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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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den Sattel, sobald das Tier an seiner Seite war. Kurz sprang er vom Boden und schwang sich auf sein dahinfliehendes Pferd.
    Der Sheriff kam langsam wieder auf die Füße und zerrte mit einem unverständlichen Fluch seine Pistole aus dem Gürtel. Er senkte das Visier der Waffe und schickte dem Geisterreiter in donnernder Verfolgung eine Bleikugel hinterher, doch ohne Erfolg. Er fluchte erneut und sah sich um. Ein anderer Mann kniete am Boden und zielte mit einer langen Muskete auf den Flüchtenden. Allan riß sie ihm aus der Hand und schoß selbst.
    Noch ehe er das Krachen der Muskete hörte, verspürte Christopher einen brennenden Schmerz an seiner rechten Seite. Die Zügel glitten ihm aus der gefühllosen rechten Hand, und er fiel seitlich nach vorn. Der Boden unter ihm verschwamm und war bereit, ihn aufzunehmen, doch er wehrte sich mit aller Kraft gegen eine Ohnmacht. Er vergrub seine linke Hand in die Mähne des Pferdes und zog sich mit letzter Willenskraft hoch. Das Tempo des Tieres schien langsamer zu werden, als er sich auf seinen Rücken fallen ließ.
    Der Sheriff stieß einen kreischenden Schrei hervor und trieb seine Männer mit einem lauten Befehl zu den Pferden. »Ihm nach, ihr Dummköpfe! Laßt ihn nicht entkommen!«
    »Lauf, Sarazen, lauf!« stöhnte Christophers Stimme, während ihm jeder Schritt einen stechenden Schmerz verursachte. »Zeig ihnen die Hufe, Junge! Lauf!«
    Der Hengst lief ohne Zügel, hielt sich jedoch auf dem Weg. Von hinten ertönte ein Schrei, und eine Kugel pfiff dicht an ihnen vorbei. Sarazen griff aus und flog fast dahin, während der Sheriff seine Männer im Mondlicht zu einer wilden Verfolgungsjagd antrieb.
    Hinter dem Hügel führte der Weg hinab, wand sich durch das Tal und bog nach links, bevor er sich über die niedrigen Hügel zu schlängeln begann. Sobald die Verfolger nicht mehr zu sehen waren, sprach Christopher dem Hengst gut zu und brachte ihn in eine langsamere Gangart. Er beugte sich nach vorn, und es gelang ihm, erst den einen und dann den anderen Zügel zu erreichen und damit das Pferd besser in seine Gewalt zu bekommen. Er ließ das Tier im Schritt gehen und trieb es dann in stolperndem Schritt eine Böschung hinunter und in das unten liegende Dickicht. Er blieb im Schutze der Bäume stehen und steckte seinen Mantel fest unter und über sein warmes und klebriges Bein, damit das Blut an seiner rechten Seite keine Spur zurückließ, der man im Tageslicht leicht folgen konnte.
    ***
    Erienne hatte Farrell absichtlich die Spitze überlassen und war hinter ihm zurückgeblieben. Als sie gemerkt hatte, daß ihr die Gestalt im weiten Mantel nicht länger folgte, brachte sie ihr Pferd auf einer Kuppe zum Stehen. Sie sah die Straße entlang, die sie gerade gekommen war und hoffte, daß er bald auftauchen würde. Sie war sich jetzt sicher, daß sich hinter dem Schatten der Nacht der verbarg, den sie vermutet hatte. In dieser Nacht hatte er sich zum Verfechter einer gerechten Sache gemacht und sich gegen die mordenden Banditen gestellt. Was sie gesehen hatte, genügte, um sie davon zu überzeugen, daß er für das Gute und nicht für das Böse kämpfte.
    Die Stute war durch Wasserläufe gestolpert, hatte taufeuchte Felder und staubige Straßen überquert, so daß sie auf ihren weißen Fesseln eine Schmutzschicht hatte. Sie tänzelte unruhig, da ihr das Warten nicht behagte. Doch Erienne kümmerte sich nicht um das Tier. Sie hatte eine Entscheidung zu treffen. Über dem Moor hatte man das Echo eines Pistolenschusses, gefolgt von dem dumpfen Krachen einer Muskete, gehört. Der zweite Schuß erfüllte sie mit Besorgnis, denn so eine Waffe hatte der nächtliche Reiter nicht bei sich. Sollte sie zurückkehren, um ihm beizustehen? Konnte sie ihm helfen? Oder war es vielleicht besser, wenn sie wegbliebe und ihm damit die Freiheit gäbe, sich um sich selbst zu kümmern?
    Sie sah angestrengt den Weg hinab und versuchte in den Schatten der niedrig dahinziehenden Wolken die Bewegung von Mann oder Pferd zu erkennen. Für einen Augenblick schienen ihre Augen sie zu täuschen, sie glaubte, einen Mann auf einem Pferd zu erblicken, doch als kurz darauf wieder das Mondlicht über den Weg wanderte, war nichts zu sehen. Sie hob den Kopf, als sie in der Ferne ein Rumpeln zu hören glaubte, das sich bald in das Donnern von Hufen heransprengender Reiter verwandelte.
    Erienne griff der Stute in die Zügel und stieß ihr die Absätze so fest in die Seite, daß das Tier in einen Galopp fiel, der ihren

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