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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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aber ohne mich.« Damit stolzierte sie hinaus.
    »Ich hätte mich nicht drauf einlassen sollen«, sagte Thirst, als sie die Tür zuknallte. Er nahm Daisys Wut ebensowenig zur Kenntnis wie ihre Person.
    Als ich so mit ihm im Schuppen saß, bereute ich nicht, mich über Daisy lustig gemacht zu haben. Ich freute mich vielmehr, bei ihm zu sitzen. In dem Augenblick kam sie mir lächerlich vor. Mir gefielen seine Kraft, sein Mut, seine Wildheit, seine Verachtung für die Werte der Angestelltenschicht. Auch der Geruch des Holzes und der Kerosinlampe gefielen mir. Dieses Wochenende war von Hogg arrangiert worden; und deshalb trug ich keinerlei Verantwortung dafür. Ich hatte die perfekte Ausrede, genau, wie Hogg es geplant hatte. Ich konnte es mir leisten, mich in Gegenwart von Thirst entspannt zu geben, weil ich mich nie mehr bereit erklären würde, mich mit ihm zu treffen.
    »Eleanor hätte wissen müssen, was sie tut. Es war ihre Schuld.«
    »Yeah, aber ich meine für die Zukunft – verstehen Sie? Wenn ich’s nicht schaffe, ohne einen Wagen zu klauen, was hab’ ich dann für ’ne Chance? Die ganze Zeit in Wormwood Scrubs hab’ ich mir eingehämmert, daß ich so was nicht mehr mache. Jetzt weiß ich, daß das Schwäche ist und nicht Stärke.«
    »Kann ich noch ein Bier haben?« Er reichte mir eine Dose. »Was wollen Sie machen?«
    »Die Zeit hier absitzen mit dieser albernen Tunte, was sonst?«
    Ich nahm noch einen Schluck Bier. Sein letzter Satz gab mir zu denken. Vielleicht steckte noch ein bißchen von der Erregung der Spritztour in meinem Körper. Ich fing an zu lachen.
    »Diese alberne Tunte«, wiederholte ich. »Wahrscheinlich träumt er jede Nacht von Ihnen.«
    »Yeah, und da bin ich angezogen wie ein Chorknabe.«
    »Nein. Der sieht Sie am Kreuz!«
    »Yeah!« rief er aus. »Das isses! Der glaubt wahrscheinlich, daß ich bald ’ne religiöse Erleuchtung habe – oder mich ans Kreuz nageln lasse. Der weiß nicht, wie entschlossen ich bin.«
    »Was zu tun?«
    »Nicht wieder zurückzugehen, das ist doch klar. Als ich Ihnen gesagt hab’, daß ich lieber sterben würde, war das mein voller Ernst.« Er nahm einen Schluck Bier. »Ist schön, daß ich mich mit Ihnen unterhalten kann, James. Sie sind jemand aus meinem Viertel. Hat’s die Glenda Feswick eigentlich schon gegeben, als Sie in Camberwell gewohnt haben?«
    »Die mit den großen Titten und dem Silberblick?«
    »Yeah. Ich hab’ sie getroffen, kurz bevor ich nach Wormwood Scrubs bin. War natürlich im Dienst. Hat die Araber am Haymarket abgeschleppt. Hat so viel Geld verdient, daß sie sich die Augen hat operieren lassen können. Wir haben ganz schön was zu lachen gehabt im Elephant, sie und ich.«
    »Ich hab’ sie einmal flachgelegt«, sagte ich.
    »Da waren Sie nicht der einzige in South London. Ich muß Sie fragen: Ihre Freundin heißt doch Daisy Smith, oder?«
    »Ja.«
    »Erinnern Sie sich noch an die andere Daisy Smith, die in den Gladstone Buildings gewohnt hat?«
    »Tolle Erscheinung. War schon mit dreizehn im Geschäft.«
    »Ist immer noch dabei. Geht auf den Strich, weil sie heroinsüchtig ist. Das hat mir Glenda erzählt, die beiden haben noch Kontakt. Sechs Kinder. Zwei davon sind angeblich von ihrem Cousin, der is’ nicht sonderlich helle.«
    Er holte noch einen Sechserpack Bier, den wir bei Erinnerungen an unsere Kindheit und Jugend leerten.
    »Ich weiß noch, die erste Sache, die ich gedreht hab’«, sagte er. »Wahrscheinlich erinnern sich daran alle noch. Ich mein’, das erste richtige Ding. Das war ’n Pfarrhaus. Ich kann noch meine eigene Angst riechen. Mein Adrenalinspiegel war so hoch, ich bin fast über die Mauer zurückgeflogen. Irgendwie bin ich mir ziemlich verarscht vorgekommen, als die Polizei nicht aufgetaucht ist, da hab’ ich gleich in derselben Nacht noch meinen ersten Wagen geklaut. Ich meine, den ersten ganz allein. Bin mit hundertfünfzig die M1 runter, hab’ das Ding auf dem Heimweg in Finchley irgendwo hingestellt, und dann bin ich zu Fuß nach Hause, weil kein Bus mehr gegangen ist. Den Fehler hab’ ich nie wieder gemacht.« Er nahm noch einen Schluck Bier. »Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Job, James?«
    Ich hatte das Gefühl, daß er betrunkener war, als er aussah, und stand auf. »Ich geh’ jetzt lieber. Daisy …«
    Auch er stand auf, legte seine Hand auf meinen Arm und sah mich an. »Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Job, James?«
    »Natürlich, Oliver. Das war ungefähr fünf Monate, bevor ich

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