Eine reizende Diebin (German Edition)

teilten sich die verschiedenen Colleges in London und sprangen in ihre Autos.
    Was Marcus seinem Freund nicht gestanden hatte, war, dass, obwohl er sicherlich das kostbare Artefakt wiederhaben wollte, da noch etwas Anderes war, das er zurückhaben wollte. Die Tatsache, dass Olivia ihn nach der erstaunlichen Nacht, die sie miteinander verbracht hatten, einfach sitzen gelassen hatte, mochte er gar nicht. Ebenso wenig behagte ihm sein ungezügeltes Verlangen, sie wieder in seinem Bett zu haben, nackt und unter sich.
    Nach einer Nacht Sex mit ihr sollte er gesättigt sein. Stattdessen wollte er mehr. Leider war sein Verlangen auf eine bestimmte Frau fixiert. Es musste Olivia sein.
    ***
    Olivia versucht schon seit Stunden, das verflixte Armband von ihrem Arm zu entfernen. Ohne Erfolg. Sie konnte die Schnalle nicht öffnen. Und da es zu eng an ihrem Oberarm anlag, konnte sie es auch nicht abstreifen. Es schien sogar, als wäre es über Nacht noch enger geworden.
    Frustriert und schwitzend ließ sie sich zurück auf die Couch fallen.
    Das Armband loszuwerden war noch nicht einmal ihr größtes Problem. Oder vielleicht doch. Das Armband war schuld, was sonst? Oder warum sonst würden ihre Gedanken immer wieder zu der Nacht mit Marcus wandern? Es war der plausibelste Grund.
    Als sie in seinen Armen erwacht war, hatte sie bleiben wollen, aber zum Glück hatte ihr Gehirn die Führung ihres müden Körpers übernommen. Doch seit der Rückkehr in ihre Wohnung fühlte sie eine seltsame Leere. Es war für sie ungewöhnlich. Nach jedem Einbruch war sie in der Regel auf einem Adrenalinhoch, das Tage andauerte. Diesmal nicht.
    Irgendetwas stimmte nicht.
    Wie jeder Kriminelle mit Selbstachtung war sie abergläubisch. Die Tatsache, dass sie das Armband nicht abnehmen konnte, zusammen mit der Legende, die es umgab, machte sie unruhig. Sie hatte ein seltsames Gefühl, nicht vollständig zu sein, als ob etwas fehlte, wenn sie doch wusste, dass alles wie immer war.
    Sie war mit dem Artefakt davongekommen, das sie stehlen wollte. Und trotz der Tatsache, dass sie ertappt worden war, war die Polizei bisher noch nicht hinter ihr her. Inzwischen würde Marcus natürlich die Polizei gerufen haben, aber mit etwas Glück würde sie außer Reichweite sein, bevor man ihr auf den Fersen war.
    Sobald sie das Armband an ihren Käufer geliefert hatte, würde sie einpacken. Warum sollte sie warten, bis sie dreißig war, bevor sie in Rente ging? Jetzt war genauso gut wie später. Sie hatte bereits genügend Geld, von dem sie leben konnte, wenn sie sparsam war, und hatte vor Kurzem eine neue Bleibe außerhalb von Großbritannien gefunden. Alles war bereit.
    Olivia schaltete den Fernseher ein, um die Nachrichten zu sehen. Es war möglich, dass sie schon eine Skizze von ihr hatten. Und wenn sie wusste, wie diese aussah, konnte sie sich so verkleiden, dass sie dieser nicht ähnlich sah.
    Sie drehte die Lautstärke des Fernsehers hoch und ging zu ihrem Bücherregal, wo sie nach ihrem Lehrbuch von römischer Kunst griff. Sie musste ihr Wissen über die Legende des Vestalin Armbands auffrischen. Vielleicht würde es erklären, wie man den verflixten Verschluss öffnete.
    Als sie auf der Suche nach dem richtigen Abschnitt durch die Seiten blätterte, wanderten ihre Gedanken zurück zu Marcus. Es war schon eine Weile her, seit sie mit einem heißen Kerl wie ihm zusammen gewesen war. Ach, wem machte sie da was vor? Sie hatte noch nie mit einem so tollen Typen geschlafen.
    Sicher, sie war mit interessanten und schönen Männern ausgegangen und hatte Sex mit einigen von ihnen gehabt, aber alle diese Männer erschienen im Vergleich zu ihm blass. Ihre Haut kribbelte, als sie an seine Berührung dachte, und ihr Magen verknüpfte sich in kleine Knoten, als sie seine leidenschaftlichen Küsse nochmals durchlebte.
    Sie wagte nicht einmal, daran zu denken, als er in ihr war, oder... Da war es: Hitzewallungen! Super. Ausgezeichnet. Dumm.
    Beherrsche dich!
    Marcus war nur ein Kerl, mit dem sie geschlafen hatte, sonst nichts. Er war nicht ihr erster One-Night-Stand, und er würde nicht ihr letzter sein.
    Sie las das Kapitel über das Vestalin Armband mehrmals: wie es einer der Vestalinnen am Ende ihres Dienstes von dreißig Jahren geschenkt worden war. Sie war immer noch eine schöne Frau, selbst im Alter von vierzig, und der Mann, der es ihr gegeben hatte, war seit zwanzig Jahren in sie verliebt.
    Damit seine Liebe erwidert wurde, ließ der Mann das Armband verzaubern. Der