Eine Reise beginnt
Pranke auf dem im Eisblock gefangenen Geist. Das Mädchen spürte einen stechenden Schmerz und fiel in ein tiefes und endlos erscheinendes Dunkel, aus dem sie sich selbst nicht mehr befreien konnte.
„ W´ha es unheig mehchar“, schrie der Priester wütend und stieg von seinem Pferd herunter. Nichts verlief nach Plan und er war verwirrt. Die ganze Zeit hatte er schwache magische Kräfte gespürt. Er war jedoch davon überzeugt gewesen, dass sie dem Wesen aus den Gedanken des Elfen gehört hatten. Er dachte, er habe den zaubernden Kobold gespürt und nun das.
Er stand mit seinem Suchtrupp vor diesem fremden und bewusstlosen Mädchen, welches sehr starke geistige Wege zu gehen vermochte. Er war erschöpft. Erst die Verhöre mit dem Elfen und nun auch noch ein ungeahnter Gast. Wenn dies früher bekannt gewesen wäre, dann wäre er nicht alleine auf die Reise gegangen. Zwei Verhöre hielt er nicht durch, vor allem wenn das Kind ähnliche Kräfte wie der Elf besaß. Sie sah seltsam menschlich aus und doch hatte sie auch die Züge des Elfen. Sicher war sie ein Nachkomme dieses Elfenzauberers und wahrscheinlich auch ähnlich gewandt wie er.
- Immer diese Stümpereien -, dachte er bei sich. - Warum konnten seine Untergebenen nicht richtig hinsehen, wenn es wichtig war? -
Er beschloss in Grohk alle Targuneraner, die bei der Gefangennahme dabei gewesen waren und das Mädchen übersehen hatten auspeitschen zu lassen.
Was sollte er jetzt tun? Er hatte einen guten, nein, jetzt noch einen besseren Fang in ihrer Hauptstadt zu präsentieren. Doch man würde ihn fragen, was er über seine Gefangenen zu berichten hatte. Aber er würde antworten müssen:
„ Nichts.“
Man würde ihn fragen warum er nichts wusste und er würde antworten, dass ein Priester zu wenig auf der Reise nach Grohk gewesen sei und dass er alleine mit den Verhören nicht klar gekommen war. So würden sie auch erfahren, dass das Mädchen nicht von vorne herein eine Gefangene gewesen war. Selten war er auf seine Untergebenen so wütend, wie jetzt und das wussten sie. Kleinlaut befolgte sie seine Befehle, noch bevor er sie richtig ausgesprochen hatte. Er würde heute Abend ein Exempel statuieren, dass war sicher. Er würde die Wachen des Zwerges, die für dessen jetzigen Zustand verantwortlich waren, köpfen lassen. Danach würde er sich besser fühlen. Er musterte seine neue Gefangene eindringlich. Dieses Kind war bildhübsch. Er würde in Grohk Anspruch auf sie erheben. Die Targuneraner legten Eliáhl Metallfesseln an, wie sie es beim Elfen mit Erfolg getan hatten und schleppten sie ins Lager. Das Mädchen würde noch einige Stunden schlafen. Da der Priester wusste, mit welchen Augen seine Männer dieses Wesen anstierten, ließ er sie mit in den Wagen des Elfen bringen. Der Targunpriester hatte Angst vor einer möglichen kombinierten Kraft der beiden Elfen. So ließ er den Elfen in das Zelt bringen in dem die Stute und die restlichen Gefangenen vor der Kälte geschützt untergebracht waren. Er, der Priester der Karawane hatte jetzt keine Zeit für Verhöre des Druiden und seine Metallfesseln ließen ihn ja eh hilflos wie ein kleines Kind zurück.
Der Targuneraner lächelte grimmig. Trotz seiner Ängste war und blieb er der Herr über alle Zaubermächte des Lagers.
Koperian erwachte aus einem langen und tiefen Schlaf. Er wunderte sich, dass der Priester noch nicht wieder erschienen war. Der Elf war dankbar für die ersten freien Gedanken und einen klaren Verstand. Seit Tagen hatte er sich nicht mehr so gut gefühlt. Langsam ließ er mit geschlossenen Augen seine Sinne wandern und war sehr erstaunt den Geruch eines Pferdes wahr zu nehmen und unter sich Stroh zu fühlen. Wo lag er? Allmählich spürte er das Metall an seinen Armen, seinem Hals und seine Beinen wieder. Er spürte, wie es ihn kalt in die Haut brannte und wie seine Hände und Füße gefühllos waren. Dann spürte er noch etwas anderes auf seinem Bauch. Ein leichter ihm wohlbekannter Druck ließ sich durch das Atmen auf und ab heben.
„ Indo?“, frage er und eine aufgeregte Stimme antwortete leise:
„ Lihn, schau her! Er ist erwacht!
Im Tiefschlaf haben sie dich gebracht!“
Koperian öffnete die Augen und sah den Gamburen auf sich sitzen.
„ Und warum haben sie mich gebracht?“
„ Eliáhl wird nun im Käfig bewacht“, erklärte Indo.
„ Seit wann“, fragte Koperian erschrocken zurück.
„ Seit einem Tag und dieser Nacht,
Sei dem sie dich hier rein gebracht“,
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