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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Zimmergenossin namens Brenda ausgewählt, und diese Brenda begrüßte mich jetzt an der Tür.
    »Daisy und ich wollen grade essen.«
    Ich folgte Brendas gebieterischem Hinterteil die Treppe hinauf. Daisy hob den Blick von einem Küchenbrett, auf dem sie Knoblauch hackte, und ertappte mich dabei, wie ich Brendas üppigen Busen anstarrte, an dem ich mich beim Eintreten vorbeidrückte. Es war sofort klar, daß wir uns einig waren in unserer Verwunderung über Brendas freischwingende Brüste. Meiner Meinung nach gibt es nichts Einnehmenderes als eine schöne Frau mit Sinn für Humor.
    Wir setzten uns zu dritt in die spröde, neonerhellte Resopaleinrichtung des Speisesaals, wo wir uns über einen Topf Spaghetti und eine Pfanne mit Sauce Bolognese hermachten. Die Nudeln waren dünner und härter als die, die ich sonst immer aus der Dose aß, aber ich hatte keinen Hunger und hätte sowieso alles gegessen.
    »Es ist genug da, also greift ordentlich zu«, sagte Brenda.
    Daisy sah mich an. »Also los, James, bedien dich.«
    »Hier.« Brenda stand auf. Mit einer riesigen Kelle tauchte sie in die Tiefen des Topfes und holte eine große Portion ineinander verschlungener Spaghetti heraus.
    »Ich hab’ ’nen Bruder. Ich weiß, was Männer verdrücken können«, sagte Brenda. Daisy wandte den Blick ab.
    »Nimm dir doch auch noch was, Brenda«, sagte ich.
    »Na schön.« Wieder stand sie auf – der besseren Hebelwirkung wegen –, fischte einen großen verklebten Knoten heraus und ließ ihn auf ihren Teller fallen.
    »Die Theatergruppe trifft sich heute abend das erste Mal, wenn’s euch interessiert«, sagte Brenda.
    »Möchtest du hingehen?« fragte ich Daisy.
    »Du?« fragte sie zurück.
    Ich wollte mir gerade eine Ausrede ausdenken, als ich ihr kaum verhohlenes Grinsen bemerkte.
    »Ach, ich bin kein guter Schauspieler«, sagte ich.
    »Und was ist mit dir, Daisy?« fragte Brenda.
    »Ich bin keine gute Schauspielerin.« Daisy zwinkerte mir zu. »Aber laß dich von uns nicht abhalten.«
    »Nein, nein! Ich würde nicht ohne euch gehen«, sagte Brenda.
    »Weißt du, wir sind ziemlich eng befreundet«, sagte Daisy.
    »Erstaunlich, findest du nicht auch?« Brenda strahlte. »Wir haben gerade den ersten Monat vom ersten Semester hinter uns. Ich wußte nicht so recht, wie das wird, wenn ich das Zimmer mit einer Amerikanerin teile, aber jetzt habe ich das Gefühl, als würden wir uns schon ein Leben lang kennen. Wir haben uns sofort verstanden. Ich konnte mein Glück gar nicht fassen.«
    »War ein toller Film gestern abend, James«, sagte Daisy.
    »Ich halte ihn für einen seiner besten – das ist der Punkt in seiner Karriere, wo er allmählich vom Handwerker zum Künstler wird.«
    »Wer?« fragte Brenda.
    »Alfred Hitchcock«, antwortete Daisy.
    »Ach, den hab’ ich nie leiden können. Dieses ganze Psycho -Zeug. Hast du gesagt, er ist ein Künstler? Das hab’ ich noch nie jemanden über ihn sagen hören. Ich hab’ immer gedacht, Künstler malen Bilder. Aber Hitchcock macht doch bloß Filme, oder? Ehrlich gesagt, finde ich es blöd, wenn man einen Filmemacher einen Künstler nennt.«
    »Was für eine wunderbare Grundsatzdiskussion«, sagte Daisy. »Nun, wenn James genug gegessen hat, begleite ich ihn rüber zu seinem Block.«
    »Aber warum denn?«
    »Damit ihn niemand überfällt.«
    »Sei doch nicht albern – Überfälle sind ein typisch amerikanisches Problem.«
    »Deswegen muß ich ihn ja beschützen.« Sie schob ihren Ärmel hoch, um uns ihren eher unterentwickelten Bizeps zu zeigen. »Tja, ich hab’ das Überleben auf den Straßen von New York gelernt.«
    »Ich komme mit«, sagte Brenda.
    »Nein, das tust du nicht, Schätzchen«, sagte Daisy mit übertriebenem Akzent.
    Brenda ließ die Schultern hängen. »Na schön, du bist der Chef.«
    »Allerdings.«
     
    Als wir den grell erleuchteten Bereich verließen, zuckte ich zusammen. Daisy hatte meine Hand genommen.
    »Was soll ich bloß machen? Kannst du mir sagen, was ich machen soll?« fragte sie.
    »Mit Brenda?«
    »Was sonst?«
    »Offensichtlich …«
    »… himmelt sie mich an und hat noch gar nicht gemerkt, daß sie eine waschechte Lesbe ist. Ich hab’ mein ganzes Leben noch keine solche Klaustrophobie gehabt.«
    »Du mußt vorsichtig sein«, sagte ich. Erst eine Woche davor hatte ich einen Film über eine psychopathische Lesbierin gesehen, die ihre beste Freundin umbrachte. »Könntest du nicht mit jemandem das Zimmer tauschen?«
    »Wenn ich das tue, macht sie einen

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