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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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hoch, und die heisere Stimme klang scharf, als Lord Saxton fragte: »Verräter? Was wollen Sie damit sagen?«
    »Nun, jedermann weiß, daß Ihr Vater Schottland seine Gunst schenkte. Er heiratete die Tochter eines alten Anführers …« Talbot wedelte mit der Hand, als er versuchte, sich zu erinnern. »Wie war doch nur ihr Name? Es ist so lange her; ich fürchte, ich habe ihn vergessen.«
    »Seton«, antwortete Lord Saxton scharf, »Mary Seton.«
    Vor Überraschung fiel Nigel Talbot der Unterkiefer herunter. »Seton? Sie meinen denselben Namen wie Christopher Seton?«
    »So ist es.« Der Herr des Hauses neigte den Kopf. »Das gleiche Blut fließt in ihren Adern.«
    »Fließt?« Nigel begriff die Bedeutung des Wortes. »Sie meinen, Ihre Mutter ist noch am Leben?« Er preßte die Lippen aufeinander, als der andere nickte, und bemühte sich, seine Gedanken zusammenzunehmen. Seine Stimme klang leise, als er sagte: »Es tut mir leid, ich dachte, die Dame sei tot.«
    Lord Saxton lehnte sich auf seinen schweren Stock und lenkte die Aufmerksamkeit des anderen Mannes mit seiner erschreckenden Erscheinung auf sich. »Obwohl die Schurken sich bemühten, uns zu finden und alle zu töten, gelang es uns zu entfliehen. Meine Mutter lebt.«
    Talbot zog leicht die Stirn in Falten. »Und die Söhne? Was wurde aus ihnen?«
    Eriennes Interesse wuchs, erwacht durch das einzige Wort: Söhne. Sie war immer gewiß gewesen, daß es nur den einen Sohn gab, und jetzt wurde ihr erneut klar, wie wenig ihr Mann ihr von seiner Familie erzählt hatte. Er schien stets ein Geheimnis daraus zu machen, als widerstrebte es ihm, diese Seite seines Lebens mit ihr zu teilen. Auch wenn sie schweigend bei dem Wortwechsel saß, klammerte sie sich an jedes Wort des Gesprächs und hoffte, etwas Wissen zu erhaschen, von dem sie sonst nichts hören konnte.
    Lord Saxton beantwortete die Frage, als er sich zur Seite wandte. »Sie flohen mit ihr.«
    »Ich muß annehmen, Sie sind der Älteste, da Sie den Titel tragen«, erwiderte Talbot. »Aber was wurde aus dem Jüngeren? Ist er noch am Leben?«
    Die beschatteten Augen huschten über den Gast. »Ich nehme an, er befindet sich bei bester Gesundheit. Später einmal werden Sie Gelegenheit haben, ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen.«
    Nigel Talbot zwang sich zu einem Nicken. »Gewiß. Das würde mich freuen.«
    Lord Saxton wies mit der Hand im Leder auf die Papiere. »Wir sprachen über die Pacht, die Sie einzogen. Sollten das hier die Abrechnungen sein, werde ich sie durchsehen, wenn ich Zeit habe.«
    Talbot schien es zu widerstreben, sie ihm zu übergeben. »Da waren einige Unkosten, ich muß es noch einmal betonen.«
    »Zweifellos werde ich viele Fragen stellen müssen, wenn ich Ihre Zahlen studiert habe«, erwiderte sein Gastgeber. »Mein Verwalter hat sein eigenes Rechnungsbuch geführt und genau die Summe davon aufgeschrieben, was die Pächter behaupten, als Entlohnung bekommen zu haben. Es wird mich interessieren, wie gut beide übereinstimmen. Es geschieht nicht oft, daß ein königlicher Beschluss einem Lord die Autorität gibt, die Pacht für einen anderen einzuziehen. Sollten Sie dieses Pergament des Königs noch besitzen, würde ich gern die verschiedenen Siegel und Unterschriften überprüfen. Mein Verwalter fand kein Dekret dieser Art, und es wäre von Nutzen, wenn er die Namen der Männer hätte, die es ausgefertigt haben.« Lord Saxton streckte erwartungsvoll die Hand aus. »Das Hauptbuch, bitte.«
    Erienne stellte fest, wie Lord Talbot mit sich kämpfte, um den zuckenden Muskel in seinem Gesicht zu beherrschen. Der Mann war offensichtlich erregt, doch sein Gastgeber ließ ihm keinen Ausweg offen. Seine Nasenflügel kniffen sich zusammen, und die Mundwinkel zogen sich herab, als er grimmig das Buch übergab.
    »Ich muß in Rechnung stellen, daß Gelder zum Schutz meiner Ländereien ausgegeben wurden«, stellte Lord Saxton fest, als er das Buch auf dem Tisch zur Seite schob. »Und sollte ich einige Fragen haben, werden Sie der erste sein, an den ich mich wende. Inzwischen schicke ich meinen Diener, die Papiere zu holen …«
    »Ich habe … sie wurden verlegt.« Nigel Talbots Gesicht rötete sich, als er dafür eine Erklärung suchte. »Nach so langer Zeit können Sie kaum erwarten, daß ich mich erinnere, wo sie aufbewahrt sind.«
    »Ich bin ein geduldiger Mensch«, versicherte ihm der Lord beinah freundlich, trotz seiner rauhen Stimme. »Würden zwei Wochen ausreichen, bis Sie sie

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