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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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bieten, war zu groß. Daisy und ich hatten unsere Gläser bereits nach wenigen Minuten geleert, doch wir konnten nicht mit Mrs. Hawkley Schritt halten, die bereits beim dritten war. Sie lehnte sich gegen den Stamm der Eiche und lächelte uns an.
    »Was für ein wunderschöner Geburtstag. Ganz herzlichen Dank. Besonders dir, Daisy, denn du hast das sicher alles arrangiert.« Daisy strahlte und gab ihr einen Kuß. »Und ein ganz besonderer Dank an Oliver, meinen prächtigen Begleiter, der für Wagen und Champagner gesorgt hat.«
    Darauf stießen wir alle an. Ich reichte Sandwiches mit Räucherlachs herum, während Daisy ihrer Mutter die Geschenke gab, die wir für sie besorgt hatten: ein Paar Lederhandschuhe, eine Seiko-Uhr, ein besonders schicker Korkenzieher, über den wir alle lachen mußten, und eine Keramikvase, die wir in Camden Lock gekauft hatten.
    »Zeit für Musik«, sagte Thirst, suchte in seiner Tasche herum und holte einen kleinen Kassettenrecorder hervor.
    »Strauß!« rief Mrs. Hawkley aus, als die »Schöne blaue Donau« aus den winzigen Lautsprechern klang. »Oliver, woher haben Sie das gewußt? Hat Daisy Ihnen das gesagt?«
    »Kein Wort«, sagte Daisy.
    »Ich hab’s erraten«, sagte Thirst. »Darf ich bitten?«
    Er hatte wirklich Mut. Es war nicht gerade ein Walzer, was er da tanzte, und es war offensichtlich, daß Mrs. Hawkley es schon mit geübteren Partnern zu tun gehabt hatte, aber er hatte ein Gefühl für den Rhythmus, und sie paßte sich schnell seinen Schritten an.
    »Wo zum Teufel hast du Tanzen gelernt?« rutschte es mir fast wütend heraus, als dürften Exsträflinge keinen Walzer können.
    Er sah mich mit triumphierendem Blick an, als er mit Daisys Mutter im Arm an uns vorbeiglitt. »In der Schule. In Musik, Tanz, Kunst und Mathe war ich gut. Mit Englisch hat’s leider trübe ausgesehen. Bei mir daheim hat nie jemand geredet, das war’s wohl.«
    »Sie haben Flügel an den Füßen, Oliver«, sagte Mrs. Hawkley. »Sie hätten jeden Preis gewinnen können, wenn Sie weitergemacht hätten. Das könnten Sie immer noch – schließlich sind Sie jung und kräftig.«
    Dabei drückte sie seufzend seinen stahlharten Bizeps. Daisy registrierte es und sah mich an. Ich warf einen Blick auf die Flaschen. Wir hatten die dritte geleert. Mrs. Hawkley hatte sicher eine allein ausgetrunken. Sie sah nicht betrunken aus, aber ihre Bewunderung für Thirsts Körper nahm jetzt andere Formen an als noch vor einer Stunde.
    »So schöne Geschenke, und Sie sind das schönste von allen«, erklärte sie Thirst, während sie unter der Eiche herumwirbelten. Sein Gesichtsausdruck war angespannt, fast wie bei einem Profi. Er sah aus, als sei er wild entschlossen, eine makellose Vorstellung zu geben, sich selbst etwas zu beweisen.
    Nach dem Tanz setzte Thirst Mrs. Hawkley wieder unter die Eiche und ging zum Wagen. Als er wiederkam, forderte er Daisy auf.
    »Ich tanze nicht«, sagte Daisy. »Ich hab’ zwei linke Füße.«
    Thirst zog sie trotzdem hoch, ein bißchen grob. Sie sah mich einen Augenblick an, doch seine Geste war nicht aggressiv genug gewesen, als daß ich eine große Szene hätte machen wollen. Allerdings ging er mit Daisy längst nicht so sanft um wie mit ihrer Mutter.
    Er drückte sie an sich, die Hand fest auf ihrem Rücken. Plötzlich kreischte sie auf, löste sich von ihm und kreischte wieder. Sie deutete auf Thirsts Smokingjacke, auf die linke Brustseite. Sie war leichenblaß, ihr Mund stand offen. Mrs. Hawkley und ich starrten die Ausbuchtung an, die sich unter dem schwarzen Stoff bewegte. Daisy wich unzusammenhängendes Zeug murmelnd zurück.
    »Was?« fragte Thirst.
    Mrs. Hawkley grinste boshaft.
    »Oliver, Sie garstiger Junge«, sagte sie mit einem Blick auf Daisy.
    Thirst öffnete die obersten Knöpfe seines Hemds. Lord Dennings Schnurrhaare und Nase zuckten hervor, dann zwei kleine, rosafarbene Augen, ein gekrümmter weißer Rücken und ein dünner Schwanz, der länger war als sein Körper.
    »Igitt!« rief Daisy aus, schlug die Hände vors Gesicht und versteckte sich hinter mir.
    » Rattus norvegicus . Ein Albino«, sagte Thirst. »Darf ich Ihnen Lord Denning vorstellen, meinen besten Freund?«
    »Was für eine herrliche Ratte«, sagte Mrs. Hawkley. »Darf ich sie mal halten?«
    Daisy stand so nahe hinter mir, daß ich ihr Zittern spürte.
    »Machen Sie sich keine Sorgen wegen Daisy. Die mag Ratten nicht. Trink noch was, Schatz, dann geht’s dir gleich besser.« Mrs. Hawkley sah Oliver an,

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