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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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»Ich habe ihn jedenfalls nicht gesehen.«
    »Wenn er zurückkommt, so sag ihm doch bitte, daß ich morgen gern den Wagen hätte, um das Mädchen zu ihrer Mutter zurückzubringen. Sie leben in York.«
    »Ich bin sicher, daß wir das machen können, Farrell. Du brauchst nur Paine Bescheid zu sagen, und er läßt Tanner vorfahren, sobald du fertig bist.«
    Die Küchentür schloß sich hinter ihr, doch als sie Aggie nicht finden konnte, lief sie wieder durch den Saal zurück, ohne sich darum zu kümmern, wie sie Farrell mit ihrer Hast verwirren mußte. Sie fand die Haushälterin schließlich im Westflügel, als sie das Gästezimmer verließ, wo man das Mädchen für die Nacht untergebracht hatte.
    »Miß Becker geht es schon viel besser, M'am«, verkündete Aggie. »Sie hat Glück gehabt …«
    »Aggie, ich brauche Ihre Hilfe«, unterbrach Erienne in ängstlicher Eile. »Mr. Seton ist verletzt, und Bundy sagte, Sie wüssten, was zu tun sei.«
    »Wie schlimm ist es denn? Ist es erkennbar, M'am?« fragte Aggie in besorgter Hast, als sie mit ihrer Herrin den Gang entlangeilte.
    »Es hat ein Stück aus seiner Seite gerissen, das ziemlich schlimm aussieht«, antwortete die jüngere Frau sorgenvoll. »Der Schuß ist von hinten nach vorn durchgedrungen, und es sieht so aus, als ob er eine Menge Blut verloren hat.«
    Aggie hielt sich nicht mit weiteren Fragen auf. Sie raffte ihre Röcke, rannte los und hielt schnaufend ihr Tempo, bis sie an der Tür von Lord Saxtons Schlafzimmer stolpernd anhielt. Die Tür war halb offen, und Erienne war überrascht, als die Frau ohne weiteres eintrat. Sie staunte auch, als sie Bundy über Christopher gebeugt fand, der auf dem Bett lag. Man hatte die Vorhänge heruntergelassen und Handtücher unter die Wunde gelegt. Außer einem Tuch auf seinem Unterkörper war er unbekleidet. Der schwarze Mantel und die anderen Sachen lagen neben den Reitstiefeln in einem Haufen auf dem Fußboden.
    Bundy trat zurück, als die Haushälterin zum Bett kam, den provisorischen Verband aufschnitt und die Wunde betrachtete. Erienne blieb im Hintergrund, krümmte sich aber in mitfühlendem Schmerz, als die tastenden Finger Christophers Bewusstlosigkeit durchdrangen, denn ein Stöhnen kam von seinen blassen Lippen, als er sich vor Schmerzen wand. Erienne erstickte ein banges Schluchzen hinter ihrer Hand. Ihr war bis zu diesem Augenblick, in dem sie ihn nun so hilflos und schwach sah, niemals richtig bewußt geworden, wie viel sie für ihn empfand. Er war immer so stark und Herr der Situation gewesen, daß man nie das Gefühl gehabt hatte, daß er jemand brauchte. Sie wollte ihn spüren lassen, wie sie fühlte, und litt darunter, daß sie ihn nicht liebevoll berühren oder ihm Worte zuflüstern konnte, die ihm sagten, daß sie ihn liebte.
    »Der Schuß ist glatt durchgegangen«, stellte Aggie fest, »doch es scheint eine saubere Wunde zu sein.« Sie wusch sich das Blut von den Händen und zeigte zum Kamin. »Wir brauchen einen Kessel mit Wasser auf dem Feuer und saubere Leinentücher.«
    »Sollten wir Mr. Seton nicht in einen anderen Raum bringen?« fragte Erienne besorgt. Nachdem sie beim Liebesspiel mit ihrem Mann Christophers Namen geflüstert hatte, fürchtete sie, daß Lord Saxton bei seiner Rückkehr den Rivalen in seinem Bett vorfinden könnte. Und sie war sich nicht sicher, ob Lord Saxton nicht gewalttätig werden würde und seinen Cousin noch mehr verletzte.
    Bundy wechselte mit der Haushälterin einen schnellen Blick, räusperte sich und wählte dann sorgfältig seine Worte. »Lord Saxton wird wahrscheinlich für einige Tage nicht zurückkommen. Ich glaube sicher, daß er nichts dagegen haben wird, wenn Mr. Seton solange seinen Raum benutzt. Hier ist er auch sicherer. Die Dienstboten werden glauben, daß seine Lordschaft krank ist, und nicht im Haus herumschnüffeln. Ist schon besser, sicher zu sein und keinen falschen Verdacht zu wecken.«
    »Doch wenn Lord Saxton weggefahren ist, warum sind Sie dann nicht bei ihm?« fragte Erienne nachdenklich. »Und wo ist der Landauer?«
    »In den Stallungen, M'am. Ich habe ihn vor einigen Stunden zurückgebracht. Der Herr hält sich bei Freunden auf, wo er alles bekommt, was er braucht, und auf den Wagen verzichten kann.«
    Die Erklärung des Dienstboten vertrieb nicht ihre Sorgen, doch im Augenblick war ihr Lord Saxtons Abwesenheit willkommen. Sie konnte Christopher die Pflege und Aufmerksamkeit, die er brauchte, bedenkenloser zuteil werden lassen, solange er nicht

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