Eine Parkuhr fuer mein Pferd
passende.“
Magnus Möller, schon sehr ungeduldig, meinte, der Mann hätte gemerkt, daß er von Autos nichts verstand, und wollte sich an ihm dumm und dämlich verdienen. Darum winkte er ab und stieg ein. „Tausend Kilometer müssen sie noch laufen“, sagte er, „dann werde ich sie austauschen. Haben Sie vielen Dank. Auf Wiedersehen.“
Auf seiner Karte hatte er gesehen, daß der Neffe seiner Auftraggeberin sicherlich in Glückstadt die Elbe überqueren würde, weil er im andern Fall über Hamburg reiten müßte. Also fuhr er nach Glückstadt. Der Kassierer auf der Fähre, den er nach einem Reiter fragte, dessen Pferd einen Strohhut trug, nickte.
„Ja, gestern abend mit der letzten Fähre hat er sich übersetzen lassen, zusammen mit seinem Freund.“
In Wischhafen angelangt, befragte Magnus Möller die Leute auf der Straße nach dem Reiter. Und da er Durst bekommen hatte, kehrte er in der ersten Wirtschaft ein. Natürlich befragte er den Wirt und bekam auch von dem einen Hinweis, der ihm bestätigte, daß er auf dem richtigen Weg war. So machte er sich in bester Stimmung auf die Weiterfahrt. Als die Bundesstraße nach Süden abbog, folgte er ihr, ohne zu zögern, und hatte bei der ersten großen Kreuzung das Glück, wieder den richtigen Mann nach seinem Reiter zu fragen. Er erfuhr, daß Hans auf Himmelpforten zu geritten sei. Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf, dachte er.
In Himmelpforten hatte man Hans selbstverständlich auch gesehen. Ein Reiter, der sich und sein Pferd so auffällig kostümiert hatte, mußte einfach jedem in die Augen springen. Wieder bekam er den richtigen Hinweis, allerdings einen, dem er nicht ohne weiteres folgen konnte, hatte der Gesuchte doch die Straße verlassen und war quer über die Weiden geritten. Macht nichts, dachte Magnus Möller, irgendwo stößt er ja wieder auf die Straße. Ich werde ihn schon finden.
Und er fand ihn. Es war jedoch schon Abend, und er hatte immer und immer wieder nach ihm fragen müssen.
In der Nähe von Bremervörde hatte Hans das Pferd an eine knorrige Kiefer gebunden, ganz in der Nähe der Straße, und sich auf seiner Wolldecke am Straßenrand ausgestreckt, für jeden Vorbeifahrenden sichtbar, damit Andreas, sollte er endlich mit dem Führerschein zurückkommen, ihn leicht entdecken könnte.
Magnus Möller parkte seinen Wagen in einem schmalen Seitenweg hinter dichten Fichten, setzte sich eine blonde Perücke auf, klebte sich ein ebenso blondes Bärtchen auf die Oberlippe, schlüpfte in Jeans, zog ein T-Shirt an mit der Aufschrift „University of London“, streifte Holzsandalen über die bloßen Füße und schickte sich an, in die Höhle des Löwen vorzudringen. Er wollte mit Hans ein Gespräch anfangen, um Frau Deters in Stockach einen genauen Bericht über ihren Großneffen und seinen Umgang mit dem Pferd geben zu können. In dieser Verkleidung, so glaubte er, würde ihn jeder für einen Studenten halten. Jung genug war er dafür.
Lässig steckte er sich einen Erikazweig hinters Ohr, nahm einen zweiten zwischen die Finger und machte sich auf den Weg. Kurz bevor Hans ihn bemerken konnte, sprang er über den Graben, der neben der Straße verlief, und trat auf das Pferd zu.
„Hallo, mein Brauner“, rief er und tat überrascht, „was machst du hier so allein in der Heide?“
Hans richtete sich auf und sah zu dem Fremden hinüber. „Sein Herr befindet sich hier.“
„Entschuldigung“, sagte Magnus Möller, „ich habe dich gar nicht gesehen. Ein hübsches Pferd hast du. Bist du auf Tour?“
„Allerdings.“
„Weit?“
„Nee, nur bis zum Bodensee.“
Darüber mußten beide lachen.
„Mein lieber Scholli“, sagte Magnus, „da haste ja noch ’ne Ecke vor dir. Hält dein Pferd das denn durch?“
„Ich hoffe. Wir machen das ja beide zum erstenmal.“
Magnus nickte bewundernd. „Ich glaube, ich würde mir das nicht zutrauen.“ Und in Erinnerung an den Tankwart am Mittag fügte er hinzu: „Wenn man mit dem Auto auf Tour ist, und da passiert was, kann man die Reifen wechseln, ’ne neue Wasserpumpe einbauen, und die Fahrt geht weiter. Aber für ein Pferd gibt es keine austauschbaren Ersatzteile, das muß mit demselben Motor und demselben Zubehör die ganze Reise durchstehen. Da muß man das Tier aber verdammt gut pflegen.“
„Das tue ich“, sagte Hans. „Mein Pferd hat nichts auszustehen. Es ist putzmunter und fühlt sich pudelwohl, was ich von mir nicht gerade sagen kann. Meine Beine möchte ich am liebsten verschenken und mir ein Paar
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