Eine Rose im Winter
den rosig umrandeten Blütenblättern aufstieg, einzuatmen. Sie erinnerte sich der Zeit, als sie noch von dem Prinzen träumte, der seiner Angebeteten eine einzige Rose als Liebespfand darbot, und einer Legende, die zu berichten wußte, daß eine Rose, die man im Winter fand, versprach, man habe die große, die wahre Liebe gefunden.
Erienne berührte behutsam die feinen Blütenblätter, und für einen Augenblick sah sie einen Ritter in silbernem Helm vor sich, der unter seinem schimmernden Panzer ein ach so vertrautes Gesicht trug. In ihrem Tagtraum kämpfte er mit dem einzigen Ziel, sie von ihrem Schicksal zu erretten, und in diesem Kampf blieb er Sieger, ihre einzige Liebe. Er neigte sich zu ihr, um sie in die Arme zu nehmen; dann war der Ritter verschwunden, verweht von der kühlen Brise, die über den Garten fegte, für immer aus ihrem Blick verbannt.
Ein langer tiefer Seufzer entrang sich ihren Lippen. Ihr Herz schien von einem bleiernen Gewicht erdrückt zu werden, und es schrie danach, von dieser Bürde erleichtert zu werden. Doch keine Hilfe kam, kein Silberstreifen zeigte sich am dunklen Horizont ihrer Gedanken. Christopher war gegangen und würde vielleicht niemals wiederkommen.
Lord Saxton hatte ein für allemal Befehl gegeben, daß kein Diener auf ihn warten sollte, falls er heimkam, wenn die Dienstboten mit ihrer Arbeit fertig waren und sich zurückziehen konnten. So war es auch heute nacht; die Räume wurden ruhig und still, als jeder zu Bett ging. Die Kerzen hatten sie brennen lassen, um die Dämmerung, die hinter den Vorhängen der Räume herrschte, zu erhellen, und in ihrem Schein ging der Herr wie ein Geist durch das Haus. So leise wie möglich erklomm er die Treppen und ging durch den Korridor auf Eriennes Zimmer zu. Behutsam schob er die Tür einen Spalt auf, lehnte sich an den Türpfosten und starrte erregt auf den Körper im Bett. An ihrem leisen, gleichmäßigen Atem erkannte er, daß sie tief schlief. Sie lag auf der Seite, mit dem Gesicht zum Kamin, eine Hand kindlich unter das Kissen geschoben. Ihr langes Haar fiel über das Kissen und die Bettkante hinunter, und er wußte, wenn er Erienne an sich zog, würde diese üppige Masse sich über ihn ergießen und seine Sinne mit ihrem verführerischen Duft erfüllen. Ihr Anblick erfüllte das Traumbild, das ihn den ganzen Tag verfolgt hatte, das Bild einer erregenden, schönen Frau, die sein Blut stärker erhitzte, als er ertragen konnte.
Vorsichtig, um nur keinen Laut zu geben, der seine Anwesenheit verriet, ging er zum Bett und zog die Samtvorhänge dicht vor, damit es innen vollkommen dunkel war. Dann ging er zur anderen Seite, legte Maske und Handschuhe ab. Bald war er ein bleicher Schatten in der Nacht, als er ins Bett schlüpfte. Umgeben von den samtenen Vorhängen wurde er jetzt zu einer Bewegung in der Schwärze. Ein leichter Seufzer entfloh Eriennes Lippen, als er sich dicht an ihren Rücken preßte. Tief atmete er den Duft ihres Haars ein und schob die seidenen Locken beiseite, um ihren zarten Nacken zu küssen. Seine Hand fand den Weg unter ihrem Nachtgewand zu ihrer fraulichen Zartheit.
Zwischen Traum und Wirklichkeit schwebend, schmiegte sich Erienne an die wandernde Hand, während unbestimmbare graugrüne Augen am Rande ihres Bewusstseins flackerten. Ein Gefühl der Trunkenheit umnebelte ihr Denken, als die Wärme seines festen Körpers durch ihr Nachtgewand drang. Sie legte sich neben ihn, und sein Flüstern erfüllte ihre Gedanken.
»Ich kann Sie nicht mehr lassen.« Er berührte zärtlich ihre Schulter mit seinen Lippen. »Der Gedanke an Sie läßt mein Herz schneller schlagen und erweckt eine Begierde in mir, daß ich mein Verlangen nach Ihnen stillen muß oder unter seiner Marter in Schmerzen stöhnen müßte. Sie haben mich an die Kette gelegt, Erienne. Die Bestie ist Ihr Sklave.«
Das Hemd wurde über ihren Kopf gezogen und in die Dunkelheit verbannt, nur das Wispern eines Lauts bewies, daß es auf den Boden fiel. Eriennes Geist tauchte zu der Oberfläche vollen Bewusstseins empor, als er sie dicht an seine nackte, harte Hitze zog, und sie spürte den Mann, der sich voll erregt gegen die Kühle ihrer Hinterbacken preßte. Unter seinen Zärtlichkeiten erhitzten sich ihre Brüste, und das langsame, gelassene Streicheln ihrer pulsierenden Knospen zerrte an den Saiten ihrer Leidenschaft und entfesselte einen Sturm der Erregung, der sich zu Schmerzen der Lust in ihrem Körper steigerte und schließlich in ihren Lenden
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