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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Bourne
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die Seekarte angesehen. Sie starrte auf den Teppich. Doch sie konnte ihm nichts vormachen. Er blieb auf halbem Wege stehen, verharrte und beobachtete sie.
    Sie machte sich ganz klein und versteckte sich unter der Decke.
    »Hören Sie auf damit«, sagte er in recht scharfem Ton.
    Sie rückte noch ein Stück weiter in die Koje hinein, wobei sie die schützende Decke mit sich zog. Keine Möglichkeit, in diese Richtung zu fliehen. Die Tür befand sich am anderen Ende der Kajüte. Um sie zu erreichen, müsste sie an ihm vorbei. Also auch in dieser Richtung kein Ausweg.
    »Benehmen Sie sich nicht so idiotisch.« Er machte einen ärgerlichen Eindruck.
    Eine Erinnerung sprang hervor. Der Kapitän schrie, das Gesicht vor Wut und Verachtung verzerrt: »Laufen Sie weg!«
    Sie war in seiner Kajüte. Kein Ausweg. Die Welt verschwamm an den Rändern. Jetzt stecke ich richtig in der Klemme.
    Langsam und bedächtig setzte er sich in Bewegung, quer durch die Kajüte kam er auf sie zu. Wie hoch aufgetürmte Gewitterwolken, die übers Meer heranziehen. Sie riss an der Decke und krabbelte hastig übers Bett nach hinten, bis sie an die Backbordwand stieß. Was für ein beunruhigend sinnloses Unterfangen!
    Er trat neben das Bett, hängte die Laterne oben an den Haken und blieb mit finsterem Blick stehen. »Würden Sie sich bitte beruhigen? Ich habe nicht vor, Hand an Sie zu legen.«
    Ihr Gedächtnis war voller dunkler Bruchstücke von Schmerz, Kampf und dem Versuch wegzulaufen. Alles Mögliche konnte ihr widerfahren sein, und sie hätte keine Erinnerung daran. »Vielleicht haben Sie das ja schon.«
    »Glauben Sie etwa, so etwas würde ich vor den Augen eines elf Jahre alten Schiffsjungen machen? Und während Sie kalt und schlaff wie eine tote Makrele daliegen? Seien Sie nicht albern!«
    »Ich bin nicht albern. Ich sitze hier splitterfasernackt, und Sie sind … «
    »Ich bin was? Das hier … «, er gestikulierte plump, »hat überhaupt nichts zu sagen. Das liegt nur daran, dass Sie nackt und eine Frau sind. Um Himmels willen, ich falle doch nicht jedes Mal über eine Frau her, wenn ich erregt bin.«
    Sie schüttelte den Kopf. Die Welt wollte nicht aufhören zu kreisen. Ihr war so verdammt elend zumute. Er konnte sie packen, wenn er das wollte. Einfach nach ihr langen und es tun.
    »Ich bin nicht so ein armseliges Schwein, das Frauen vergewaltigt.« Seine Worte hätten selbst auf Steinen Abdrücke hinterlassen. Diese samtweiche Stimme ließ Jess bis in die Fußsohlen frösteln. »Verflucht.«
    »Mein Vater hat Geld. Ich kann Ihnen … «
    »Hätte Ihr Vater Geld, wären Sie nicht auf der Katherine Lane zu finden.« Dieser habichtartige Blick ließ sich nicht ein einziges Mal beirren. Ein Blick, der nicht zu deuten war. »Es bringt wohl nichts, Ihnen zu sagen, dass Sie keine Angst zu haben brauchen, oder? Sie wären auch ziemlich dumm, wenn Sie keine hätten. Wie kann ich Sie davon überzeugen, dass Sie sich vor mir nicht fürchten müssen?«
    Ich sollte ihn treten und weglaufen. Was sie natürlich nicht tat. Sie war ja nicht dumm.
    »Möchten Sie, dass ich die Kajüte verlasse? Ich kann an Deck gehen und Ihnen meinen Schiffsjungen zur Gesellschaft hierlassen.«
    Die Laterne über ihr schwang sanft hin und her und formte die Schatten auf seinem Gesicht stets aufs Neue. Enthüllte, verhüllte. Verhüllte, enthüllte. Das war reine Absicht, wie er da neben der Koje stand und ihr auf die Pelle rückte. Damit zeigte er ihr, dass er ihr so nahe kommen konnte, wie er wollte, ohne ihr etwas anzutun.
    Er schlug vor: »Sie können gern versuchen, unter eigenen Segeln wegzufahren. Es würde zwar nicht lange dauern, bis Sie kentern, aber ich würde Sie nicht aufhalten. Nehmen Sie die Decke mit, wenn Sie wollen.«
    Eine Minute tickte vorbei. Dann entgegnete sie: »Sie haben mir nichts angetan, nicht wahr? Sie haben mich nicht … «
    »Ganz richtig. Ich vergehe mich nicht an bewusstlosen Straßenkindern. London ist voll von willigen Frauen. Hübschen.« Er schob die Bettvorhänge zurück und legte die Finger auf das Bettgestell. »Und weniger schmutzigen.«
    Man musste schon eine Weile in dieses strenge Gesicht schauen, bevor man sah, dass er dahinter still und heimlich lachte. Über sie. Vielleicht auch über sich selbst.
    »Ich nehme an … wenn Sie etwas im Sinn hätten, würden Sie es tun.«
    »Würde ich, wenn ich eine Frau haben wollte, die so blass wieeine Wasserleiche ist und sich eng an die Backbordwand drückt. Einen echten Schurken würde

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