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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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ich Daisys Hand. Ich spürte ihre Erregung, ihren Wunsch, daß er Notiz von ihr nehmen, sie vielleicht sogar als Mitrevolutionärin, als Mitverbrecherin betrachten möge. Außerdem wollte sie Anerkennung dafür, daß sie ihn vor der Polizei gerettet hatte.
    Die Tür zum Schuppen stand ein wenig offen, und der Schein einer Kerosinlampe, die er auf den Boden gestellt hatte, drang heraus. Sein Schatten, den wir beim Öffnen der Tür als erstes sahen, nahm eine ganze Wand ein und türmte sich an der Decke über uns auf. Er beugte sich über eine Axt, die jemand in einen Hackklotz getrieben hatte. Seine riesige schwarze Hand, mit der er den riesigen schwarzen Griff der Axt umfaßte, machte den schlanken Jungen, dem die Hand gehörte, fast zu einem Zwerg. Holzspäne und Teile von Baumstämmen waren im ganzen Schuppen verstreut.
    Er nahm ein Stück Holz, das mit einer Kettensäge abgeschnitten worden war, in die Hand und legte es auf den Klotz. Dann sah er Daisy mit einem verschmitzten Blick an. »Das machen Bösewichte hinterher, zum Entspannen.« Er hob die Axt und spaltete das Scheit ohne große Anstrengung mit einem Schlag. Er legte die Teile auf den Klotz und ließ die Axt noch einmal darauf niedersausen. Das machte er ein paarmal.
    Schließlich hieb er die Axt mit voller Kraft in den Klotz.
    »Wissen Sie was?« Er sah mich an. »Ich bin sauer auf mich selbst.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Warum?« fragte Daisy.
    Er schenkte der Frage zuerst keine Beachtung, dann sagte er: »Fragen Sie ihn – er versteht’s.«
    Daisy wirkte verletzt.
    »Sie wollten die Polizei rufen. Daisy hat sie daran gehindert.« Ich sagte es für sie, weil sie es wollte.
    »Ich hab’ ihnen gesagt, es ist Eleanors Schuld, weil sie Sie provoziert hat.«
    »Eleanor!« Der schwarze Riese an der Wand schüttelte den Kopf. Einen Augenblick lang verzerrte ein böses Grinsen Thirsts Gesicht. »Wie hat Tom drauf reagiert?«
    »Er war böse, ziemlich böse. Der würde es Ihnen heimzahlen, wenn Eleanor nicht wäre«, sagte ich.
    »Tja, wenn«. Er kicherte. »Wollen Sie ein Bier?«
    Er holte einen Sechserpack von der anderen Seite des Schuppens, zog drei Dosen aus den Plastikringen und gab Daisy und mir jeweils eine.
    »Tut mir leid, daß ich kein Glas habe«, sagte er zu Daisy.
    »Ist schon in Ordnung«, antwortete sie schüchtern.
    Er warf den Kopf in den Nacken, trank ein paar Schluck Bier und betrachtete Daisy nachdenklich.
    »Wissen Sie, wofür ich den geben würde?« Er packte seinen rechten Arm mit der linken Hand und schüttelte ihn.
    »Wofür?«
    »Für seine Selbstbeherrschung.« Dabei deutete er auf mich und nahm noch einen Schluck Bier. »Sie wissen gar nicht, wieviel Glück Sie haben«, erklärte er ihr. »Die meisten Männer sind entweder Schweine oder Memmen – entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise.«
    »Oder Tunten«, mischte ich mich in das Gespräch ein.
    »Oder Tunten. Na – was hat er dazu gesagt?«
    »Fragen Sie Daisy. Sie wissen doch, daß ich nicht da war.«
    »Wer? Ach so, Sie meinen James Hogg. Er war sauer, aber er wußte nicht so recht, auf wen. Ich glaube, hauptsächlich auf Eleanor. Und dann haben Tom und ich uns gestritten, und das hat ihn noch mehr aus der Fassung gebracht.«
    »Auf Ihre Bewährung hat das keinen Einfluß«, sagte ich. »Schließlich war die Leiterin der Behörde mit von der Partie, und es war ihr Wagen. Sie haben wirklich an alles gedacht.«
    »Das tut nichts zur Sache.«
    »Ich weiß.«
    »Warum? Ich versteh’ das nicht«, beklagte sich Daisy.
    Thirst, dem Daisy offenbar auf die Nerven ging, warf mir einen Blick zu. Ich hatte den Eindruck, daß er sich mit mir allein unterhalten wollte.
    »Daisy glaubt, daß Sie eine Lanze für die Freiheit gebrochen haben mit dieser Eskapade. Sie kann nicht verstehen, warum Sie die Sache so bedauern.«
    »War das nicht ein tolles Gefühl?« fragte sie.
    »Klar.«
    »Und wo liegt dann das Problem?«
    Er wischte sich mit der Hand die Stirn ab und sah mich an. Ist sie wirklich so dumm? fragte mich sein Blick.
    »Wissen Sie, Daisy glaubt an die Freiheit. Freigeister wie Sie werden die Mauern einreißen, die uns einkerkern, die Ketten sprengen, die uns gefangenhalten – und Sie werden Frauen respektvoll behandeln, nett sein zu Kindern, vegetarisch leben, gegen die Apartheid eintreten und sich Gedanken machen über die Dritte Welt.«
    »Ich hab’ genug«, sagte Daisy mit gerötetem Gesicht. Sie starrte mich an. »Ihr könnt euch über mich lustig machen, so lange ihr wollt,

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