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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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daß ich nicht lachen sollte«, sagte sie, »aber es war wirklich komisch, wie du diesem widerlichen Riesenbaby einen Schrecken eingejagt hast.«
    Sie wölbte die Hände vor dem Gesicht. Das Zittern wurde stärker. Ich versuchte mich dagegen zu wehren, aber es war ansteckend.
    »Also hast du ihn auch widerlich gefunden?«
    »Klar. Aber ich wollte die Sache durchziehen – es schien mir so lahmarschig, es nicht zu machen.«
    »Mir hat’s alles von innen nach außen gestülpt, und du hast keine anderen Sorgen gehabt, als daß du lahmarschig erscheinen könntest?«
    »Ich hab’s sogar genossen – es war irgendwie befreiend. Findest du nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf. Das Problem war: Im kalten Licht des Tages erschien alles wirklich wie ein Spiel. Nichts, worüber man sich aufregen mußte.
    »Tut mir leid, daß ich dich geschlagen habe.«
    »Ist schon recht, du Macho. Ist mein Gesicht geschwollen?«
    »Ein bißchen, am Mund. Hat’s dir gefallen, daß ich dich geschlagen habe?«
    »Nein. Na ja, im nachhinein betrachtet, ist es ganz schön aufregend gewesen. Aber mach das trotzdem nie wieder.«
     
    Zu Hause betrachtete Daisy ihr Gesicht im Spiegel. Ich zog ihre Oberlippe zurück und entdeckte eine kleine Wunde und ein bißchen Blut an ihren Zähnen.
    »Tut mir leid.« Ich küßte ihre Augenlider.
    »Und abgesehen davon – wie fühlst du dich?«
    »Merkwürdig. Eigentlich sollte ich eifersüchtig sein, aber ich weiß schon seit Ewigkeiten von diesen Phantasien. Irgendwie ist es erleichternd, daß es endlich heraus ist.«
    »Ich hab’ immer Phantasien gehabt. Vielleicht bin ich einfach die geborene Masturbatorin, Jimmy.«
    »Aber muß es unbedingt sein?«
    »Ich kann nichts dafür. Außerdem ist es ja gar nicht wirklich er, sondern ein Phantasiebild von ihm. Wenn du nicht ausgerastet wärst, hätte Kroom dir sicher erklärt, daß es Menschen gibt, bei denen die Libido bloß dann funktioniert, wenn sie exotisches und rätselhaftes Futter kriegt. Wir brauchen alle einen Fluchtraum vor dem stumpfsinnigen Alltag und der mentalen Kontrolle. Sogar du.«
    »Genau deswegen wollte ich nicht zu Kroom – ich wollte das Mysteriöse nicht verlieren, indem ich einen Fremden daran teilhaben lasse. Und außerdem bist du mein Fluchtraum vor dem stumpfsinnigen Alltag, du bist das Exotische, das Wunderbare. Du entziehst dich jeglicher Kontrolle. Ich brauche keine Phantasien.«
    Sie lächelte.
    »Stell dir die Situation noch mal vor«, sagte ich. »Ich hab’ dich geschlagen, ich hab’ dich quer durchs Zimmer geschleift. Theoretisch habe ich dich gedemütigt, aber im Endeffekt bist du die Stärkere – weil ich dich anbete.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht übertreiben, Mr. Knight – heute habe ich eine Ahnung von deiner Herrschaft bekommen. Und ich hab’ den Eindruck, daß es dir gut dabei geht.«
    »Vielleicht.«
    »Und du fühlst dich stark?«
    »Nun, er war so riesig. Es war schon ein gutes Gefühl zu wissen, daß ich ihn hätte niederschlagen können. Ich hätte ihn wirklich umbringen können.«
    Ich zog die Vorhänge zu, schaltete das Licht aus und stellte einen Stuhl in die Mitte des Zimmers.
    »Na schön, dann laß uns also die Sache zu Ende führen – aber diesmal bin ich die Hauptperson, verstanden?«
    Ich kannte die meisten ihrer Phantasien aus ihren Gesprächen mit ihrer Mutter und unseren eigenen obszönen Geplänkeln, aber ich hatte keine Ahnung gehabt, wie üppig sie die Details mittlerweile ausschmückte.

[25]
    Daisy und ich hatten irgendwann zusammen genügend Einkommen, um uns eine richtige Wohnung statt eines möblierten Zimmers leisten zu können. Wir entschieden uns für ein Apartment nicht weit von dem alten und freuten uns auf den Tag des Umzugs. Thirst war stolz, daß wir ihn gebeten hatten, uns zu helfen.
    Am verabredeten Morgen tauchte er pünktlich um halb neun mit einem Lieferwagen ungeklärter Herkunft und seinem Kumpel Chaz auf. Chaz hatte einen Kassettenrecorder dabei, aus dem ohrenbetäubende Musik dröhnte, doch die Juniluft war prickelnd wie Champagner. Es war die Sorte Morgen, die wir Engländer als Erlösung empfinden und in uns aufsaugen wie Wüstenpflanzen den Regen. Thirst trug ein T-Shirt, dessen Ärmel ausgeschnitten waren, damit man seine Sammlung von Tätowierungen besser sah.
    Der Umzug war für Thirst eine großartige Gelegenheit, uns seine eigene Muskelstärke und unsere Saft- und Kraftlosigkeit zu beweisen. Er nahm das Heft in die Hand. Daisy und ich durften nichts hochheben,

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