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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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hab’ gedacht, die fangen Terroristen.«
    Er beugte sich mit anzüglichem Grinsen nach vorn und deutete mit dem Zeigefinger auf das Foto. »Und was meinen Sie, wofür die das halten?« Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Mehr habe ich fürs erste nicht zu sagen. Abgesehen von der Gebührenordnung natürlich. Nehmen Sie das Foto mit. Studieren Sie’s sorgfältig. Leben Sie damit. Lernen Sie, es zu lieben. In diesem Fall wird’s darum gehen, wie Sie im Zeugenstand darauf reagieren. Mit den Hintergründen beschäftigen wir uns später.«
    In den nächsten paar Minuten erläuterte er uns die Zusammensetzung seines Honorars, wie er sich die Zahlungen vorstellte und wie träge er werden würde, wenn diese Zahlungen nicht eingingen. Ich sagte ihm, daß ich Roland Denson als Junior Counsel wolle.
    »Solang ich mir den Leader aussuchen kann«, sagte er.
    Es war nicht schwer zu erraten, wen er wollte. Es gab nur einen einzigen Queen’s Counsel in England, der Feinberg aggressiv genug war.
    »Sie wollen Sir Simon Carlford?«
    »Ich kriege Simon Carlford.« Er lächelte häßlich. »Wenn ich ihn will.«
    »Es wird Zeit, daß wir uns unterhalten«, sagte Daisy auf dem Nachhauseweg im Taxi.
    Später gingen wir zusammen in mein Arbeitszimmer, wo ich eine neue Diskette in meinen PC schob. Wir sahen einander grimmig an.
    »In der Juristerei zählen die Details«, sagte ich.

[34]
    Einen Fall für ein Verfahren vorzubereiten, ist eine Kunst. Das gilt doppelt, wenn diese Vorbereitung sich auf die Vertuschung einer fundamentalen Lüge konzentriert. Aber das muß so sein. Jeder Beruf, jede Berufung des Menschen, die über die des Maurers hinausgeht, hat mit der Manipulation menschlicher Wahrnehmung zu tun, und wenn die zu manipulierende Wahrnehmung nicht naiv, sondern scharf ist (zum Beispiel bei einem Richter oder einem Ankläger), dann darf kein Fehler passieren; der Trick muß gelingen, der Wille, der dieser Aktion zugrunde liegt, muß so stark sein, daß sogar der Impresario in dem entscheidenden Augenblick daran glaubt, daß das Steckenpferd das Rennen gewinnen kann. All das erfordert eine intellektuelle und emotionale Disziplin, an die Daisy nach einem Leben voller Drogen und schlauer Sprüche nicht gewöhnt war.
    »Aus Ihnen machen wir schon noch einen ganzen Mann«, sagte Feinberg mit anzüglichem Grinsen zu ihr.
    Und in gewisser Hinsicht gelang ihm das tatsächlich. Eines Tages war sie so unvorsichtig zu sagen, es wäre ihr lieber, ihre Zeit in Holloway abzusitzen, als noch einen weiteren Tag mit Feinberg und mir zu verbringen. Damit hatte Feinberg endlich den Vorwand, den er brauchte. Er arrangierte einen Besuch im Gefängnis, von dem sie blaß und ziemlich eingeschüchtert zurückkehrte. Nur wenige Menschen haben eine Vorstellung davon, wie tief der Mensch sinken kann. Als Daisy wiederkam, wirkte sie entschlossen. Feinberg hatte sie wachgerüttelt.
    »Ich gehe nicht ins Gefängnis, James«, sagte sie. »Das kannst du mir glauben.«
    Danach lernte sie ihren Text so gut, daß wir uns mit einem neuen Problem konfrontiert sahen.
    »Sie ist zu perfekt«, sagte Feinberg. »Sie zögert zu wenig.«
    »Arschloch«, sagte Daisy.
    Feinberg sah sie neugierig an. »Hören Sie, meine Liebe, es gibt eine Frage, die ich nie gestellt habe und auch nie stellen werde. Ist mir scheißegal, ob Sie ihn um die Ecke gebracht haben oder nicht. Mehr Kopfschmerzen macht mir die Tatsache, daß Sie kein Alibi haben. George Holmes verliert nicht gerne – wenn Sie bloß sagen können, daß Sie die ganze Nacht daheim waren und masturbiert haben, werden Sie eingelocht. Es gibt nur eine sichere Methode, einen Strafprozeß zu gewinnen, und die besteht darin, so gut zu lügen, daß sie einen nicht mal dann verurteilen könnten, wenn sie wollten. Stimmt’s?«
    Das letzte Wort war an mich gerichtet. Ich hatte den größten Teil meiner Berufslaufbahn mit dem Versuch verbracht, kein Anwalt wie Feinberg zu werden. Auch jetzt, da Daisys Freiheit auf dem Spiel stand, hatte ich Probleme damit. Ich wandte den Blick ab, ohne etwas zu sagen, was Feinberg wütend machte.
    »Ich will mit Ihnen reden«, erklärte er mir. »Sie können gehen«, sagte er zu Daisy.
    Wir saßen einen Augenblick da und schauten einander über seinen Schreibtisch hinweg an. Er wirkte noch wütender als sonst. Sein Gesicht zuckte wieder wie wild, und er hatte sich so oft auf die dicken Lippen gebissen, daß sie fast bluteten. Schließlich hielt er zwei Finger hoch.
    »Zwei

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