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Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Titel: Eine Parkuhr fuer mein Pferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Sakowski
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kletterte aus dem Sattel und schüttelte die Beine aus. „Elf Tage lang allein mit meinem Pferd in Busch und Wald, das sollst du mir erst mal nachmachen!“
Andreas winkte ab. „Wenn ich auch eine Million zu erwarten hätte wie du, würde ich das sogar mit einem blinden dreibeinigen Pferd machen.“ Er schaute Corinna an.
„Dich hat er wohl grade nach dem Weg gefragt, was? Oder hat er dich ein Stück mitgenommen?“
„Weder noch“, erklärte Hans. „Sie ist mir nachgefahren. Und weißt du, warum? Weil Südwind mal ihr gehört hat.“
„Ja“, sagte Corinna, „Südwind ist ein Zirkuspferd und hat ganz tolle Tricks drauf.“
„Ein Zirkuspferd?“ rief Hans. „Na, dann wird mir einiges klar. Darum also tanzt er, dreht Pirouetten und verbeugt sich.“
„Das hat mein Vater ihm mit viel Geduld beigebracht, und ich bin in unserem Zirkus mit ihm aufgetreten.“
„Dann bist du wohl so etwas wie eine Kunstreiterin, was?“ fragte Andreas.
Corinna nickte. „Südwind und ich waren die Hauptattraktion in unserem Zirkus. Seit wir das Pferd nicht mehr haben, geht es bergab. Südwinds Tochter, die mein Vater jetzt ausbildet, ist lange nicht so gelehrig wie er.“
„Warum habt ihr Südwind denn verkauft, wenn er so wichtig für euch war?“ wollte Hans wissen.
„Weil er krank wurde, und wir glaubten, er würde sterben.“
„Verstehe“, sagte Andreas, „und von dem Käufer habt ihr vermutlich nicht viel mehr als ein Trinkgeld gekriegt.“
„Ja, weil wir doch glaubten, er würde es schlachten.“
„Das ist ein Ding! Du kaufst einen kranken Gaul, pflegst ihn gesund und verkaufst ihn zu einem Superpreis.“ Andreas schüttelte den Kopf. „Und du triffst nun deinen Totgeglaubten hier quietschvergnügt wieder.“
„Sie ist mir gefolgt, weil sie ihn zurückhaben möchte“, sagte Hans. „Aber ich hab ihr schon klargemacht, daß daraus nichts wird.“
„Allerdings nicht, Fräulein Kunstreiterin“, bestätigte Andreas. „Und wenn du hunderttausend Mark hinblättern würdest, könntest du Südwind nicht bekommen. Auf meinen Freund warten nämlich Millionen.“
Corinna machte ein unglückliches Gesicht. „Bezahlen kann ich sowieso überhaupt nichts. Unser Zirkus ist so gut wie pleite. Ich wollte mir Südwind nur für eine Saison ausleihen und ihn später bezahlen, wenn es uns wieder besser geht.“
„Sollte ich termingerecht in Stockach ankommen, können wir mal darüber reden“, sagte Hans düster. „Daß ich das aber schaffe, ist so gut wie ausgeschlossen. Ich habe nämlich mein gesamtes Reisegeld verloren und bin auch pleite.“
„Was hast du?“ rief Andreas. „Wiederhole das bitte nicht, damit ich es für einen Hörfehler halten kann!“
„Es stimmt“, sagte Hans. „Alles ist weg, ich hab keinen Pfennig mehr.“
Sie sahen einander betroffen an und schwiegen.
Corinna hatte immer noch ihre Wange an Südwinds Kopf gelehnt und liebkoste ihn. Der erkannte anscheinend seine ehemalige Herrin, denn er ließ sich ihre Zärtlichkeiten gerne gefallen.
„Man müßte Geld verdienen“, sagte sie leise. „Wenn wir einen Kleinzirkus aufmachten, nur mit einem Pferd und einer Kunstreiterin, könnten wir vielleicht so viel einnehmen, wie wir für Futter und Essen brauchen.“
„Wir?“ fragte Hans. „Meinst du dich auch damit?“
„Ja“, sagte Corinna. „Ich bleibe bei euch und helfe. Und wenn’s klappt, leihst du mir später den Südwind.“
Andreas sah sie zweifelnd an. „Ob wir mit dem Zirkusspielen genug verdienen, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht solltest du lieber deine Erbtante anrufen und ihr klipp und klar mitteilen, was dir zugestoßen ist.“
Hans schüttelte den Kopf. „Nein, dann hält sie mich bestimmt für leichtsinnig und unzuverlässig und schaut sich nach einem anderen Erben um.“
„Das kann natürlich sein“, räumte Andreas ein. „Also schön, machen wir einen Zirkus auf. Das war ja schon seit frühester Kindheit mein leidenschaftlichster Wunsch. Gestatte, Fräulein Kunstreiterin, daß wir die landesübliche Form wahren und uns erst einmal miteinander bekannt machen. Ich bin der von allen Mädchen umschwärmte Andreas, der da wurde auf den Namen Hans getauft, und du heißt, laß mich mal raten, Kordulina, stimmt’s?“
„Beinahe“, sagte Corinna. „Ich heiße Corinna.“ „Klingt auch nicht übel. Kommt, Leute, entwerfen wir den Schlachtplan. Ich schlage vor, daß wir das nicht hier im Grünen machen, sondern in einer gemütlichen Kneipe. Erlaubt mir, daß ich euch zu einem kleinen

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