Eine Rose im Winter
sie im Zweifel, ob er ihr drohte. Indem er seinen eigenen tropfnassen Mantel und seine Weste auszog, warf er die Kleider über eine Stallwand. »Ich will versuchen, ein Feuer zu machen, damit wir uns ein bißchen trocknen können.«
Er stapfte durch den Stall und schaute nachdenklich zu den Löchern im Dach. An einer Auswahl an guten Kaminen und einem kräftigen Durchzug bestand kein Mangel, man mußte das Feuer nur in Gang bringen. Doch dazu würde die Schachtel mit trockenem Zunder, die er stets bei sich führte, genügen.
Langsam versagten Erienne ihre wackligen Beine, und sie fiel auf die Knie. Sie merkte wohl, daß Christopher im Stall herumging und Holz von den Verschlägen abbrach, doch die Vorstellung eines wärmenden Feuers schien noch in weiter Ferne zu sein. Mit ihrem Haar in nassen Strähnen saß sie da wie ein Häufchen Elend Ihre Wangen und Hände waren eiskalt und ohne Gefühl, ihre Nase rot und eisig. Sogar die Schuhe waren vollkommen durchweicht.
Als sie die ersten kleinen flackernden Flammen in der zunehmenden Dunkelheit aufscheinen sah, war sie zu kalt und steif, um sich in ihre Nähe zu bewegen. Sie zitterte in ihren nassen Sachen, bis plötzlich Christopher über ihr stand. Sie hielt ihren Blick gesenkt, zu müde, um noch länger mit ihm zu streiten, und auch, was vielleicht noch eher zutraf, um nicht an seinen nassen enganliegenden Reithosen, die seine ganze Männlichkeit zur Schau stellten, nach oben sehen zu müssen.
»Möchten Sie nicht ans Feuer kommen?« war seine einladende Frage.
Indem sie sich zu einem kleinen und erbarmungswürdigen Häufchen zusammenkauerte, schüttelte Erienne den Kopf, vor Kälte so erstarrt, daß sie ihm nicht antworten konnte. Sie hatte auch ihren Stolz, und immer noch besser, man hielt sie für eigensinnig als für schwach. Was sie dabei nicht bedacht hatte, war die Tatsache, daß sie es bei Christopher Seton mit einem Mann zu tun hatte, der gewohnt war, die Dinge selbst in die Hände zu nehmen. Indem er ihr den Arm reichte, stellte er sie auf ihre Füße und nahm sie dann mit einem Schwung auf seine Arme. Sie knirschte etwas ablehnend mit den Zähnen, da sie Angst hatte, sich in eine zitternde und zappelnde Masse zu verwandeln, sobald sie den Mund zum Sprechen aufmachte. Trotz ihres schwachen Protests lagen Christophers Arme warm und sicher um ihren Körper. Er ließ sie neben dem Feuer auf die Erde und begann, sich an den Bändern ihres Mantels zu schaffen zu machen. Erienne überfiel plötzlich eine panische Angst, sie raffte ihre Kleidung zusammen, trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf.
»N-n-nein! Lassen Sie mich in Ruhe!«
»Wenn Sie sich nicht selber helfen, Erienne, dann muß das jemand anderes tun.«
Indem er ihre Hände zur Seite schob, streifte er den Mantel von ihren Schultern und ließ ihn zu ihren Füßen zu einem nassen Haufen zusammenfallen. Ein Erstaunen ging über sein Gesicht, als er die zerfetzten Stücke ihres Kleides erblickte und darunter ihre weichen, milchzarten Brüste, kaum verdeckt von dem durchnässten Hemd. Hastig raffte Erienne die zerrissenen Stücke ihres Leibchens zusammen und wich seinem fragenden Blick aus.
»Ich kann verstehen, daß Smedley da Appetit bekommen hat.« Sein Ton war scharf und spöttisch. »Doch hat er Sie verletzt?«
»Ginge es Sie denn etwas an, wenn er h-h-hätte?« fragte sie etwas verwirrt.
»Könnte sein«, antwortete er kurz. »Letztlich hängt das davon ab, ob Ihr Vater seine Schulden bezahlen kann oder nicht. Und außerdem ist es mir zur Gewohnheit geworden, zu Ihrer Rettung herbeizueilen, und da offensichtlich Ihrerseits ein großer Bedarf an diesen Diensten besteht^ zögere ich, damit schon jetzt aufzuhören.«
Zu ihrem Entsetzen begann er ohne weitere Vorrede unnachsichtig ihr Kleid aufzuknöpfen. Während sie noch wie wild zitterte, versuchte Erienne ihr Mieder an seinem Platz zu halten und ihm auszuweichen. Das Korsett schob ihre Brüste nach oben, bis sie fast auf das dünne Hemd herabfielen, und sie wußte, daß sie hüllenlos seinen durchdringenden graugrünen Augen ausgeliefert war.
Christopher war entschlossener … und kräftiger. Es dauerte nicht lange und das Kleid lag mitsamt dem Korsett und den diversen Unterröcken zu ihren Füßen. Erst jetzt gewann Erienne wieder etwas Bewegungsfreiheit.
»Lassen Sie mich allein!« rief sie atemlos und lief stolpernd vom Feuer weg. Sie versuchte sich mit ihren Annen zu bedecken, denn das feuchte Unterhemd hatte sich wie ein
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