Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Titel: Eine Parkuhr fuer mein Pferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Sakowski
Vom Netzwerk:
er. In Zukunft werde ich vorsichtiger sein.
    Am zehnten Tag näherte er sich dem Ende des Reiterpfades, dem Ort Hirschhorn.
Schade, dachte er, so bequem und angenehm wird es jetzt nicht mehr weitergehen. Nun muß ich wieder feste Straßen benutzen oder querfeldein reiten und fürchten, daß Bauern mir drohen oder wütend mit einem Stein nach mir werfen, wenn ich über ihr Land reite.
Er machte Rast an einem Bach, ließ Südwind trinken und bedachte die letzte Strecke der Reise. Als er in der Satteltasche nach seinem Portemonnaie suchte, um festzustellen, wieviel Geld ihm verblieben war, konnte er es nicht finden. Er kehrte die Tasche um und nahm alles heraus, was drin war. Das Portemonnaie war nicht da. Es war auch nicht in die Regenhaut oder den warmen Pullover gerutscht und hatte sich nicht zwischen der Unterwäsche versteckt. Hans überlegte, wann er es das letzte Mal in der Hand gehabt hatte und ob es ihm wohl jemand gestohlen haben könnte. Aber den Gedanken verwarf er wieder. Er mußte es verloren haben.
Natürlich, er hatte es ja nach einem Einkauf in einem Dorfladen einfach in die Tasche seiner Reithose gesteckt, weil er beide Hände frei haben mußte, um die Unmengen Obst und Gemüse zu tragen, die er für sich und Südwind gekauft hatte. Später hatte er dann vergessen, das Portemonnaie in die Satteltasche zurückzustecken. Es mußte ihm aus der Hosentasche gerutscht sein. Seitdem war er durch einen Bach geritten, einen mit hohem Gras bewachsenen Wirtschaftsweg entlanggaloppiert und durch viele Kilometer Laubwald gekommen. Was nun? Konnte er sein Ziel ohne Geld erreichen? Andreas mochte ja noch ein wenig übrigbehalten haben, aber das war auf keinen Fall genug. Er sollte wohl am besten seine Tante anrufen und den Fall darlegen. Die war ja reich genug und könnte ihm etwas schicken. Fragte sich nur, ob sie es auch tat.
Er packte alles wieder ein und ritt weiter. Am frühen Nachmittag kam er in Hirschhorn an. Dort wurde er bereits erwartet.
Wo der Reiterpfad in das Dorf einmündete, saß Andreas in seiner Ente und döste vor sich hin. Er war nicht besonders aufmerksam, denn schon seit Stunden war er hier auf Posten. Um so aufmerksamer und wacher war Corinna, die auf weichem Moos an einem Baum gelehnt saß und einfach jeden Reiter wahrnehmen mußte, weil der Pfad unmittelbar an ihrem Sitzplatz vorbeiführte. Sie erkannte ihren Südwind sofort, stand auf und stellte sich ihm in den Weg.
Der dritte schließlich, der geduldig Wachtposten bezogen hatte, war ein älterer grauhaariger Herr, der auf einer Bank saß, in einer Illustrierten blätterte und hin und wieder gedankenverloren in den Himmel schaute. Dabei behielt er den jungen Mann in seiner Ente im Auge und hatte auch schon das Mädchen bemerkt, das weiter hinten an einen Baum lehnte. Hans, in Gedanken immer noch mit dem Verlust seines Portemonnaies beschäftigt, erschrak, als Corinna plötzlich vor ihm stand und das Pferd mit seinem richtigen Namen anredete.
„Hallo“, rief er, „woher weißt du, wie es heißt?“ Corinna legte ihr Gesicht an Südwinds Kopf und streichelte ihn. „Weil es mein Pferd ist“, sagte sie, verbesserte sich aber sofort: „Weil es mein Pferd war. Es gehörte unserer Familie und ist ein ganz besonderes Pferd.“
„Das kann man wohl behaupten“, stimmte Hans zu. „Aber wie kommst du hierher? Schließlich habe ich Südwind in Schleswig Holstein gekauft.“
„Ich bin dir nachgefahren“, erklärte Corinna.
„Wie bitte?“ rief Hans. „Den ganzen Reiterpfad entlang?“
„Nein, da kann man ja wohl nicht gut Autostopp machen. Ich wußte, daß du hier in Hirschhorn ankommen würdest, weil das in der Zeitung stand. Und da hab ich mir ausgerechnet, wann du hier sein könntest.“
„Also, das finde ich ja nun riesig nett von dir“, sagte Hans, „daß du aus Sehnsucht und Liebe zu deinem Pferd solche Strapazen auf dich nimmst.“
„Es ist nicht nur Liebe und Sehnsucht“, sagte Corinna. „Ich bin dir nachgefahren, um das Pferd wiederzuholen.“
„Wiederhaben willst du es?“ rief Hans. „Dann hast du dir die Mühe umsonst gemacht. Ich reite mit Südwind an den Bodensee! Er wird nicht verkauft.“
Andreas, aus seinem Halbschlaf erwacht, kam winkend näher. „Na endlich!“ rief er schon von weitem. „Du kannst einen ganz schön auf die Folter spannen. Bist wohl im Rückwärtsgang unterwegs, was?“
„Nun halt aber die Luft an!“ rief Hans zurück. „Ich habe mich genau an die angegebenen Tagesetappen gehalten.“
Er

Weitere Kostenlose Bücher