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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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wetten wir?«
    Mit einem dumpfen Geräusch stellte sie ihren Queue auf den Boden und stützte sich darauf, während sie ihn von oben bis unten ansah. Ein Lächeln zuckte in ihren Mundwinkeln. »Eine Welt voller Möglichkeiten«, sagte sie. »In Ordnung: Ich spiele um das Recht, eines meiner Kleider einer Freundin zu schicken.«
    Ihr Vorschlag setzte seinen eigenen Absichten einen gepflegten Dämpfer auf. Er hatte eine sehr viel weniger edle Wette im Kopf. »Einverstanden«, sagte er. »Aber packen Sie noch etwas drauf, um das Geschäft zu versüßen.«
    »Es ist schon ziemlich süß«, murmelte sie. »Aber wenn Sie unbedingt das Opfer spielen wollen – dann nehme ich einen Besuch in einer Buchhandlung und die Erlaubnis, zwanzig Pfund aus Ihrer Tasche dort auszugeben.«
    Guter Gott. »Was für einen deprimierend tugendhaften Maßstab Sie setzen.«
    Ihr Lächeln verzog sich zu einer spöttischen Grimmasse. »Oh, lassen Sie sich nicht stören,
Simon
. Verlangen Sie, was Sie wollen. Da Sie sowieso nicht gewinnen, ist es vollkommen egal.«
    »Großartig«, sagte er schnell. »Dann verlange ich fünf Minuten von Ihrer Tugend.«
    Ihre Augen wurden schmal. Sie legte die Wange an den Queue und sah Simon finster an. »Was bedeutet das?«
    »Da ich ja offensichtlich verlieren werde, ist es egal, oder? Was ich damit meine, entscheide ich während der fünf Minuten.«
    »Der fünf Minuten, die Sie nicht haben«, gab sie zurück.
    »Das ist richtig.« Grinsend kehrte er ihr den Rücken zu und stützte seinen Queue mit der Hand ab, um probehalber auf seinen Spielball zu zielen.
    Sie versuchte nicht, die Abmachung anzufechten. Anscheinend hatte sie den Handel akzeptiert. Nach einem kurzen Moment der Verwunderung war Simon plötzlich fest entschlossen zu gewinnen. Er beugte sich tiefer über den Tisch. Vielleicht könnte er die Rote einlochen, wenn er seinen Spielball gegen den weißen …
    »Ein trauriger Anblick«, sagte Nells träge Stimme hinter ihm. »Ich hoffe, Sie weinen nicht, wenn Sie verlieren. In diesem Kleid sind keine Taschen für Taschentücher.«
    Er sah nicht auf. »Was haben Sie nur für ein Selbstvertrauen. Hat Mrs Hemple Sie keine Demut gelehrt? Eine sehr damenhafte Eigenschaft.« Vielleicht wäre ein Cannon übersteigert. Ein In-Off in das mittlere Loch …
    »In Demut war ich nie besonders gut.«
    Erstarrt hielt Simon sich an seinem Queue fest. Sie hatte ihm die Worte direkt ins Ohr geschnurrt. Er spürte die Wärme ihres Atems im Nacken, wo sich die kleinen Härchen aufstellten.
    Langsam drehte er den Kopf. Sie wich nicht einen Zentimeter zurück. Ein durchtriebenes Lächeln umspielte ihren Mund. Es traf ihn wie ein elektrischer Schlag und fuhr direkt in seine Leisten.
    »Lenke ich Sie ab?«, fragte sie.
    »Nicht im Geringsten«, sagte er, aber seine heisere Stimme verriet ihn. Sie lachte und starrte auf seinen Queue.
    »Gleich begehen Sie ein Foul«, warnte sie ihn.
    Mit einem stillen Fluch nahm er seinen Queue, der ihrem Spielball gefährlich nahe gekommen war, vom Tisch. »Und wo haben Sie so gut spielen gelernt? Ich hätte nicht gedacht, dass es in Bethnal Green viele Tische gibt.«
    »Keine wie diesen hier«, sagte sie schnell. »Der ist ziemlich gut. Schiefer und indisches Gummi, oder? Aber wir haben durchaus Tische, auch wenn sie nicht so vornehm ausgestattet sind.«
    »Und Sie hatten Gelegenheit, dort zu spielen?« Er konnte sich nicht vorstellen, dass Frauen in Billard-Clubs eingelassen wurden. Nicht einmal im East End.
    Sie missverstand ihn. »Auch in Bethnal Green ist nicht alles nur Arbeit. Meine Freunde und ich wussten schon, wie wir mal ein bisschen Spaß haben konnten. In O’Malleys Pub gibt’s einen Tisch und man kann auch Karten spielen. Poker mochte ich immer am liebsten. Machen Sie Ihr Spiel bald oder geben Sie auf?«
    Er lachte, beugte sich wieder über den Tisch und nahm die Lage der Bälle rasch in Augenschein.
    Sie kam wieder näher. »Sie wollen eine Long Jenny versuchen, stimmt’s? Empfehle ich jedem Mann mit einer Schwäche für einen guten Stoß.«
    Er warf ihr einen scharfen Blick zu. Ihr strahlendes Lächeln verriet ihm, dass sie sich der Doppeldeutigkeit ihrer Bemerkung absolut bewusst war. Sie tänzelte beinahe rückwärts, Lachen glitzerte in ihren Augen. »Was denn?«, sagte sie. »Wenn Sie den ins Loch kriegen wollen, müssen Sie schon ordentlich zustoßen.«
    »Ich habe ein großes Talent dafür«, stimmte er zu. »Und ich werde es Ihnen gern demonstrieren. Jetzt, oder

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