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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Zeuge ihrer Betroffenheit war. Blieb nur Farrell, um den man sich kümmern mußte, und diese Angelegenheit wollte sie sogleich selbst in die Hände nehmen.
    »Mein Bruder hat gegen Mr. Seton eine starke Abneigung«, erklärte sie. »Es könnte sein, daß er anderen von seiner Verwundung erzählt, wenn er den Yankee hier findet. Unter diesen Umständen fände ich es ganz gut, Aggie, wenn Sie ihm einen Schlaftrunk zubereiten könnten.«
    Die Frau nickte zustimmend. »Ich werde mich gleich darum kümmern, M'am. Vielleicht können Sie nach Mr. Seton sehen, während ich weg bin. Muß aus der Küche Kräuter und Heilsalben holen.«
    Bundy entfernte sich mit der Haushälterin, um einen eisernen Kessel zu holen und ließ Erienne allein mit dem verwundeten Mann. Sie riß ein altes Tuch in Streifen und wusch vorsichtig das Blut von den Wundrändern. Sie tauchte die starken, sehnigen Hände nacheinander in das Waschbecken und rieb die Blutflecken von den langen Fingern. Sie küßte sie, und Tränen traten in ihre Augen, als sie seine Hand in der ihren hielt. Sie besaß jetzt mehr Gewissheit über ihre Empfindungen. Zwar konnte sie nicht genau sagen, wann die ersten Knospen ihrer Liebe erblüht waren, doch wußte sie auf einmal ganz sicher, daß sie Christopher Seton schon geraume Zeit liebte. Und doch hatte sie zur gleichen Zeit für ihren Mann eine tiefe, anhängliche Zuneigung entwickelt.
    Zu wissen, daß zur gleichen Zeit zwei Männer ihr am Herzen lagen, war beunruhigend, da sie sie auf unterschiedliche Weise liebte. Doch dann gab es auch wieder Augenblicke, in denen sie unfähig war, den einen vom anderen zu unterscheiden. Christopher war kühn, charmant, anmutig, ein Mann, der jede Frau in seinen Bann schlug. Trotzdem hatte Lord Saxton, der keine dieser Eigenschaften besaß, ihre Zuneigung gewonnen.
    War die Liebe zu ihrem Mann dann … Mitleid? Sie verwarf diesen Gedanken sofort. Für Ben hatte sie Mitleid empfunden, doch konnte sie wohl kaum behaupten, daß sie ihn geliebt hatte. Stuart Saxton gab ihr als Ehefrau seine Anerkennung und schmeichelte ihrer Weiblichkeit. Und doch hatte sie eigenartigerweise, wenn sie bei ihm als Frau ihre Höhepunkte erlebte, die größten Schwierigkeiten, Christopher aus ihren Gedanken zu verbannen. Beim Liebesspiel mit ihrem Mann wurde sie manchmal so stark von den Visionen des anderen Mannes überwältigt, daß sie sich tastend der Narben auf seinem Rücken vergewissern mußte, um zu wissen, daß es Stuart und nicht Christopher war, mit dem sie zusammenlag. Sie konnte es sich nur so erklären, daß ihr Verlangen nach dem Yankee so stark war, daß sie dem Mann, der sie in der Dunkelheit aufsuchte, sein Gesicht und seinen Namen gab.
    Aggie und Bundy kehrten zurück, und Erienne stand nahe am Bett, während die Frau die Wunde behandelte. Das geronnene Blut wurde entfernt und eine weiche, weiße Salbe dick auf die Wunde geschmiert, bevor man an der Seite und am Rücken Stoffkissen auflegte. Das Ganze wurde von mehreren Lagen Leinen festgehalten, die über seine Brust liefen, und mit einem Streifen über die Schulter befestigt.
    Endlich war die Nervenprobe vorbei, und Erienne fiel schwach in einen Stuhl neben dem Bett, dankbar, daß sie das hinter sich hatte. Sie verweigerte sich den Bitten der beiden Dienstboten, in ihr eigenes Zimmer zu gehen und dort bis zum Morgen zu ruhen. Vielmehr erklärte sie entschlossen: »Ich werde heute nacht hier schlafen.«
    Aggie sah, daß es keinen Zweck hatte zu argumentieren, so daß sie schließlich anbot: »M'am, ich werde auf ihn aufpassen, während Sie sich waschen und für die Nacht zurechtmachen, und Sie komm'n zurück, wenn Sie fertig sind.« Sie wies mit der Hand auf das verschmutzte Reitkleid ihrer Herrin. »Sie werd'n sich in einem frischen Kleid und einem Hausmantel sehr viel wohler fühl'n als in diesen Sachen.«
    »Sind Sie sicher …?« begann Erienne unsicher, doch gelang es ihr nicht, ihre Ängste in Worte zu kleiden.
    »Er kommt wieder in Ordnung, M'am«, versicherte ihr die Haushälterin, während sie ihr tröstend über den Arm strich. »Er ist ein großer starker Mann, und mit etwas fürsorgliches Pflege und Ruhe wird er in kurzer Zeit wieder auf den Beinen sein.«
    Erienne gab nach, ließ sich von der Frau zur Tür bringen und versprach: »Ich werde gleich wieder zurück sein.«
    Wie versprochen kehrte sie zurück und setzte sich in einen Stuhl neben das Bett, um die langen Stunden der Nacht zu verbringen. Sie zog die Beine auf den

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