Eine Sacerda auf Abwegen
Luft zu schnappen,
als ihr bewusst wurde, was sich hier vor ihren Augen abspielte.
„NEIN!“ Der
Aufschrei kam nur wie ein schwaches Krächzen über ihre Lippen, weil ihre Kehle
sich immer noch wund und gequetscht anfühlte.
Sie rappelte sich auf, torkelte ein paar Schritte und ging zu Boden, wo sie
einen Moment keuchend um Luft rang, um sich dann wieder nach oben zu kämpfen
und sich vor dem Tier auf die Knie fallen zu lassen, als sie Sid und Malcolm
erreichte. Sie konnte nicht singen, es würde zu lange dauern, bis sie ihre
Stimme wieder einsetzen konnte. Allein ihre schweren Atemzüge taten
unbeschreiblich weh, sie würde nicht einmal richtig sprechen können.
„Nein, Chadh…
Nein, das darf nicht passieren! Du darfst ihnen nichts tun!“, flüsterte sie mit
kaum hörbarer Stimme. Und ausgerechnet zum unpassendsten Moment brach sie in
Tränen aus und konnte vor unkontrollierbaren Schluchzern kaum noch atmen.
„Ich weiß… Du bist… hungrig… sehr… hungrig!“
Juno ließ ihre Fangzähne mit letzter Kraft wachsen und zerbiss sich ihr
Handgelenk, damit das Tier von ihrem Blut abgelenkt wurde. Auf Knien krabbelte
sie zur Seite von dem Pärchen weg, dem nichts geschehen sollte. Sie konnte
nicht zulassen, dass man ihre Tochter tötete, nur weil sie eine Riesendummheit begangen
hatte, als sie sich völlig allein ihrem alten Widersacher in den Weg gestellt
hatte.
„Komm... zu mir… hol dir… was dir… zusteht!“, lockte ihn Juno und formte eine
Faust, um den Fluss des Blutes zu steigern.
Der Kopf des Leoparden ruckte herum und in seinen eisigen Augen konnte sie den
Hunger entdecken, den sie durch eine einzige Blutspende nicht gestillt haben
würde. Juno ließ ihren Körper locker werden, als er zum Sprung an ihre Kehle
ansetzte, sie hörte Sidonies spitzen Aufschrei nur wie durch dichten Nebel.
„ JUNOOOO!
NOOON! “
Nico
materialisierte sich zeitgleich mit den in der kurzen Zeit alarmierten
Kriegern, die ein Hilferuf von Malcolm Lancaster erreicht hatte. Gerade noch im
letzten Moment, wie es schien. Der Schneeleopard flog durch die Luft, wobei er
von Junos Kehle losgerissen wurde, in die er sich hungrig verbissen hatte. Nico
hielt sich nicht damit auf, sich um das Tier zu kümmern, das übernahm Ash, dem
sie die Betäubungspistole in die Hand gedrückt hatte. Sie rannte auf Sid und
Malcolm zu, da sie sein Blut wittern konnte und zum Glück nicht das von seiner
Soulmate.
Nathan hielt das Tier mit Hilfe seiner Fähigkeiten im Zaum, doch es brauchte
zwei Pfeile aus der Waffe, um seiner Raserei ein Ende zu bereiten, weil man ihn
von seiner Nahrungsquelle getrennt hatte. Nico begutachtete den verletzten
Enforcer und entschied sich dagegen, die Wunde groß zu verbinden. Plasma war
auch nicht zur Hand, also bot sie Malcolm von ihrem Blut, weil das von Sidonie
nicht ausreichen würde. Zudem sollte sie nicht zu oft Blut mit ihm tauschen, da
das Kind in ihrem Leib es am meisten brauchen würde. Da sie beide glücklich
verbunden waren, konnte er mit ihrer Spende sehr viel schneller heilen.
Ray fackelte schon die Überreste des zerfleischten Toten ab, nachdem er ein
paar Bilder von dem Leichnam gemacht hatte. Einen kurzen Moment lang stank es
erbärmlich nach verbranntem Fleisch, so dass den Frauen erneut Tränen in die
Augen schossen. Sid kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit an, während sie
immer wieder mit zitternden Händen über Malcolms schweißfeuchte Stirn strich.
„Der Leopard…
hat ihn gerettet… Wenn er den Aryaner nicht angegriffen hätte, dann wäre
Malcolm… gestorben!“, erklärte Sid mit klappernden Zähnen, weil der erlittene
Schock eben seine Auswirkungen zeigte.
„Schon gut,
Sid. Denk nicht weiter darüber nach. Es wird ihm bald besser gehen. Bone ist
schon mit dem Wagen auf dem Weg. Er wird euch in die Fortress bringen, dort
kümmern wir uns um euch. Mach dir keine Sorgen, ja? Es wird alles gut.“,
versuchte Nico, sie zu beruhigen.
Hinter ihr kroch Juno auf Händen und Knien auf den zitternden Leib des
Leoparden zu, der auf der Seite lag und leise hechelte, als kämpfte er gegen
die Betäubung an. Vor ihren Augen tanzten schon helle Lichtpunkte vor lauter
Schwäche. Chadh hatte gierig von ihr getrunken und in seiner tierischen Form
konnte sie auch verstehen warum. Er sah so ausgemergelt aus, dass sie wieder
weinen musste. Sie hätte nur ein wenig mehr Zeit gebraucht, bis er nicht mehr
aufgrund seines Hungers die Kontrolle über sich verlor.
„Chadh…
Chadh…“ Ihre Stimme
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