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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Sie kennengelernt habe. Da habe ich einen Ladendieb im Bow Street Magistrates Court vertreten. Ein Antrag auf Strafmilderung.«
     
    Als ich aus dem Schuppen herauskam, waren Eleanor und Tom bereits weg. Ich fand Daisy unter einem riesigen Daunenbett, die Leselampe eingeschaltet. Sie lag auf der Fensterseite, das Fenster war geöffnet, und rauchte einen Joint. Ihr Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Ihr Beschluß, Hoggs Gastfreundschaft zu mißbrauchen, ließ sie zehn Jahre älter wirken. Ihr mädchenhaftes Bedürfnis, anderen zu gefallen, konnte ich nirgends entdecken.
    Ich hatte mich auf einen Streit gefaßt gemacht. »Bist du noch wütend?«
    Sie betrachtete mich mit kühlem Blick. »Komm ins Bett.«
    Ich zog mich aus und schlüpfte neben sie, erleichtert darüber, daß ihre Hand die meine suchte und hielt.
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    »Ach, so wütend war ich gar nicht. Ich wollte bloß nicht, daß ihr zwei Zyniker euch über mich lustig macht, das ist alles.«
    Ihre Stimme war ruhig und sehr weiblich. Manchmal bewirkten die Drogen das.
    »Ich wollte mich nicht lustig über dich machen, ich …«
    »Sch! Ist schon in Ordnung.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich.«
    »Manchmal bist du wirklich wundervoll. Großzügig …«
    »Nein, für dich bin ich absolut naiv, eine ziemlich dumme Amerikanerin. Ich denke in peinlichen Klischees, ich mache mir nicht die Mühe, mich mit der wirklichen, schmutzigen Welt auseinanderzusetzen, und deswegen habe ich kein Recht, den Mund aufzumachen. Wenn ich dann doch rede, zuckst du zusammen. Und außerdem bin ich eine Heuchlerin, weil ich mich bei Leuten wie Hogg einschmeicheln will. Stimmt’s?«
    »Nicht, Daisy.«
    Sie schenkte mir keine Beachtung. »Tja, angenommen, du hast recht, und meine Gedanken sind unbeholfen, naiv. Angenommen, ich verwende die falschen Worte, denke nicht präzise, habe keine Ahnung, wie’s da draußen auf der Straße zugeht, aber angenommen auch, daß die Gedanken gar nicht so wichtig sind, weil ich nun mal nicht wegen Mord vor Gericht stehe, sondern bloß versuche, mich mit dir zu unterhalten. Nimm mal an, daß es mir um das geht, was sich hinter den Worten verbirgt – um die Wahrnehmung, wenn du es so nennen willst. Wahrscheinlich habe ich das Gefühl, erstickt zu werden, weil du die ganze Zeit deinen Intellekt gegen mich einsetzt, wenn ich nur meine Empfindungen und Ansichten mit dir teilen möchte.«
    Ich versuchte zu antworten und realisierte plötzlich, daß ich das nur konnte, wenn ich meinen Intellekt genau so einsetzte, wie sie es gesagt hatte.
    »Ja, nehmen wir das mal an.«
    »Wärst dann nicht du der Narr?« Ihre Hand spielte an meinem schlaffen Penis herum. Bei dem Wort »Narr« zog sie daran.
    »Doch.«
    »Verstehst du jetzt ein bißchen, wie es ist, eine Frau zu sein?«
    »Wenn du noch fester ziehst, machst du gleich eine aus mir.«
    Sie mußte lachen, als sie gerade inhalierte, und verschluckte sich. Ich klopfte ihr auf den Rücken.
    Wie zart ihr nackter Rücken doch war, wenn sie sich die Lunge aus dem Leib hustete.
    »So geht das nicht weiter; ich muß mir eine Wasserpfeife besorgen«, sagte sie, als sie sich ein bißchen erholt hatte. »Also: Worüber habt ihr zwei euch unterhalten, nachdem ich weg war?«
    »Worüber werden sich zwei Jungs aus der Arbeiterschicht wohl unterhalten?«
    »Über Frauen und Fußball.«
    »Den Fußball haben wir weggelassen.«
    »Und – hast du rausgefunden, ob er ’ne Affäre mit Hogg hat?«
    »Nein, die hat er nicht. Wenn Hogg den Mut dazu hätte, würde er ihn anmachen, aber den hat er nicht, und deshalb gibt’s bloß versteckte Andeutungen, eine ganze Menge ungenutzte Libido und ein paar leicht sadistische Machtspielchen.«
    »Das alles hat Oliver gesagt? Das klingt überhaupt nicht nach ihm.«
    »Nicht wortwörtlich. Er hat gesagt, Hogg ist eine Memme. Weißt du, Cockney ist ein sehr sparsamer Dialekt. Da werden nicht so viele Worte gemacht.«
    Daisy zog an ihrem Joint und blies den Rauch zum Fenster hinaus. Dabei drückte sie beide Brüste einen Augenblick lang gegen den kalten Fenstersims. Sie schlüpfte schnell wieder unter die Decke.
    »Brrr, ist das kalt. Sag mir noch was, du Klugscheißer.«
    »Schieß los.«
    »Warum könnt ihr Hogg nicht leiden – du und Oliver? Das ist grausam. Er glaubt doch wirklich, daß er Oliver hilft. Und außerdem mag er dich. Er war ganz schön wütend, weil du dich auf die Spritztour eingelassen hast – er hat gedacht, du hast den Verstand verloren.«
    »Genau, da

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