Eine private Affaere
kopfschüttelnd.
Auf der Straße blieb er unter einem Baum stehen und wich meinem Blick aus, während er sprach. »Nein, den Fehler machen die meisten Leute. Bei einem Diebstahl, ja, da braucht man Mumm, aber bei ’nem guten Schwindel braucht man das da.« Dabei tippte er sich an den Kopf. »Hat vielleicht ganz leicht ausgesehen, aber es war die klassische Struktur. Am besten kann man jemanden reinlegen, wenn er glaubt, er legt einen rein. Er wollte uns so schnell wie möglich los haben, weil er die Nummer, die ich ihm gegeben habe, natürlich nie anrufen wird. Für ihn war die Geschichte mit dem Essen das kleinere Übel.« Er sah Daisy an wie eine begriffsstutzige Schülerin. »Kapiert?«
»Kapiert«, sagte Daisy.
[26]
Am nächsten Morgen war es noch sonniger. Thirst kam mit dem Lieferwagen, Chaz und einem Kühlschrank wieder, den Daisy ihm ohne meine Zustimmung abgekauft hatte. Ich bestand darauf, daß sie ihn mit ihrem eigenen Geld bezahlte, und verweigerte jegliche Beteiligung.
Ich sah Thirst mit unbehaglichem Gefühl dabei zu, wie er den Kühlschrank aus dem Lieferwagen hievte. Das gelang ihm ganz allein. Um uns seine herkulischen Kräfte zu demonstrieren, stolperte er damit über den Gehsteig zu den Stufen des Hauses. Dort setzte er ihn ab, wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und grinste. »Früher hab’ ich ganz allein das hintere Ende von ’nem Mini hochgekriegt.«
»Hast du mit Gewichten trainiert?«
»Ne. An so was glaub’ ich nicht. War Training genug, vor den Bullen wegzulaufen.« Wieder grinste er. »Weißt du was? Ich wette mit dir, daß ich den Kühlschrank bis zu dem Laternenpfahl da schleppen kann.«
Er sah, daß ich mir über die Herkunft des Kühlschranks Gedanken machte.
»Nein, ich wette nicht. Bitte, bring ihn ins Haus. Ich helf dir dabei.«
Er grinste. »Ich mach’s trotzdem. Kann das Training gebrauchen.«
Nachdem er sich in die Hände gespuckt hatte, ging er in die Hocke, um den Kühlschrank hochzuheben. Selbst seine Kraft reichte kaum dazu, und einen Augenblick lang dachte ich, er würde ihn fallen lassen. Doch dann stolperte er den Weg hinunter. Als er beim Laternenpfahl angelangt war, setzte er den Kühlschrank ab, stieß einen lauten Schrei des Triumphs aus und lachte.
»Hätt’ mir fast ’nen Bruch an dem Ding gehoben. Tja, ich hab’ bloß gesagt, daß ich’s bis zu dem Laternenpfahl schaffe – davon, daß ich ihn auch wieder retour bring’, war nicht die Rede.«
»Ich helf dir.«
»Warum trägst du ihn nicht zurück?« Seine Augen funkelten. Ich war genauso groß wie er, aber viel schlanker und wahrscheinlich nur halb so stark. Wenn nicht Frühling gewesen wäre, wenn Daisy Chaz nicht oben bei den Möbeln geholfen hätte, wäre ich vielleicht vernünftiger gewesen.
»Wieviel setzt du?«
»Fünfzig Eier.« Er verschränkte seine tätowierten Arme, lehnte sich gegen die Mauer und fing zu pfeifen an. Plötzlich schien er jeden Sinn für Humor verloren zu haben und wirkte hart. Es war klar, daß er mir nicht dabei helfen würde, den Kühlschrank, der unter dem Laternenpfahl ziemlich surreal wirkte, ins Haus zu tragen. Das Ding erinnerte mich sehr an ein Beweisstück in einem Prozeß gegen einen Einbrecher.
Ich ging in die Hocke, um die Hände – die weichen Hände eines Schreibmaschinenmenschen – unter den Kühlschrank zu schieben. Wenn ich alle Kraft zusammennahm, konnte ich ihn hochhieven, doch er kippte immer nach vorne, weil er ziemlich unhandlich war. Meine Finger waren bereits zerschnitten. Thirst machte Anstalten, mir zu helfen.
»Verpiß dich«, sagte ich.
Er war überrascht. Ich versuchte es noch einmal. Diesmal streckte ich die Arme so weit wie möglich und dehnte meinen Rücken gefährlich. Ich spürte den Druck in der Lendengegend, wie sich eingerostete Muskeln über diese plötzliche Belastung beklagten. Ganz langsam hob ich den Kühlschrank hoch. Ich stolperte ein wenig, um die Balance zu halten. Irgendwie schaffte ich es, das Ding vor den Eingangsstufen abzusetzen.
Als ich mich aufrichtete, spürte ich einen stechenden Schmerz im Rücken. Daisys Füße tauchten am oberen Ende der Treppe auf.
»Jimmy, was ist denn passiert?«
»Ach, nur ein bißchen Arbeiterschicht-Machismo«, sagte ich. »Wir haben eine Mutprobe gemacht. Übrigens schuldest du mir fünfzig Pfund«, fügte ich an Thirst gewandt hinzu. Meine Hände bluteten.
»Stimmt«, sagte Thirst. Daisy begriff sofort, was los war. Sie stand auf der Treppe wie auf
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