Eine riskante Affäre (German Edition)
»Fürchten Sie sich immer noch vor mir?«
»Ein bisschen. Sie können Leute wirklich einschüchtern. Doch das wissen Sie vermutlich.« Sie legte den Kopf schief. »Ich weiß nicht, wie ich mit Ihnen umgehen soll, Sebastian. Am einfachsten wäre es, wenn Sie ein kleines Dickerchen wären, vor dem ich keine Todesangst haben müsste.«
Obwohl sie allein, verletzt und völlig dem Wohlwollen eines Fremden ausgeliefert war, konnte sie so etwas sagen und ihn zaghaft von der Seite angrinsen. Was für einen Mut diese Frau doch hatte! »Sie werden sich schon an mich gewöhnen.«
Als er dieses freche Grinsen sah, wuchs seine Erregung wieder. Genau so würde sie ihn anlachen, wenn er sie im Bett hatte. Sie würde ihn ärgern und ihre Spielchen unter der Decke treiben. Das würde ihm gefallen.
Da er nicht die Absicht hatte, in Kürze auf ihrem sich leidenschaftlich unter ihm windenden Körper zu liegen, lief er ein wenig umher, schob mit den Füßen die feuchten Handtücher zu einem Haufen zusammen, rollte die Küstenkarten auf und steckte sie in Messingrohre, um seinem Körper Gelegenheit zu geben, sich abzukühlen.
Nach einer Weile sagte sie: »Sie hatten Orangen im Frachtraum. Das kann ich riechen.«
»Die erste Fracht, die ausgeladen wurde.« Die Flighty würde noch für geraume Zeit nach Orangen riechen. Er selbst bemerkte es schon gar nicht mehr. Durch eine der vielen kleinen Gnaden Gottes hörte die Mannschaft nach ein oder zwei Tagen auf, die Fracht zu riechen. »Ich habe sie noch am selben Morgen am Kai verkauft, als wir angelegt haben, und war froh, sie loszuwerden. Äußerst heikle Fracht.«
»Man verstaut sie Richtung Bug und unterhalb der Wasserlinie, so, dass die Luft um sie zirkulieren kann. Und dann macht man sich schleunigst auf den Heimweg.«
Sie verstand etwas von der Seefahrt, hatte einen Vater oder Bruder oder einen Liebsten, der im Handelskontor gesessen hatte oder selbst zur See gefahren war.
»Unser Kiel hinterlässt Spuren auf den Wellen.«
»Ich kann förmlich vor mir sehen, wie Sie die Orangen verladen haben. Wo sie verstaut waren. Wie sie entladen wurden. Warum weiß ich so viel über Ihr Schiff?« Ein Hauch von Panik streifte ihre Stimme. »Wenn ich Sie nicht kenne, wieso kenne ich dann dieses Schiff?«
»Es befinden sich viele Schiffe im Fluss, Jess.«
Ihre Angst keimte erneut auf, weil sie dachte, dass sie die Flighty kannte und er sie anlog. Daher rollte er eine Karte der Themse-Mündung aus, um ihr zu zeigen, welche Schiffe auf dem Fluss lagen; diejenigen, die sie noch schemenhaft erkennen konnte. Er benannte eines nach dem anderen, redete über Ladungen und Häfen – Kanton, Baltimore, die griechischen Inseln, Konstantinopel – und beobachtete, wie die Angst sie durcheinanderwirbelte und dann nachließ. Doch er hatte im gesamten Mittelmeerraum Waren verkauft. Mit ihm konnte sie es nicht aufnehmen. Er redete und redete, und allmählich beruhigte sie sich so weit, dass sie ihm wieder vertraute. Sie war einfach zu vertrauensselig. Es sollte lieber jemand auf sie aufpassen.
»Ich habe das Gefühl, an einigen dieser Orte schon einmal gewesen zu sein.« Sie bewegte sich in den Decken, und er bekam kurz einen Teil der Anatomie zu sehen, die er zuvor bewundert hatte. Halb bedeckt war die Versuchung sogar noch stärker. »Malta. Kreta. Menorca. Ich kann sie förmlich vor mir sehen.«
Sobald sie ihm gehörte, würde er sie mit auf See nehmen und ihr Kreta und die griechischen Inseln zeigen. Warum auch nicht? Das Leben an Bord eines Schiffes würde ihr genauso sehr gefallen wie einer Möwe. Es würde schön sein, an Deck zu kommen und Jess an der Reling stehen zu sehen, ohne Haube, mit wehendem Haar und sonnengebräunter Haut.
Und wenn sie lieber in England bleiben wollte, würde er ihr die Welt nach Hause holen. In London vor Anker gehen, heimkommen und die Stiefel vor der Tür abstreifen. Jess am Feuer vorfinden, wo sie zusammengerollt auf ihn wartete. Dann wäre sie so schläfrig wie jetzt, und sie sprächen über seine Reise. Über alles, was er gesehen hatte. Er würde ihr alle möglichen Schätze von seinen Reisen mitbringen und sie ihr zu Füßen legen. Sie war eine Frau, die er gern mit Geschenken überhäufen würde. Das würde ihm Spaß machen.
»Mein Kopf funktioniert überhaupt nicht.« Sie rieb sich die Stirn und fuhr sich mit der Hand ins Haar, um ihr Gehirn in Gang zu bringen … was gar keine gute Idee war. Sie zuckte zusammen, und ihre Finger waren rot, als sie wieder zum
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