Eine Rose fuer Captain Sparhawk
verfluchte sie ihre eigene Dummheit, die sie hierher und von ihm fortgeführt hatte.
Mit einem ungeduldigen Seufzer sprang sie vom Schemel, ohne auf die leise Missbilligung der Schneiderin zu achten.
„Sie entschuldigen mich, Mrs Gawthrop“, sagte Rose kurz und hocherhobenen Hauptes. „Aber ich bin erschöpft und wünsche zu ruhen. Guten Abend.“
Die ältere Frau sah sie mit deutlichem Missfallen an. „Sie können mich nicht fortschicken, dummes Ding“, erwiderte sie mit scharfer Stimme. Ohne den Blick von Rose abzuwenden, entließ sie mit einer Handbewegung die Schneiderin und ihre Gehilfinnen. „Gehen Sie, Sie alle. Ich möchte mit dieser Lady allein sprechen.“
Die drei Frauen eilten aus dem Zimmer und nahmen sich kaum die Zeit, an der Tür stehen zu bleiben und zu knicksen, ehe sie flohen.
„Sie können sagen, was Sie wollen, Madam“, bemerkte Rose, „aber ich verspreche nicht, dass ich zuhöre.“
„Wenn Sie nur ein bisschen Verstand haben, Sie närrisches Frauenzimmer, hören Sie mir zu, und zwar sehr genau. Als der arme Eliot mich bat, mit Ihnen zu sprechen, dachte ich, die Gerüchte hätten nicht gestimmt. Wie, so fragte ich mich, sollte jemand einen so vornehmen, angenehmen Gentleman so schlecht behandeln?“
„Weil er weder vornehm noch angenehm ist“, gab Rose zurück. „Er ist ein gemeiner, grausamer Mann, der mich hier gegen meinen Willen festhält.“
Mrs Gawthrop sank mit vorgestreckten Armen zurück. Ein Ausdruck des Entsetzens zeigte sich auf ihrem Gesicht. „Jetzt höre ich es also aus Ihrem eigenen Mund“, sagte sie. „Kein Wunder,dass Eliot so außer sich ist! Er hat Ihnen die größte Ehre erwiesen, die ein Gentleman einer Lady erweisen kann, und Sie weisen sie einfach zurück!“
Trotzig verschränkte Rose die Arme vor der Brust. „Das ist mir egal, denn ich liebe ihn nicht, genauso wenig wie er mich liebt!“
„Liebe!“ Die ältere Frau spie das Wort verächtlich aus. „Wie können Sie eine so vorteilhafte Verbindung der Liebe wegen ausschlagen? Die Vereinbarungen sind getroffen und unterzeichnet worden, das Aufgebot bestellt, die Zeugen und die Gäste reisen aus der ganzen Karibik an. Wollen Sie Ihren Vater, Lord Eliot und auch sich selbst als Lügner hinstellen, nur wegen so etwas Lächerlichem wie der Liebe ?“
Mit ihrer nicht verbundenen Hand begann Rose, die Spitzenverzierungen von ihrem Kleid abzureißen. „Ich werde ihn nicht heiraten, und nichts von dem, was Sie sagen, wird mich davon abbringen. Denn ich liebe ihn nicht, und ich werde ihn auch niemals lieben.“
„Sie können so stolz daherreden, wie Sie wollen, Miss, aber ich schwöre, dass Sie morgen anders darüber denken werden, wenn Sie Eliots Gemahlin sind und er …“
„Morgen?“ , rief Rose entsetzt aus. „Er sprach von einer Woche, nicht von vier Tagen!“
„Morgen.“ Mrs Gawthrop verzog ihren dünnlippigen Mund zu einem triumphierenden Lächeln. „Könnte ein Bräutigam Ihnen ein größeres Kompliment machen? Er kann keinen Tag länger warten.“
Und ich, dachte Rose ängstlich, kann es auch nicht.
16. KAPITEL
„Ich musste einfach kommen, Nick“, sagte Lily zerknirscht, während sie neben ihm die dunklen, feuchten Wege entlangschwebte, die auf Pigeon Island als Straßen galten. „Es ist eine große Schwäche von mir, dass ich so weichherzig bin. Ich weiß, dass Sie alles ganz wunderbar allein unter Kontrolle haben, Sie und dieser reizende Monsieur Géricault, aber als Sie ihn bei dem Boot verließen und so furchtbar verloren aussahen, da hatte ich keine Wahl. Ich musste einfach kommen, um Sie zu trösten.“
„Verloren, zum Teufel“, sagte Nick ärgerlich. „Wie zur Hölle sollte ich sonst aussehen?“
„Ich habe etwas mehr Heiterkeit erwartet. Sie sind unterwegs, um den Engländern die Schädel einzuschlagen. Ich dachte, dies sei ein Vergnügen, das Sie allem anderen vorziehen?“
„Das stimmt“, erwiderte er und bewegte unbehaglich die Schultern unter dem Mantel. „Es ist nur, weil … verdammt, Lily, was soll ich tun, wenn Rose nicht befreit werden will? Was ist, wenn Sie die ganze Zeit über die Absicht hatte hierherzukommen, zu bleiben und diesen verdammten Lord zu heiraten?“
„Unsinn“, schalt Lily. „Warum sollte Rose so etwas tun?“
„Lily, muss ich es wirklich aussprechen?“, fragte er. „Ich liebe Rose, das stimmt, aber wie sollte sie mit mir so glücklich werden, wie eine Frau es erwartet? Ich bin ein Herumtreiber und kämpfe einen sinnlosen
Weitere Kostenlose Bücher