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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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entgegenstreckte. Erienne schenkte ihm die gewünschte Aufmerksamkeit und klopfte es auf den Hals. Es war zu dunkel, um seine Farbe zu erkennen, und sie suchte nach einem Licht. An der Staumauer hing eine Laterne, und als sie mit der Hand auf dem Brett daneben entlang fuhr, fand sie auch einen Feuerstein. Kurz darauf flackerte an der Spitze des Dochtes eine kleine Flamme, die langsam stärker wurde, im Lichte konnte sie sehen, daß das Tier Christophers brauner Hengst war. Koppel und Stall von Sarazen waren leer. Dies bestätigte zwar ihre Vermutung, wer der nächtliche Reiter war, beschwichtigte jedoch nicht ihre Befürchtungen. Wo immer Christopher war, sie wollte Gewissheit, daß er sich in Sicherheit befand.
    Der Hengst begann in seinem Verschlag unruhig zu werden. Auf der anderen Seite der Büsche antwortete die Stute mit nervösem Stampfen und Schnauben. Dann wurde der Braune plötzlich ruhig. Er sah in Richtung der Büsche, während er seine Ohren spitzte, den Schwanz hochstellte und die Nüstern blähte. Obgleich es die Nähe der Stute sein konnte, die seine Aufmerksamkeit erregte, glaubte Erienne, daß auch irgend jemand oder irgend etwas draußen sein konnte.
    Sie bahnte sich mit der Laterne einen Weg durch die Büsche und fand die Stute, die die Bäume anstarrte. Das Licht warf einen schwachen Schein auf die vordersten Stämme, doch dahinter herrschte tiefste Finsternis. Als Erienne näher heranging, bewegte sich etwas Schwarzes und ein ebenholzfarbener Schatten schnaubte. Hinter ihr schlug die Stute mit dem Schwanz und tänzelte am Zügel zur Seite.
    Da nichts Bedrohliches zu erkennen war, faßte sich Erienne Mut und ging näher an die Bäume. »Christopher?« flüsterte sie. »Sind Sie da?«
    Sie blieb ohne Antwort, und es lief ihr kalt über den Rücken. Vielleicht war es gar nicht Christopher. Vielleicht lag er irgendwo verwundet oder tot, und es war einer der Banditen, der gewendet hatte und ihr gefolgt war.
    Ihre Angst um Christopher trieb sie vorwärts. Gleichgültig, was oder wen sie im Wald treffen würde, sie würde ihn suchen, bis sie ihn gefunden hatte.
    Sie war nur wenige Schritte zwischen den Bäumen gelaufen, als sie stehen blieb, die Luft erschrocken anhielt und sich mit einer Hand entsetzt an die Kehle faßte. Der schwarze Hengst kam zutraulich näher. Auf seinem Rücken trug er eine große, in einen Mantel gehüllte Gestalt, die gefährlich im Sattel schwankte.
    »O nein«, stöhnte sie. Sie brauchte nicht erst das Blut zu sehen, um zu wissen, daß er verwundet war. Im Licht der Laterne sah sie sein schmerzverzerrtes, aschfahles Gesicht. Die Lider waren über die Augen gefallen und verbargen das gewohnte Leuchten.
    Christopher versuchte ein mühsames Lächeln und wollte ihre Besorgnis beschwichtigen. »Guten Abend, Mad…«
    Die Anstrengung kostete ihn den letzten Rest an Stärke, die Welt schien langsam einzustürzen und wurde dunkel. Erienne ließ die Laterne fallen und sprang mit einem entsetzten Schrei nach vorn, als er langsam vom Sattel herunterglitt. Sie schlang ihre Arme um ihn, doch sein Gewicht warf sie zu Boden. Einen furchterfüllten Augenblick lang zog sie seinen Kopf mit den zerzausten Haaren an ihre Brust und schluchzte: »Oh, mein Liebster, Christopher, was hat man mit dir gemacht?«
    Die Umstände zwangen sie zum schnellen Handeln, und ihre zitternden Hände bewegten sich in fliegender Hast. Sie richtete die Laterne wieder auf und begann unter dem Mantel nach der Wunde zu suchen, indem sie das blutverklebte Hemd aus der Hose zog. Kalte Furcht ergriff sie, als ihr Blick auf die große Wunde fiel, die ihm der Schuß in die Seite gerissen hatte. Bei genauerer Untersuchung fand sie auch die Stelle, wo die Kugel im Rücken eingedrungen war. Sie biss die Zähne zusammen, um gegen ein Gefühl der Panik anzukämpfen, da sie wußte, daß es ihm nicht helfen würde, wenn sie vor Angst zusammenbrach. Mit flatternden Händen riß sie einen Streifen Stoff aus ihrem Unterrock. Zu einem Päckchen gerollt preßte sie ihn auf das zerfetzte Fleisch, um das Blut zu stillen, und band es mit einem anderen Stück fest um seine Taille.
    Aus der Richtung der Hütte kam ein leises, knarrendes Geräusch von einer sich öffnenden Tür, und Erienne sah sich um, als ein Mann mit einer Laterne aus der Tür trat. Er sah durch den Schein seiner Lampe das Licht ihrer Laterne und reckte sich den Kopf aus, um durch die Bäume zu sehen, die sie verbargen. Leise rief er: »Sind Sie das, Herr?«
    »Bundy!

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