Eine Sacerda auf Abwegen
heulen. Das war
beinahe wie in Hollywood. Zum Kotzen schön.
“ Au revoir ! ” Bran löste den Dolch, damit er die Klinge wie
Butter durch den stinkenden Hals des Immaculate gleiten lassen konnte. Er hatte
nicht vor, den Mann frei zu lassen. Das wäre ja gerade so, als wolle man ein
Ticket für die Hölle buchen, ohne die Aussicht darauf zurückzukehren. Nein,
nein. Nur ein toter Immaculate war ein guter Immaculate. Bran senkte die Klinge
und… Sidonie schrie erneut. Laut und gellend. Bran grinste diabolisch, als wäre
er der Hölle, an die er dachte, bereits entkommen und dann rammte ihn plötzlich
ein weißer Schatten, den er nicht hatte kommen sehen, von der Seite.
Er wurde zu
Boden geworfen und sah sich Auge in Auge mit einem aggressiv brüllenden weißen
Leoparden konfrontiert, der sich nicht mehr damit aufhielt, ihn mit seinem
eiskalten blauen Blick nieder zu starren. Er verbiss sich sofort in die Kehle
des Lords, nachdem seine mächtigen Pranken die zur Abwehr erhobenen Arme
mühelos fortgeschlagen hatten. Brans Todesschreie mischten sich mit denen
Sidonies. Der Leopard wütete ohne Gnade und Unterlass. Solange bis der Aryaner
ebenfalls wie eine groteske Puppe am Boden lag. Eine sehr zerfetzte Puppe
wohlgemerkt. Das Fell des Leoparden, das irgendwie zu weit für den Tierleib
anmutete, bei dem man sämtliche Rippen zählen konnte, troff nur so vor dem Blut
des Getöteten. Das Tier wütete noch eine ganze Weile weiter, nachdem der Lord
tot war und als es in seiner Raserei innehielt und merkte, dass hier nichts
mehr zu holen war, wandte er sich dem Nächsten zu.
Mit gefletschten Zähnen und einem wilden Brüllen schritt er auf Malcolm zu, der
schwerverletzt aus der Gefahrenzone gerobbt war. Dem Enforcer glitt das
Mobiltelefon, mit dem er per Tastendruck Hilfe angefordert hatte, aus den
zitternden Fingern und das Mädchen, das an seiner Seite kniete, schrak erneut
panisch zusammen. Die Bestie legte den Kopf schief. Irgendetwas an ihr wollte
ihm bekannt vorkommen. Es wusste nur nicht was. Sie schrie erneut und das Tier
beschloss, es als Angst und Unwissenheit einzustufen. Beides eine leichte
Beute. Also setzte es zum Sprung an, um sich die Nächsten zu holen, die es
seiner Meinung nach gewagt hatten, Juno wehzutun. Es handelte rein instinktiv
ohne Verstand aber mit einem Hunger und Rachegefühl, das grenzenlos zu sein
schien.
Sid
durchlebte einen Alptraum, zumindest wünschte sie sich, es wäre einer, aber ihre
Augen waren weit aufgerissen und brannten vor ungeweinten Tränen. Sie spürte
einen stechenden Schmerz in ihrer Brust, als hätte man ihr den Dolch in den
Leib gerammt und nicht Malcolm, der nur knapp dem Tod entronnen war, nur damit
sein Leben erneut auf Messers Schneide stand. Sie konnte nicht davon laufen und
Malcolm einfach zurück lassen, also tat sie das Nächstbeste und alarmierte Nico
über ihr Handy, weil es die einzige Nummer der Krieger war, die sie in ihrem
Telefonbuch gespeichert hatte, wobei sie sich schützend vor Malcolm stellte,
der in seinem geschwächten Zustand keine Gegenwehr mehr leisten können würde.
Sie auch nicht, aber das war das Letzte, worum sie sich gerade Sorgen machte.
Warum hatte Juno diesen Mann einfach auf eigene Faust verfolgt? Der Aryaner war
doch viel zu gefährlich gewesen, damit sie sich ihm allein in den Weg stellte.
Selbst mit ihren Fähigkeiten. Mit abwehrend ausgestreckter Hand kauerte sich
Sid vor Malcolm auf den kalten Boden.
„Tu ihm bitte
nichts!“, flüsterte sie flehend und wünschte sich, sie könnte über diese
Fähigkeit verfügen, die sich in ihr erst nach der Umwandlung voll entfalten
würde. Es brachte das wilde Tier jedenfalls dazu, den Schritt zu verhalten und
knurrend die blutbesudelten Zähne zu fletschen.
„Nico… Malcolm und ich brauchen Hilfe! Schnell! Ein weißer Leopard greift uns
an… Ich weiß nicht, ob es ein Aryaner ist… Dépêche-toi, s’ il te plait! “
Sie beendete das Gespräch mit einem unterdrückten Aufschrei, weil sie das Tier
nicht weiter reizen wollte. Das Telefon entglitt ihren schwachen Fingern, doch
sie wandte sich von der Bestie ab, um Malcolms Kopf auf ihre Oberschenkel zu
betten. Wenn ihr Leben hier enden sollte, dann nur an seiner Seite. Sie würde
ihn nicht allein lassen. Niemals.
Juno kam
leise aufstöhnend wieder zur Besinnung und wusste im ersten Moment nicht, wo
sie sich befand. Es war dunkel um sie herum, dann brach die Erinnerung über sie
herein und sie setzte sich abrupt auf, nur um entsetzt nach
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