Eine riskante Affäre (German Edition)
wurde. Äußerst präzise. Er würde Sebastian zwingen, ihn an den anderen vorbei zur Landungsbrücke zu begleiten, um ihn dann dort zu töten und in der allgemeinen Verwirrung zu fliehen. »Keinem geschieht etwas, wenn du mich durchlässt.«
»Was hast du mit Jess gemacht?«
Dieses Mädchen war Sebastians Schwachpunkt. Und das Sagen hatte immer der Mann mit der Waffe. »Ihr ist nichts passiert. Noch nicht. Ich verrate dir, wo sie ist, wenn du mich gehen lässt.« Warte. Warte noch. Du hast nur diesen einen Schuss.
Am Heck wurden Seemänner in einer zerlumpten Reihe der Angst zusammengetrieben und ergaben sich. Doch er würde entkommen. Mit Sebastians Hilfe würde es ihm gelingen, das Schiff zu verlassen. Er führte das Kommando. »Wenn ich auf dem Kai bin, verrate ich dir … «
Einer von Sebastians undefinierbaren Freunden stürzte herbei. Es war Hawkhurst. »Sie ist unten.«
Und weg waren sie. Sie rannten quer übers Deck und benahmen sich, als wäre er gar nicht da. »Halt. Ich schieße … « Es sind zwei. Wenn ich einen umlege … Noch ehe er den Gedanken zu Ende gebracht hatte, tauchten sie über die Leiter in den Frachtraum ab. Er hatte eine Pistole, verdammt noch mal! Und den Finger am Abzug. Sie konnten ihn doch nicht wie Luft behandeln!
Links und rechts von ihm sprangen Seeleute von Bord, schwammen durch die giftigen Wasser der Themse und versuchten, die Pfähle des Kais zu erklimmen. Quentin wich zurück und schwang ein Bein über die Reling. Er musste den Geldgürtel ablegen und zurücklassen. Das ganze Gold … Sonst würde es ihn unter Wasser ziehen. Er zog sein Hemd aus, um an den Knoten zu gelangen. Gab es vielleicht doch noch einen Weg, das Geld mitzunehmen?
Ein langer grauer Streifen des Zorns rannte direkt auf ihn zu. Das Frettchen. Quentin zielte mit der Pistole, er hatte nur diesen einen Schuss. Wenn er das Tier erschoss, konnte er nicht mehr …
Krallen zerkratzten ihm die Augen. Er schrie auf und merkte, wie er fiel. Das Wasser schloss sich über ihm.
33
Die Northern Lark
Als er die Tür öffnete, sprang Jess heraus und trat und schlug dabei wild um sich. Sie riss sie beide zu Boden, sodass sie flach auf dem Deck landeten und sie auf Sebastian zu liegen kam.
Seine Jess. Er wehrte sie ab, ehe sie ihn noch in Stücke riss. Seine wunderbare Jess.
Dann hob sie den Kopf. »Sebastian?«
Das Haar hing ihr vor dem Gesicht. Irgendwann musste ihr jemand eine blutige Nase verpasst haben. Wie schmutzig sie war! Und wie unendlich schön! »Ich freue mich auch, dich zu sehen«, antwortete er.
Sie ließ den Atem langsam entweichen, Atemzug um Atemzug, bis sie völlig schlaff auf ihm lag. Dann schmiegte sie den Kopf an seine Brust und fing an zu weinen.
»Ist ja gut.« Er hielt sie fest. So hätte er sie hundert Jahre lang halten mögen. »Schsch. Es ist vorbei. Alles ist wieder gut.«
»Ich wusste, dass du mich holen würdest.«
»Natürlich.«
»Ich wusste, du kommst. Ich bin gegangen, weil ich doch Pitney wegbringen musste. Pitney ist … « Sie erschauderte und klammerte sich fester an ihn.
»Ich hab’s gesehen.« Hatte sie etwa zugesehen, wie Pitney starb? Ihr Kleid war vorne voller Blut, also war sie wohl dabei gewesen. Er hätte einiges gegeben, um das Ganze rückgängig zu machen und ihr das zu ersparen.
Sebastian lag auf den schmutzigen Planken, schloss die Arme um Jess, zog sie an sich und ließ sie weinen. Sie war in Sicherheit. Und sie lebte. Alles andere würde er schon regeln. Er würde sie von diesem Dreckloch von Schiff ins Sonnenlicht schaffen, sie ins Bett stecken und von oben bis unten mit Küssen bedecken. Doch zuerst einmal würde er sie ausweinen lassen.
Etwas Kleines streifte verstohlen seinen Arm. Kedger, der ganz erbärmlich stank und triefend nass war, drängte seine Nase zwischen sie.
»Kedger?« Sie drückte sich hoch. »Du hast Kedger mit hierher gebracht?«
Zehntausend Worte würden nicht reichen, um ihr das zu erklären. »Ja.«
»Er hätte verletzt werden können. Er hätte verloren gehen können. Bist du von allen guten Geistern verlassen?« Wie ein geprügelter und verwaister Hund ließ Kedger – und das hätte Sebastian schwören können – auf geradezu mitleiderregende Weise die Ohren hängen. Jess fiel sofort darauf herein. Sie sank auf die Knie, nahm das Biest in die Arme und knuddelte dieses Mistvieh. Wenn sich dieses Frettchen einbildete, es würde bei ihnen schlafen dürfen, nachdem sie verheiratet waren … Also das konnte es vergessen.
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