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Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Titel: Eine Parkuhr fuer mein Pferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Sakowski
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dem Gesang der Vögel!“
„Du machst mir Spaß!“ rief Andreas. „Mit lauter Ruhetagen kommst du niemals an den Bodensee, nicht in sechs und nicht in acht Wochen!“
„Das laß nur meine Sorge sein“, erwiderte Hans. „Ich muß mich erst so nach und nach an die Strapazen gewöhnen. Training ist alles. Was ich jetzt an Zeit verliere, hole ich später wieder raus. Also, auf geht’s!“
Er marschierte steifbeinig los, Südwind trottete brav nebenher. Andreas folgte ihnen langsam.
In Wischhafen wollten sie frühstücken. Da aber alle Geschäfte noch geschlossen waren, mußten sie mit dem vorliebnehmen, was noch von der Marschverpflegung übriggeblieben war. Sie setzten sich am Ortsausgang auf die Straßenböschung, hängten Südwind den Hafersack um und futterten.
Die Luft war lau wie Seide. Die Sonne wärmte schon, aber sie brannte noch nicht. Südwind stand friedlich im Gras, zermahlte den Hafer und schien weder Muskelkater noch Kreuzschmerzen zu haben.
Andreas schlug ein hartes Ei an seinem Knie auf, schälte es ab und stellte dabei tiefsinnige Betrachtungen an. „Pferde haben eine sehr empfindliche Seele“, sagte er. „Sie führen ein reiches Innenleben. Wenn der Reiter sich damit auskennt, hat er gewonnenes Spiel. Er muß wissen, was sein Pferd denkt, was es für Vorlieben hat, wovon es träumt und wen es gern zum Freund hätte.“
„So ist es“, bestätigte Hans. „Und wenn er noch herauskriegt, mit wem es am liebsten ins Kino geht und was es sich zu Weihnachten wünscht, ist er gleich per du mit ihm.“
„Spotte nicht über Pferdeseelen“, mahnte Andreas. „Nur über sie führt der Weg zu einer tiefen Freundschaft zwischen Mensch und Pferd. Guck dir das Tier genau an, studiere seine Körpersprache, dann liegt die Seele vor dir wie ein aufgeschlagenes Bilderbuch.“
„Wenn’s weiter nichts ist“, rief Hans. „Ihre Körpersprache kenne ich schon. Wenn sie die Ohren anlegen, finden sie dich zum Kotzen, und wenn sie nach hinten auskeilen, wollen sie damit andeuten, daß du dich verabschieden sollst.“
„Das sind die groben Worte ihrer Körpersprache. In der Regel schlagen sie sanftere Töne an. Wedeln mit dem Schweif ist etwas besonders Zärtliches, ein liebevolles Streicheln gewissermaßen. Die Auf- und Abbewegung des Schweifes dagegen heißt soviel wie: Nimm den Mund nicht so voll, du übertreibst mal wieder. Runter vom Sockel mit dir, alter Angeber!“
„Toll, was du alles weißt“, staunte Hans. „Und ich dachte immer, das Schweifwedeln hätte etwas mit den Fliegen zu tun, die vertrieben werden sollen.“
Andreas winkte ab. „Das ist zweitrangig.“
Hans wischte seine Hände erst im Gras und dann an seiner Hose ab und fischte eine Briefkarte aus der Gepäcktasche. „Bevor wir uns auf den Weitermarsch machen, werde ich meiner Tante die erste Karte schreiben“, sagte er. „Sie wartet bestimmt sehnsüchtig darauf. Hier, du bist doch super im Zeichnen, pinsle mal eben die Elbe, die Fähre, ein Panorama von Glückstadt und Südwind im Profil auf die Rückseite, das ersetzt die Ansichtskarte, die ich so früh ja noch nirgends auftreiben kann!“
Andreas grinste. „Fordere mich nicht heraus“, warnte er. „Sonst hast du es mit deiner Tante ein für allemal verdorben.“
„Na, dann muß ich wohl dichten“, sagte Hans. „Das wird meine Tante sicherlich auch gutheißen. Paß auf, was hältst du davon?
Ich ritt und ich reite und bleibe nicht stehn, noch schneller und schneller soll heute es gehn. Die Elbe bezwang ich, schon bleibt sie zurück. Mein Pferd trägt mich weiter nach Süden ins Glück.
Ist das nicht edle Reiterlyrik, die das Herz erwärmt?“ „In der Tat“, bestätigte Andreas, „die haut auch einen nichtreitenden Autofahrer aus dem Sattel. Deine Tante hat wirklich einen ganz erstaunlichen Neffen.“
„Deshalb hat sie mich ja auch zu ihrem Erben ausersehen. Auf geht’s! Die nächsten zwanzig Kilometer lege ich auf den eigenen Hufen zurück.“
„Zwanzig Kilometer? Dafür brauchst du ja mindestens vier Stunden!“
„Wenn nicht sogar fünf“, sagte Hans. „Da kann man nichts machen, was sein muß, muß sein. Brause du man los, wenn du deine Mühle nicht stundenlang im ersten Gang quälen willst. Immer schön Richtung Bremervörde, wie du es dem Elbefährmann vorgeprahlt hast.“
„Was heißt hier vorgeprahlt?“ verteidigte sich Andreas. „Ich hatte da auf dem Schiff eine blitzartige Erleuchtung. So was kommt vor bei intelligenten Menschen. Wenn wir in festgelegten

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