Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
Vom Netzwerk:
Freundchen?«
    »Ich zittere«, sagte Simon gedehnt.
    »Das sollten Sie auch.« Sie zwinkerte ihm zu und kippte einen großen, unweiblichen Schluck Whisky hinunter. Simons Blick wanderte ihren Hals entlang zum tiefen Ausschnitt ihres goldenen Kleids. Er war fasziniert von den schmalen, anmutigen Muskeln ihres nackten Oberarms. Bedauerlicherweise verbargen die langen weißen Handschuhe die zarte Kurve ihrer Armbeuge. Fantasielose Schüler mochten von Orgien träumen, in denen Nonnen vorkamen, aber frühreife Jungen träumten von einer Frau wie dieser: unkonventionell und immer wieder überraschend. Beherrscht und klug genug, um jeden Mann auf Trab zu halten.
    Wenn sie heranwuchsen, stellten die Jungen in der Regel fest, dass solche Frauen nur in Träumen existierten. Jetzt eine in seinem Billardzimmer vorzufinden nahm ihm ein wenig den Atem.
    Geräuschvoll schluckte Nell den Whisky hinunter und schmatzte laut, als sie das Glas abstellte. Simon hatte sie dazu aufgefordert, sich um Etikette und Schicklichkeit keine Gedanken zu machen, und sie hatte die letzte halbe Stunde lang getestet, wie ernst er das meinte. »Es steht unentschieden«, sagte sie spöttisch.
    Er nahm den Queue und raute das Leder der Pomeranze mit Sandpapier auf. »Das wird nicht lange so bleiben. Aber genießen Sie es, solange es währt.«
    »Oh, ich glaube auch nicht, dass es lange währt«, sagte sie ruhig. »Ihr nächster Stoß wird ein Foul.«
    St. Maur ließ ein Schnauben ertönen. »Meine liebes, irregeleitetes Schaf, sie spielen gegen den besten Spieler der Oxford-Cambridge-Turniere von fünfundsiebzig und sechsundsiebzig. Man hat mich auf den Schultern aus der St. James Hall getragen.«
    »Von wegen, Sie Schwindler!« Sie nahm das Glas und prostete ihm zu. »Sie haben jetzt schon mein Mitleid für die bevorstehende Niederlage. Die wird bitterer als Ihr Whisky.«
    Er lachte, als er das Sandpapier jetzt mit Kreide tauschte. Sie war ein gefährlicher Tiger in Seide gehüllt. »Ich denke, ich werde Sie für den Spott bezahlen lassen.«
    »Wirklich! Und was kostet Ihre Arroganz, mein Hübscher?«
    Er sah von der Kreide auf und lächelte langsam. »Ich bin hübsch, nicht wahr? Höchste Zeit, dass Ihnen das auffällt.«
    Farbe stieg ihr ins Gesicht, aber sie schaute nicht weg, nicht einmal, als sie das Glas wieder auf dem kleinen Regal hinter sich abstellte und die Zigarre danebenlegte. Sie wandte den Blick auch nicht ab, als sie auf Strümpfen um den Billardtisch herumtapste.
    Er war es, der den Augenkontakt abbrach, um den Blick auf die weißen Seidenstrümpfe zu werfen, in denen er ihre winzigen Zehen erahnte. Sie bewegte sich anmutig auf ihren kleinen Füßen. Ihre Fesseln waren schmal – sie hob die Röcke höher, als für ihre kurzen Schritte vonnöten war.
    Unwillkürlich wurde sein Lächeln breiter. Oh, er wusste genau, was sie vorhatte.
    Der zarte Duft von Lilien stieg ihm in die Nase, sobald sie neben ihm stand. Jemand, sicher die französische Zofe, hatte ihr Parfüm aufgelegt, und es schien Fangarme auszusenden, die sich direkt in sein Gehirn bohrten und seinen gesunden Menschenverstand strangulierten.
    Als sie sich vorbeugte und die rote Kugel auf den Spot legte, berührte sie aus Versehen mit den Brüsten seine Arme. »Sie werden verlieren«, schnurrte sie und sah unter langen dunklen Wimpern zu ihm auf. »Im Esszimmer mögen Sie wissen, was Sache ist, aber mit diesem Tisch hier kenne ich mich besser aus.«
    »Hmm.« Er sah ihr in die Augen und konnte sich nicht von dem Funkeln darin losreißen. Das Funkeln forderte ihn auf, Dummheiten zu machen. Sie war nicht die Einzige, die vorhatte, sich unschicklich zu benehmen. »Vielleicht sollten wir eine Wette abschließen.«

11
    Die Idee einer Wette schien Nell nicht zu beeindrucken. Sie zog eine Augenbraue hoch und sagte: »Sicher, wir könnten auch einen Einsatz wagen, aber es käme mir schlecht vor, einen Trottel wie Sie auszunutzen.«
    Simon lachte. »Darling, Sie dürfen mich ausnutzen, wann immer Sie wollen.«
    Sie senkte den Blick, um ihre Gedanken zu verbergen. »Sie werden sich noch daran erinnern, dass Sie das gesagt haben, St. Maur.«
    »Simon«, murmelte er. »Wenn Sie schon unverschämt sein wollen, sollten Sie es richtig anpacken.«
    »Simon«, sagte sie. »Ihr Stoß.« Sie deutete mit dem Kopf auf den Tisch.
    »Sie werden ungeduldig, ich sehe! Oder gar nervös?«, neckte er sie. »Sehr gut. Wir haben abgemacht zu spielen, bis einer von uns fünfzig Punkte erreicht. Worum

Weitere Kostenlose Bücher