Eine Reise beginnt
freigekauft hatte, damals hatte sie der Geisteskontakt gestärkt und am Leben erhalten. Jetzt war Koperian, ihr Retter, in einer ähnlichen Situation wie sie damals. Bei jeder Gelegenheit zerrten sie ihn aus dem Wagen und ließen ihn wir eine Marionette von den Menschen von Targun begaffen. Jetzt konnte sie sich revanchieren. Das Halbelfenmädchen kauerte sich hinter einem kleinen dornigen Strauch zusammen, schloss die Augen und ging auf die Reise. Sie sah das tiefe und ruhige Blau ihrer Gedanken die sie nun lenken konnte. Langsam tastete sie das Tal ab, erkannte den kalten, leblosen Stein der Berge und das warme und ärmliche Dasein der dort lebenden Menschen. Schließlich gelangten ihre Gedanken zur Macht und zum Leid der Sklavenkarawane. Sie musste vorsichtig sein. Sie spürte den Priester und wusste er würde sie spüren. Seine Kraft war jedoch in einem Zauber gegen Koperian gebunden und zu schwach sie zu ergreifen. Sie suchte nach den ihr vertrauten Strömen des Gamburen und fand ihn nicht. Sie rief nach Lihn, tastete das ganze Lager ab und fand sie nicht. Voll Verzweiflung stieg sie in die Fieberträume des Zwergen ein. Borion war nun ihre einzige Hoffnung. Hoffentlich registrierte er ihre Rufe und verstand ihre Botschaft.
Lange wanderte der Zwerg über eisige und steinige Felswände. Er fühlte sich hier wohl, denn er erkannte die Berge als seine Heimat. Er musste irgendwo hinunter gefallen sein, denn sein ganzer Körper schmerzte höllisch. Trotz der vielen Schneemassen um ihn herum war ihm heiß. Er begann ein ihm wohl bekanntes Lied zu singen, ein Lied seiner Binge. Langsam ging vor ihm die Sonne auf und er sang die Melodie immer lauter und lauter. Es war ein altes Totenlied der Zwerge aus Halbain und er hatte es schon als ganz kleiner Junge bei der Besteinung, dem Totenritus beim Tode seines Großvaters gelernt. Plötzlich war er sich bewusst, dass ihn Zwergentrommeln bei seinem Lied und seinen rhythmischen Schritten begleiteten. Jetzt hatte er das Gefühl, dass sein Großvater ihn rief:
„ Borion komm! Komm!“
Borion ließ sich treiben. Er fühlte sich ganz leicht. Dann schien er auf der Stelle zu laufen. Irgendetwas zerrte an ihm und ließ ihn nicht los. Er trat mit seinen Füßen dagegen doch es half nichts. Das Gesicht seines Verwandten verschwamm vor seinen Augen und veränderte sich zu den jungen ihm bekannten Zügen von Eliáhl. Die Stimme seines Großvaters wurde leiser und leiser. Borion wehrte sich gegen diese Veränderungen in seinem Traum und er suchte verzweifelt nach der Stimme seines Vorfahren. Fremde, nicht aus seinen Gedanken stammende Gefühle hielten dagegen. Leise hörte er seinen Großvater und sich selber abwechselnd rufen: „Borion!... Borion Drum Wurwur!.. Borion!..“. Doch Eliáhl verschwand nicht. Sie passte nicht zu diesem Totenritual, nein. Verwirrt gab er auf sich gegen sie zu wehren. Die Totenstimme des Großvaters wurde leiser und schließlich war sie kaum mehr zu hören. Die vorher nur ganz schwach anklingenden fremden Gefühle erreichten ihn nun mit voller Kraft. Diese Emotionen beschrieben gesehene Bilder von Tälern und Schluchten und starke Hoffnung auf Freiheit stieg in Borion auf. Die Stimme aus der Binge der Toten versiegte nun ganz und der Zwerg wurde ganz ruhig. Plötzlich gab es einen großen sehr lauten dunklen Knall. Dumpfe Schmerzen stiegen in seinen Kopf und er viel in ein tiefes und unheimliches Dunkel.
Die Halbelfe schrie vor Schmerzen auf. Mit extremer Wucht schleuderte sie nach hinten auf einen Fels, als wäre sie schwer von etwas Unsichtbaren getroffen worden. Das Mädchen schlug hart auf und sank in tiefe Bewusstlosigkeit. Ihr Geist stand vor dem Geist des Priesters der mit all seiner Macht zugeschlagen hatte. Der Targuneraner stand in der Gestalt eines Flammenwesen mit tiefschwarzen Augen vor ihr. Seine Körperlinien wandelten sich stets und fingen den verzweifelt von ihm fliehenden Blick der Halbelfe immer und immer wieder auf. Er hatte ihr Wesen in einen Eisblock gewebt und begann ihre Gedanken zu lähmen. Neugierig forschte er nach ihrem Körper und tastete langsam das Tal danach ab. Eliáhl war unfähig sich zu rühren und konnte dem Blick des Priesters nicht ausweichen. Durch ihre geistigen Augen gelangte er schnell zu ihrer bewusstlosen Hülle. Langsam ballte er seine ganze Konzentration zu einem einzigen Angriffsschlag zusammen und holte aus. Das Mädchen hatte das Gefühl ihr Herz bliebe vor Angst stehen. Wie ein Blitz sauste seine
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