebhaft erinnerte er sich daran, wie sie gegessen hatte, wobei das kaum die richtigen Worte waren. Wie sie
über das Essen hergefallen war
, brachte die Sache besser zum Ausdruck. Als er ihr beim Frühstücken zugesehen hatte, hatte ihn ein unbehagliches Gefühl geplagt, das jetzt wieder an die Oberfläche kam und das, wie er verspätet erkannte, seinem Gewissen entsprang.
    Nun, es war nicht schwer, dieses lange nicht benutzte Organ wieder zum Verstummen zu bringen. Er log ja schließlich nicht. Selbst wenn Kitty ihn mit schwesterlichen Gefühlen überraschen sollte – oder, unwahrscheinlicher noch, mit einem Hang zum Fair Play –, ihr Vormund würde sich nicht als so engelhaft herausstellen. Simon hatte Grimston schon lange im Verdacht, Kitty selbst heiraten zu wollen. Wahrscheinlich überlegte er nur noch, wie er das bewerkstelligen konnte, ohne einen Skandal zu provozieren. In jedem Fall würde er alles in seiner Macht Stehende tun, damit das Vermögen seines Mündels nicht auf die Hälfte reduziert werden würde – vor allem nicht von einem unbekannten Gassenmädchen mit ungeklärten Loyalitäten.
    Cornelia würde Simons Hilfe brauchen, um an ihr

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