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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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sich nicht auf. Ich bin clean – unschuldig wie eine Jungfrau, ich hab’ bloß zufällig ein paar Gerüchte gehört, das ist alles.«
    »Ich geh’ jetzt lieber.«
    »Ich hab’ da noch ’nen Witz: Zwei Nonnen im Dschungel, und eine davon bumst ’nen Gorilla …«
    »Nicht.«
    Doch er erzählte seinen Witz, und er war lustiger, als ich erwartet hatte. Ich beschloß, ihn mir zu merken und später Daisy zu erzählen. Er schien erleichtert darüber, daß er mich zum Lachen gebracht hatte.
    »Lassen Sie uns was unternehmen.«
    »Sie meinen, wir sollen eine Bank ausrauben oder einen Wagen stehlen?«
    »Nein, das ist gegen das Gesetz, James. Lassen Sie uns was trinken gehen.«
    »Ich kann nicht, Oliver, das wissen Sie genau. Außerdem sind alle Pubs geschlossen.«
    »Hier in der Gegend nicht. Ich weiß, wo was offen ist – da drüben.« Er deutete auf die andere Seite des Flusses.
    Ein Drink war genau das, was ich zum Entspannen brauchte. Und insgeheim war ich fasziniert von seiner Andeutung, daß er etwas über den Bankraub gehört hatte. Die Angeklagten waren schuldig, der Kopf der Bande noch nicht gefaßt, soviel war bekannt. Es lag auf der Hand, daß ich genau wie alle anderen Verteidiger aus der Beute bezahlt wurde. Wie sonst konnte Paddy Burke sich mich ohne Prozeßkostenhilfe leisten? Mich versetzte es in leichte Erregung, wenn ich daran dachte, daß der Anführer der Bande einen Scheck ausfüllte, um mich zu bezahlen, oder den Solicitors die Gebühren in hübschen neuen Scheinen überreichte. Wenn ich ein paar Minuten mit Thirst verbrachte, würde er mir den Namen des Zahlmeisters verraten. Außerdem faszinierte mich der Gedanke, auf einen schnellen Drink in eine der illegalen Kneipen südlich der Themse zu gehen – eine harmlose Eskapade, von der ich Daisy erzählen konnte. Vielleicht konnte ich Thirst auch bei einem Drink auf zivilisiertere Weise erklären, warum wir keine Freunde werden konnten. Mein Ruf war in jenen Tagen nicht mehr ganz so wackelig.
    »Betrachten Sie’s doch mal so: Da, wo ich Sie hinbringe, halten die Leute den Mund, falls sie Sie wirklich kennen sollten.«
    An der Bushaltestelle sagte er: »Und welcher Detective Inspector macht die Sache?«
    »Detective Inspector Holmes. Warum?«
    »Hab’ ich mir schon gedacht. Ich hab’ mir eben so meine Gedanken gemacht.«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Alle in dem Geschäft kennen ihn. Er ist ein Fanatiker.«
    »Da könnten Sie recht haben.«
    Auch ich war an diesem Nachmittag von George Holmes’ Fanatismus beeindruckt worden. Einige wichtige Papiere waren verschwunden, und Holmes gab dem Anklagevertreter die Schuld für diese Nachlässigkeit. Er hatte nicht gezögert, seinem Queen’s Counsel einen Vortrag zu halten über die Sorgfaltspflicht und die Notwendigkeit, Ganoven hinter Gitter zu verfrachten. Obwohl von Natur aus eher ruhig, war er fuchsteufelswild geworden. Keinen von uns jedoch hatte seine Reaktion überrascht. Wir hatten uns schließlich im Verlauf der letzten Tage einige seiner radikal rechten Ansichten anhören dürfen.
    Als wir die London Bridge auf dem oberen Deck des Busses überquerten, sagte mir Thirst, wer der Drahtzieher des Banküberfalls gewesen war, und fügte noch ein paar Details hinzu, um glaubwürdiger zu klingen. Der Name, den er mir nannte, stimmte mit dem überein, den auch andere Insider hinter vorgehaltener Hand tuschelten.
    »Wahrscheinlich hat er’s Ihnen selber gesagt, stimmt’s?«
    »Nein, ein Bulle.«
    »Ein unsauberer?«
    »Könnte man sagen. Unsauber, unehrlich, korrupt, ein Soziopath – sehen Sie, wie sehr sich mein Wortschatz vergrößert hat? Hab’ ich Sie jetzt endlich beeindruckt? Tja, korrupter wie der ist kaum einer. Fragen Sie mich lieber nicht, wer, aber Sie würden sich wundern.«
    Das obere Deck des Busses war voll. Ich saß auf der rechten Seite an Fenster und schaute nach Osten. Der Fluß war dank der Schneeschmelze stark angeschwollen, und ein kleines Schlauchboot tanzte auf seinen Fluten in Richtung Docklands. Weiter flußabwärts sah ich die Tower Bridge und die Wagen, die darüber hinwegkrochen. Sanftes Licht aus dem Westen tauchte die weißen Spitzen in Rosa.
    »Wie oft soll ich es Ihnen noch sagen – es interessiert mich nicht.«
    »Natürlich nicht. Hören Sie, es ist einfach schön, Sie zu sehen. Fast wär’ ich schwach geworden. Solange ich Sie hin und wieder sehen kann, schaff ich’s, nicht wieder ins andere Lager überzuwechseln.«
    Ich starrte ihn an. »Sie glauben doch wohl

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