Eine Rose im Winter
Parker diese Absicht bemerkte, wußte er, daß er es nicht mit irgendeinem Gegner zu tun hatte, sondern daß ihm einer gegenüberstand, der sich sehr gut mit Waffen auskannte. Er sah auch die kleineren Pistolen, die der Mann in seinem Hosenbund stecken hatte und die ihm bedeuteten, daß es hier wirklich um Leben und Tod ging.
Die Waffen schlugen zuerst wie spielerisch aufeinander, doch schon nach dem ersten Schlagabtausch wurde der Sheriff vorsichtiger. Seine ersten einfachen Angriffe wurden mühelos abgewehrt, und die Gegenattacke kam so schnell und sicher, daß er mit seiner eigenen Verteidigung zu tun hatte. Kein Zweifel, sein Gegenüber focht mit viel Geschick.
Aus der Kapuze kam ein kurzes Lachen. Die raue, flüsternde Stimme verriet nicht, wer der Mann war. »Etwas besorgt, Mylord Sheriff?«
Allan lachte, während er den plötzlichen Angriff seines Gegners mit dem Degen abwehrte, doch mit dem Dolch nur die Nachtluft zerschnitt, während der Geisterreiter mit einem leichten Schritt zur Seite der Bedrohung auswich. »Noch kenne ich Sie nicht, mein Freund, doch es wird nicht lange dauern, bis ich Ihr Gesicht zu sehen bekomme.«
Er setzte zu einem neuen Angriff an, mußte sich jedoch schnell wieder zurückziehen, als dieser vom anderen wirkungsvoll pariert wurde, und die Klinge des Gegners seinen Unterleib bedrohte.
»Nicht ganz so leicht wie Timmy Sears, eh?« fragte der Schwarze höhnisch.
Parker wäre fast gestolpert, fing sich aber sofort wieder. »Wie …«
»Zu wem hätte Timmy denn gehen sollen, nachdem ich ihn in jener Nacht besucht hatte? Sie sind der Anführer der Diebe,und sie waren natürlich auch der erste, den er aufsuchte, um von seiner Begegnung zu berichten. Er war dumm genug zu erzählen, was er alles ausgeplaudert hatte. Das kostete ihn das Leben.«
Die Schläge der blauen Klinge begannen immer dichter zu fallen, und obwohl der Sheriff sein Bestes gab, rückte ihm die Spitze des Degens wie eine hungrige Zunge immer näher. Plötzlich fuhr ein scharfer Schmerz durch seinen linken Vorderarm, und ein Stoß ließ ihm den Dolch in das hohe Gras entgleiten.
Damit beschäftigt, sich zu schützen, schoß es Parker durch den Kopf, daß dieser unnachgiebige Schatten ihn jederzeit je nach Laune töten konnte. Leichter Schweiß ließ Parkers Gesicht glänzen und seine Oberlippe zitterte angstvoll, als ihm das bewußt wurde.
»Und dann war Ben«, fuhr der nächtliche Reiter fort. »Schwach, und kein Gegner für jemand mit Ihrem Geschick.«
Parker atmete schwer, antwortete jedoch nicht. Seine rechte Schulter begann zu schmerzen, als er Schlag auf Schlag abwehren mußte.
»Hat er sich sehr gewehrt?« höhnte der Mann mit der Kapuze. »Oder haben Sie ihn im Schlaf erwischt?«
Der Sheriff keuchte. Schweiß trat auf seine Schläfen. Er wußte, daß er zum ersten Mal in seinem Leben einem Gegner gegenüberstand, der ihn töten konnte.
»Für den, den ich suche, sind Sie zu jung. Aber es gibt noch einen anderen, der seine Hände in Unschuld waschen möchte, während Sie für ihn die Schmutzarbeit besorgen. Vielleicht Lord Talbot?«
»Sie Hur … Hurensohn!« Parker schnappte nach Luft. »Kämpfen Sie wie ein Mann! Zeigen Sie Ihr Gesicht!«
»Sein Anblick bedeutet Tod, Mylord Sheriff. Wußten Sie das nicht?« Mit spöttischem Gelächter machte er sich über ihn lustig.
Für einen kurzen Augenblick sah Parker hinter seinen Gegner und zeigte kurz ein Lächeln. Er fand neuen Mut und stürzte sich in wilder Wut auf ihn. Seine Degenklinge schnitt, hackte und stieß, doch sie wurde stets abgewehrt und fand kein weiches Fleisch.
Plötzlich ertönte ein Geschrei, und zwei Diebe, die sich im Schatten herangeschlichen hatten, starteten einen Angriff. Der schwarze Kämpfer duckte sich blitzschnell vor ihrem Ansturm. Einer der fliegenden Arme zog ihm die Kapuze vom Kopf, bevor die beiden Banditen mitten in der Luft krachend zusammenstießen und hinter ihm zu Boden fielen. Heft an Heft stand er sich mit dem Sheriff gegenüber, der nun sein Gesicht erkannt hatte.
»Sie!« rief Allan.
Christopher Seton lachte dem Sheriff ins Gesicht. »Tod, Mylord Sheriff. Aber später.«
Er schob mit aller Kraft, und der Mann stolperte zurück, fiel in vier andere Angreifer hinein, die er mit zu Boden riß. Christophers Degen sirrte böse über den Menschenhaufen. Ein scharfer, durchdringender Pfiff durchschnitt die Nacht, und der Hengst kam angesprengt. Christopher rammte seine Klinge in die Scheide und warf einen Arm über
Weitere Kostenlose Bücher