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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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schon da. Und ich denke, er wird es Ihnen sehr übel nehmen, wenn ich das, was ich von Berufs wegen machen muß, mache, ohne ihm vorher eine Chance gegeben zu haben.«
    Dem Kellner erschien das alles offenbar weniger rätselhaft als mir. Er nickte und verschwand in den Küchenbereich. Wenig später erschien ein großgewachsener, kräftiger Mann Mitte Vierzig. Seine kleinen Augen sahen Thirst aus einem harten Gesicht an.
    »Nun, Sie wollten mit mir sprechen?«
    »Es tut mir leid, wenn ich Ihnen den Tag verderben muß, Sir«, sagte Thirst, »aber sagen Ihnen die Bezeichnungen Rattus norvegicus und Rattus rattus etwas?«
    Der Mann wurde rot. »Hier gibt es keine Ratten. Dies ist ein sauberes Restaurant. Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber …«
    Thirst hob beschwichtigend die Hand. »Ich sehe, daß diese Bezeichnungen Ihnen etwas sagen. Sie haben mein Mitleid; offenbar sind Sie also schon einmal von den Nagern heimgesucht worden. Ich kann Sie verstehen, und es macht mir auch keine Freude, Ihnen das da zu zeigen.«
    Er deutete auf die Scheuerleiste, die zur Küche führte. »Sehen Sie die Spur, die dort ungefähr zwei Zentimeter parallel über dem Boden verläuft?«
    Der Inhaber warf einen Blick darauf und wurde tiefrot. »Was wollen Sie damit andeuten?«
    »Nun, Rattus rattus und Rattus norvegicus sind schlau, daran steht kein Zweifel, und sie lassen sich nicht leicht aufspüren, aber sie sind auch vorsichtig und drücken sich gegen die Wände, wo sie dann Spuren hinterlassen.«
    Wieder starrte der Inhaber hin, doch dann lachte er. »Ganz schön clever, Sonny, aber so leicht geht das nicht. Die Spur wird von dem Gummiabschluß am unteren Ende der Tür verursacht. Sehen Sie.«
    Er ging zur Küchentür, die so etwas wie eine Gummiklappe am unteren Ende hatte, und öffnete sie, bis sie an der Wand anstieß. Die obere Kante der Gummiklappe traf genau auf die Spur an der Wand.
    Thirst lächelte nachsichtig. Dann erhob er sich zum Erstaunen des Inhabers. »Ich habe nicht von der Spur gesprochen, und bitte sagen Sie nicht ›Sonny‹ zu mir – wir sind doch zivilisierte Menschen. Ich habe diese Spur dort gemeint.«
    Tatsächlich befand sich unter dem Abdruck der Tür noch eine weitere leichte Spur.
    »Das hat nichts zu bedeuten.«
    »Ich glaube doch. Und zwar, wenn sich die Spur an anderen Stellen des Lokals wiederfindet.« Er deutete auf ähnliche Flecken an der Scheuerleiste des Cafés. Daisy schluckte.
    Dem Inhaber fiel das Sprechen schwer. »Wer zum Teufel sind Sie? Das sind Scheuerspuren von Schuhen.«
    Thirst schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, Sir. Sehen wir uns die Sache doch ein wenig genauer an, ja?« Er kniete bei der Scheuerleiste vor der Küche nieder und kratzte mit dem Fingernagel an der Verbindungsstelle zum Boden.
    »Sind Sie vom Gewerbeaufsichtsamt?« wollte der Mann wissen.
    »Ich glaube, es wäre in Ihrem Interesse, wenn Sie diese Frage nicht stellen würden, finden Sie nicht auch? Ich meine, schließlich soll das hier ja keine offizielle Inspektion werden, nicht wahr?«
    »Scheuerspuren«, wiederholte der Inhaber kleinlaut.
    »Ich wünschte, es wäre so, Sir«, sagte Thirst, »aber wie erklären Sie sich das da?«
    Er stand auf und zeigte ihm seine Handfläche, auf der ungefähr ein Dutzend stoppelige weiße Haare lagen.
    » Rattus norvegicus , wenn mich nicht alles täuscht. Genauer gesagt, ein Albinoexemplar. Wenn Sie genug davon einfangen, könnten Sie sie an Labors verkaufen. Aber wenn Sie mir nicht glauben, könnten wir natürlich auch die örtlichen Behörden rufen, um diese Haarproben genau untersuchen zu lassen«
    Der Inhaber wischte sich das Gesicht mit einem Taschentuch ab. »Da ist was faul, das weiß ich. Was wollen Sie?«
    »Zufällig betreibt mein Schwager ein kleines, aber höchst effizientes Unternehmen als Kammerjäger …«
    Erleichterung breitete sich auf dem Gesicht des Inhabers aus.
    »Geben Sie mir seine Nummer. Wenn der Preis stimmt …«
    »Hören Sie, wenn Sie einen billigeren finden, dann wenden Sie sich ruhig an ihn. Ich möchte lediglich, daß Sie das Ungeziefer hier loswerden.« Thirst schrieb eine Nummer auf eine Papierserviette, hielt inne und warf einen Blick auf die Reste auf seinem Teller. »Allerdings muß ich sagen, daß mir der Appetit vergangen ist.«
    Der Inhaber winkte ab. »Na schön. Gehen Sie.«
    »Rattenhaare«, sagte Thirst zu Daisy, als wir draußen waren, »muß man immer dabeihaben.«
    »Du bist wirklich kalt wie Hundeschnauze«, sagte Daisy

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