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Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Titel: Eine Parkuhr fuer mein Pferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Sakowski
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schöne Bescherung. Seine Wut half ihm nicht weiter, er mußte sich das Wochenende über gedulden.
Am Montagmorgen war er um neun Uhr der erste auf dem Amt und meldete den Verlust des Führerscheins.
Der Beamte, der die Meldung entgegennahm, schaute ihn prüfend an. „Sind Sie sicher, daß Sie überhaupt einen Führerschein besessen haben?“ fragte er.
„Na, hören Sie mal!“ empörte sich Andreas. „Am 10. November vorigen Jahres habe ich die Prüfung gemacht und bestanden. Das können Sie nachprüfen. Ich brauche sofort einen neuen Schein, weil ich heute noch eine Verabredung in der Lüneburger Heide habe.“
Der Beamte wiegte den Kopf. „Nun man immer schön langsam“, sagte er. „So schnell schießen die Preußen nicht. Bis Ihr neuer Führerschein fertig ist, dauert es mindestens vierzehn Tage.“
„Was denn“, entfuhr es Andreas, „vierzehn Tage? Das ist unmöglich! Ich muß heute noch losfahren!“
„Wir brauchen Paßbilder von Ihnen“, fuhr der Beamte in ruhigem Tone fort, „und müssen nachforschen, ob Sie sich nicht einen Führerschein erschleichen wollen. Das dauert nun mal seine Zeit.“
Andreas sah den Mann hilflos an. „Gibt es nicht die Möglichkeit, mir einen vorläufigen Führerschein auszustellen?“ fragte er.
„Doch“, sagte der Mann. „Sie können eine auf drei Wochen befristete Fahrerlaubnis bekommen. Wenn die abgelaufen und das Original nicht gefunden ist, wird ein Ersatzführerschein ausgestellt.“
Minuten später hatte Andreas ein Dokument in der Hand, das ihn berechtigte, bis zum 30. August einen Kraftwagen zu lenken. So schnell er konnte, verließ er das Kraftverkehrsamt und radelte nach Hause.
Wenn es keine unerwarteten Zwischenfälle gab, überlegte er, wird Hans heute nachmittag in Verden auf mich warten. Er ist bestimmt schon ganz schön sauer auf mich. Nur gut, daß ich die Strecke bis Würzburg festgelegt habe, sonst wäre die Aussicht, ihn jemals zu treffen, gleich Null gewesen. Jetzt darf nur meiner Ente nichts mehr passieren. Wenn die verrückt spielt, sehe ich schwarz.
Aber die Ente war brav. Ihr Motor tuckerte gleichmäßig, und sie rollte Kilometer um Kilometer die Straße entlang. In Glückstadt tankte er noch einmal und fuhr dann auf die Elbefähre.

Zwischenfälle
    Hans geriet am Montag in einen heftigen Regen, der so stark von vorne auf ihn und Südwind einprasselte, daß das Pferd einfach zurücklief und nicht dazu zu bewegen war, in der von Hans gewünschten Richtung weiterzugehen.
    „Was ist denn mit dir los?“ wetterte Hans. „Gibst du hier die Marschroute an oder ich? Zurück, marsch, marsch!“ Südwind schüttelte den Kopf und streckte dem Regen sein Hinterteil entgegen.
    Hans war ratlos. Er versuchte es mit sanftem Streicheln und groben Klapsen: Südwind gab nicht nach.
„Du bist vielleicht ein verrücktes Pferd!“ grollte Hans. „Ich will nach Süden, verstehst du? Da, wo du hinwillst, kommen wir doch gerade her.“
Es half nichts. Südwind war nicht bereit, sich den Regen ins Gesicht peitschen zu lassen, und stakste weiter in die falsche Richtung.
Da hielt Hans es für klüger, abzusteigen und einen Unterstand für sich und das Tier zu suchen. Die Haltestelle einer Omnibuslinie mit Windschutz und Regendach bot sich dafür an. Er streifte Südwind die Zügel über den Kopf und führte ihn unter das Dach. Um ihn völlig zu besänftigen, nahm er ihm das Gepäck ab und hängte ihm den Hafersack vors Maul. Das ließ Südwind sich gefallen. Er hatte sich in einer Krisensituation durchgesetzt und war nun zufrieden mit sich und der Welt. Hans zog eins der Zwiebelbrötchen, die er sich zum Frühstück gekauft hatte, aus dem Anorak, setzte sich auf die Bank und überdachte seine Lage.
Warum hatte Andreas ihn immer noch nicht eingeholt? War seine Ente zusammengebrochen? Das konnte eigentlich nicht sein, denn vor der Abreise war sie gründlich überholt worden. Natürlich, einen kleinen Schaden konnte sie schon mal haben, das hatte ja das gerissene Bremsseil gezeigt. Aber konnte die Reparatur so lange dauern? Von Freitag bis Montag? Hans faßte sich an den Kopf. Von Freitag bis Montag, natürlich, dazwischen lagen ja der Samstag, an dem nicht gearbeitet wurde, und der Sonntag. Das konnte die Erklärung sein. An einen Unfall wollte er nicht glauben.
Hans nieste. Seine Reithose war klatschnaß. Südwind stand ruhig da und mampfte den Hafer. Du hast es gut, dachte Hans, hast das Fressen vor der Nase und brauchst dich nicht über nasse Hosen zu ärgern. Er

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