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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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aufriss. Ein Fuß mit goldenen Schnallen erschien und trat vorsichtig auf die Stufe. Dann folgte der in reichen Brokat gehüllte Lord Talbot. Als er herunterstieg, sah er sich hochnäsig um und schlug seinen ebenfalls reich bestickten Mantel um die Schultern. Der Lakai lief voran, um mit dem großen Knauf an die schwere Tür zu klopfen, während Seine Lordschaft den Weg durch den Turm wählte. Er trug ein mit Seide umwickeltes Paket in der Hand.
    Paine öffnete auf das Klopfen das Tor und erhielt von dem Diener die kurze Ankündigung von dem Kommen Seiner Lordschaft. Er schien von der Ankunft des Lords nur wenig beeindruckt und behandelte ihn mit der üblichen beflissenen Würde. Nachdem er ihm Handschuhe, Dreispitz und den schweren Mantel abgenommen hatte, führte er ihn in die große Halle und bat, hier zu warten, während er den Herrn von seinem Besuch unterrichten würde.
    Wenn auch viel weniger großartig als das Haus von Lord Talbot, kündete der Saxtonbesitz von Alter und Vergangenheit vieler Generationen. Die hohen, herrlich geschnitzten Bogen und die Gobelins, die von den Wänden hingen, flüsterten von einer Zeit, als Ritterlichkeit und Ehre das Land regierte. Der Raum hob sich scharf von dem Aufzug des Mannes ab. Jedes hätte zu seiner Zeit gepaßt, jedoch nun, da ja das Alter des Hauses unbekannt war, erschien die üppige Aufmachung des Lords fehl am Platze und eher prahlerisch.
    Paine kam zurück, um Talbot in den Raum neben dem Salon zu führen, wo Lord Saxton und seine Gattin ihren Gast empfangen würden. Der auffällig gekleidete Herr ließ seinen Gang über den steinernen Flur hören, indem er mit seinen hohen Absätzen fest auftrat. Der Butler schritt voraus, um ihm die Tür zu öffnen, dann zog er sich zurück und ließ den Mann eintreten. Der Maskierte erhob sich, als Talbot ihm vor die Augen tänzelte, und obwohl letzterer angemessen lange abwartete, gab es keinen Hinweis auf eine Verbeugung oder nur eines Nickens des Lederbehelmten. Erienne saß steif und bewegungslos, wie ihr Mann sie gebeten hatte. Wie er ihr auseinandergesetzt hatte, verfügte das Gesetz, daß beide Lords gleichgestellt waren; und Lord Saxton wollte gewiß nicht daran rütteln. Würde der Wert des einen und anderen am Reichtum ihres Landes gemessen werden, wie es oft der Fall war, würde Lord Talbot dem seinen bei weitem nachstehen.
    Talbot war empört, weil der andere keine ergebene Haltung annahm; doch er brachte es fertig, seine Verwirrung zu mildern. Er runzelte die Stirn und zuckte mit dem Schnurrbart. Mit einer Offenheit, wie sie den Diplomaten auszeichnete? stürzte er sich in die Angelegenheit, die ihn hierher gebracht hatte.
    »Ich muß mich entschuldigen, daß unser Treffen erst so spät zustande kam; ich kann nur den Druck anderer Geschäfte und des Wetters mangelnde Gunst für mich in Anspruch nehmen.«
    Die hohle, flüsternde Stimme gab mit gleicher Offenheit zurück: »Willkommen in Saxton Hall.« Die Hand in einem Handschuh deutete auf einen Stuhl in der Nähe des seinen. »Wollen Sie sich zu uns ans Feuer setzen?«
    Als Nigel Talbot den angebotenen Sessel annahm, lag sein Blick warm auf Erienne und erhitzte sich beträchtlich, als er ihre Schönheit genoß. »Es tut gut, Sie wieder zu sehen, Lady Saxton. Ich nehme an, es geht Ihnen gut.«
    »Sehr gut, danke der Nachfrage.« Sie nickte steif, als sie seinen Gruß erwiderte.
    Lange verweilte Talbots Blick auf der sanften Wölbung ihres Busens, der im Ausschnitt ihres Gewands zu ahnen war, und als er sich schließlich zusammennahm und seinen Blick dem Herrn des Hauses zuwandte, stellte er fest, daß dieser ihn in der unbehaglichen Stille des Raums betrachtete. Obwohl das Ledergesicht keinen menschlichen Ausdruck zeigte, hatte er den sicheren Eindruck, eine Grenze überschritten zu haben. Er fragte sich, wie der Yankee es fertig brachte, die Dame überall im Lande zu begleiten, da ihr Gemahl so besitzergreifend schien.
    »Ich habe ein paar Akten über die Pacht, die ich in Ihre? Abwesenheit eingezogen habe, mitgebracht«, erklärte er und brachte die Papiere zum Vorschein. »Natürlich müssen Sie einsehen, daß es Unkosten gab, die ich abziehen mußte, und sie summieren sich zu einer stattlichen Zahl. Wir mußten einige Beamten zum Schutz Ihres Landes und Besitzes aussuchen, denn sonst hätten manche wie Aasgeier das Haus Stein für Stein abgerissen, und zudem gibt es nicht viele Leute, die in ihrer Mitte einen Verräter schätzen.«
    Der maskierte Kopf fuhr

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