Eine private Affaere
kugelte sich vor Lachen; plötzlich hatte sie Kälte und Angst vergessen.
»Was für ein wundervoller Tag«, sagte Mrs. Hawkley.
»Oliver ist ein Zauberer«, keuchte Daisy, als sie wieder sprechen konnte. Sie sah ihn vom Boden aus an. »Du hast eine richtige Party draus gemacht.«
Thirst sah mich an. Sein Blick sagte: Also bin ich doch kein gesellschaftlicher Vollidiot, was?
Ich lächelte ihn an, dann wandte ich den Blick ab. Es war lange her, daß ich Daisy so lachen gesehen hatte.
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Trotz unserer Neckereien und dem gelegentlichen Aufblitzen unseres alten Humors veränderte sich das Wesen unserer Beziehung. Daisy verbrachte mehr Zeit in ihrer Frauengruppe und weniger in meiner Gesellschaft. Wir stritten uns nicht mehr über die Nachrichten, weil sie aufhörte, mir ihre politischen Ansichten mitzuteilen.
Ein neues Mitglied namens Mick hatte sich auf Empfehlung einer Schwesternkirche in Sausalito, Kalifornien, der Frauengruppe angeschlossen. Da ich die Frau nie persönlich kennengelernt habe, ist mein Bild von ihr ganz und gar selbst zusammengezimmert. Ich stellte sie mir kleiner als Daisy vor und attraktiv. Wahrscheinlich hatte sie die Angewohnheit, streitlustig die Ärmel hochzuschieben, wenn sie sich mit jemandem unterhielt.
Es bestand offenbar das Bedürfnis nach einem aggressiven Kopf der Gruppe, und Mick übernahm diese Position nur zu gern. Daisy war fasziniert von Micks Reise durch die Therapiezentren der amerikanischen Westküste: Urschrei, Transzendentale Meditation, Transaktionale Analyse, Gestalttherapie, dazu ein Guru namens Maharishi Soundso, der Mikrowellenherde aus dem Äther beschwor (»Ich schwör’s, ich hab’ selber eins von den Dingern vom Himmel fallen sehen«), und dann natürlich noch Micks ganz persönlicher Meister mit dem simplen Namen Kroom, der sich zu dieser Zeit zufällig in England aufhielt.
»Aber täuscht euch nicht, Schwestern«, sagte Mick mit ihrer rauhen, aber gleichzeitig süßen Stimme (ich stellte mir vor, daß sie eine rauhe, aber gleichzeitig süße Stimme hatte ), »es gibt bloß eine Therapie, die wirklich funktioniert, und das ist die Sextherapie am lebenden Objekt.«
Kroom war offenbar nicht nur ein Meister des Tantra-Sex, sondern auch ein guter Psychotherapeut.
Als wir eines Samstags gemeinsam den Abwasch machten, sagte Daisy: »Weißt du, daß es jetzt länger als ein Jahr her ist, seit du das letzte Mal meine Möse geleckt hast?«
Ich hatte die letzte Tasse abgewaschen und zog die Gummihandschuhe aus.
»Tatsächlich? So lange schon? Ich hab’ das Gefühl, es war’ gestern gewesen …«
»Mach dich nicht lustig über mich. Du bist so verdammt englisch, daß du nur über Sex reden kannst, wenn du dich drüber lustig machst. Mir ist die Sache wichtig. Der Cunnilingus ist eine sehr wichtige Möglichkeit, eine Frau zu befriedigen.«
»Kapiert.«
Ich warf die Handschuhe in den kleinen Schrank unter der Spüle. Ich haßte abspülen. Mir wäre es lieber gewesen, wenn das feministische Dogma mich nicht dazu verdammt hätte.
»Ich meine, ich bin in der Liebe viel großzügiger als du. Denk nur mal drüber nach, wie oft ich dir einen blase.«
Ich fluchte innerlich. Ich hatte eine Tasse übersehen, die Daisy auf einem der oberen Regalfächer deponiert hatte, zweifelsohne als sie stoned war. Wie lang war das Ding schon da oben? Auf dem Boden wuchs bereits Schimmel. Ich trug die Tasse zur Spüle.
»Wie kannst du das vergleichen?« fragte ich und zog die Handschuhe wieder an. »Für dich ist Fellatio doch so etwas wie eine Ersatzbefriedigung. Du machst das, wenn dich dein Buch langweilt oder wenn du kein Dope mehr hast. Für einen Mann ist es ziemlich schwer, die gleiche Beziehung zu einer Vagina oder einer Klitoris zu entwickeln.« Hatte man überhaupt ein Verhältnis zu Vaginen und Klitorissen? Waren das eigentlich die richtigen Pluralformen? Merkwürdig, wie selten man sie brauchte. Es half nichts, ich würde den Scheuerschwamm benutzen müssen. Ich suchte unter der Spüle herum.
»Warum? Würdest du freundlicherweise einen Augenblick mit dem Abspülen aufhören, damit wir uns vernünftig unterhalten können?«
Ich kratzte mich am Kopf und hörte auf, nach dem Scheuerschwamm zu suchen. Die Tasse auf dem Regal erinnerte mich daran, unter dem Bett nachzuschauen. Obwohl ich sie immer wieder deswegen rügte, fand ich ständig Tassen, Gläser, Stromrechnungen und wichtige Briefe ihrer Arbeitgeber dort. Ich entdeckte einen Teller mit steinhartem Granola.
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