Eine Parkuhr fuer mein Pferd
Etappen eine bestimmte Stadt ansteuern und uns da vor dem Hauptpostamt treffen, kann keiner von uns beiden verlorengehen.“
„Und warum gerade vor dem Postamt?“ fragte Hans. „Na, das ist vielleicht eine Frage, Mensch!“ rief Andreas. „Weil es todsicher in jedem Ort ein Postamt gibt! Komm, unterstreichen wir bei der Gelegenheit mal gleich die Städte, die wir heimsuchen, auf unseren Karten!“
Sie nahmen jeder einen Kugelschreiber und machten um die Städte Bremervörde, Zeven, Verden, Nienburg, Bad Nenndorf, Hannover, Höxter, Hannoversch Münden, Eschwege, Bad Hersfeld, Fulda, Bad Brückenau und Würzburg einen Kreis.
„Mir wird ganz flau, wenn ich diese Strecke vor mir sehe“, stöhnte Hans. „Ob ich das schaffe?“
„Na klar, du hast ja Zeit genug. Sechs Wochen sind eine halbe Ewigkeit. Also mach’s gut, Reisekamerad, ich presche voraus.“
„Okay, brumm ab. Ich mach mich auch auf die Socken. Hier, steck die Postkarte in den nächsten Briefkasten, damit meine Tante schon morgen ein Lebenszeichen von mir erhält.“
Andreas stieg in die Ente und fuhr davon. Hans gab Südwind einen Klaps, ergriff das Seil und trottete hinterher.
Das Pferd hatte gut geschlafen und gefressen und wollte sich bewegen. Darum war es mit der langsamen Gangart, die sein Herr einschlug, ganz und gar nicht einverstanden und zog an der Leine wie ein übermütiger Hund.
„Was ist denn mit dir los?“ rief Hans. „Willst du mich ins Schwitzen bringen? Schalte mal einen Gang zurück, ich will doch keinen Gewaltmarsch machen!“
Südwind schaltete jedoch nicht zurück, im Gegenteil, er setzte zu einem leichten Trab an, und Hans mußte laufen.
„Nun aber mal langsam, mein Junge!“ rief der empört. „Wenn du meinst, du könntest hier auf einen Egotrip gehen und mich hinterherschleifen, dann hast du dich verrechnet.“ Und er versuchte das Tier mit dem Seil zu bremsen. Da blieb Südwind zwar stehen, zog aber so stark am Seil, daß Hans Schritt für Schritt nachgeben mußte.
„Was ist denn bloß in dich gefahren?“ schimpfte er. „Ich bin hier der Boß, merk dir das! Und ich bestimme, daß wir jetzt schön gemächlich dahinzuckeln.“
Als er auf diese kraftraubende Art so mit Südwind beschäftigt war, sah er plötzlich, daß Andreas zurückkam. Den schickt der Himmel, dachte er. Der muß mir helfen, den Gaul zur Vernunft zu bringen.
Andreas hielt und stieg aus. „Was ist denn mit euch los?“ fragte er. „Lustiges Tauziehen, um die Muskeln zu stärken?“
„Genau! Südwind hat’s mit einemmal eilig, zischt ab wie eine Rakete und bildet sich ein, daß ich hinter ihm her laufe. Das kann ich meinen Beinen aber unmöglich zumuten.“
„Das ist sein Bewegungstrieb“, erklärte Andreas. „Das Tier ist ausgeruht und satt und möchte ein bißchen was für seine Verdauung tun. Das mußt du ihm schon gestatten, sonst kriegt es vielleicht eine Kolik oder ’ne Darmverschlingung. Also, hopp, hopp, hopp, Pferdchen, lauf Galopp!“
„Hör bloß auf!“ rief Hans. „Wenn er das versteht, kann ich ihn bestimmt nicht länger halten!“
„Warum setzt du dich nicht rauf und reitest?“ fragte Andreas. „Dann kann Südwind so schnell und so lange laufen, bis er müde ist.“
„Ich wollte heute einen Wandertag einlegen, wie du dich vielleicht erinnern wirst“, brummte Hans. „Um meine Beine wieder zu sich kommen zu lassen. Aber ich merke schon, daß ich erst Südwind um seine Zustimmung hätte bitten müssen. Da es also sein muß, quäle ich mich wieder in den Sattel. Komm, halte mal das Seil, für einen Sattelsprung reichen meine Kräfte zur Zeit nicht aus.“
„Moment noch. Ich hab auch ein Problem. Ich vermisse meinen Führerschein. Entweder ist er mir bei unserm Zeltplatz aus dem Anorak gerutscht oder aber schon im Jever Krug’. Ich muß unbedingt zurück und ihn suchen.“
„Na, dann Hals- und Beinbruch“, sagte Hans. „Glaubst du im Ernst, daß du ihn wiederfindest?“
„Klar! Ich weiß noch genau, wo wir gezeltet haben.“
„Und wenn ihn jemand gefunden hat?“
„Das ist unwahrscheinlich. Aber sollte es so sein, dann hat er ihn bestimmt an meine Adresse geschickt. Darum muß ich unter Umständen bis nach Hause zurückfahren.“
„Also dann Arrividerci am Bodensee. Du findest den Weg hoffentlich allein? Soll ich meine Tante von dir grüßen, wenn ich angekommen bin?“
„Nun mach doch kein Drama draus!“ rief Andreas. „Spätestens morgen in Zeven habe ich dich wieder eingeholt.“
„Darum möchte ich auch gebeten
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