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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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leerte sich dann. So konnte er nicht kämpfen und wenn er
ehrlich war, fehlte ihm auch die Kraft dazu. Kraft, die er vermutlich nie
wieder erlangen würde. Also ergab er sich einfach seinem Schicksal. Er hatte
sein Bestes gegeben und hoffte darauf, wenigstens ein Mal etwas richtig gemacht
zu haben.
“Es ist mir egal, was ihr mit mir macht. Ich will nur wissen, ob sie lebt. Das
ist alles.”
    Als ihr
Gefangener die Augen aufschlug trafen sich ihre Blicke und es gab einen Moment,
in dem Ash eine seltsame Verbundenheit mit ihm fühlte. Wie einen elektrischen
Schlag, den auch sein Gegenüber empfand, obwohl er es zu verbergen suchte. Das
konnte er mit jemand anderem versuchen. Ash war mit dem Tier in sich im Reinen
und sie arbeiteten in perfekter Symbiose zusammen. Und zudem war er im
Vollbesitz seiner Kräfte und nicht halb ausgehungert, dass er ständig nach Blut
gierte.
„Sie ist schwach von dem Blutverlust, sie wird aber behandelt. Der Nuntia wird
nichts geschehen… Sie hat schon selbst vehement auf deine Unschuld gepocht,
bevor sie das Bewusstsein verloren hat.“
Ash zog die Brauen über den eisigen Augen zusammen und seine düstere Miene
würde einen Zuschauer verblüffend an einen gewissen jemand erinnern, wenn er
sich in seinem Stolz verletzt fühlte. Seine Lippen mochten ein wenig schmaler
sein genau wie die Nase, aber eine verblüffende Ähnlichkeit in der
Knochenstruktur konnte nicht verleugnet werden.
    Gott sei
Dank.
Chadh schickte ein dankbares Stoßgebet gen Zimmerdecke, obwohl ihm niemals
jemand von dort oben geholfen hatte. Juno musste gar nicht für ihn einstehen.
Es reichte ihm schon zu wissen, dass es ihr gut ging und der Leopard keinen
größeren Schaden angerichtet hatte. Irgendetwas im Gesicht seines Gegenübers
kam ihm bekannt vor. Irgendeine Ähnlichkeit in der Mimik. So als hätte er
jemanden vor sich stehen, den er kennen müsste. Was natürlich absurd und
unmöglich war, denn diesen Krieger hier kannte er ganz bestimmt nicht. Und
wollte ihn auch nicht kennenlernen.
    „Die Ketten
verdankst du nicht dieser Tat. Es geht auch nicht darum, mich vor deinem
kleinen pelzigen Freund zu beschützen. Du sollst dir vorerst nur nicht selbst
schaden.“, fuhr Ash ungerührt fort.
    Bestimmt
hätte der Typ ihm nur zu gern einen anderen Grund genannt, warum er hier in Ketten
lag. Wohl kaum aus Besorgnis um seine Gesundheit sondern eher deshalb, damit er
sich nicht umbrachte, bevor sie ihm das ein oder andere Geständnis entlockten.
Chadh überlegte, ob er wie Juno singen oder lieber schweigen sollte, bis sie
alles aus ihm heraus prügelten. Zuzutrauen wäre es ihnen. Es gab noch sechs
weitere von seiner Sorte und wenn die alle nur halb so gefährlich wirkten, dann
gute Nacht, kleiner Chadh.
    Ash beugte
sich nach vorne und stützte die Ellenbogen auf der Querstange des Bettes ab, um
dem halbaufrecht liegenden Patienten mit scharfem Blick zu mustern. Er hatte
diese Augen schon einmal gesehen. Seine waren diesem hellen Augenpaar sehr
ähnlich, aber die Augen seiner Mutter hatten genau diese Färbung. Und doch war
es nicht möglich, dass Gwen diesen Mann geboren haben sollte. Auch wenn die
Möglichkeit einer Zwillingsgeburt bestanden hätte. Sie hätte nie eines ihrer
Kinder im Stich gelassen. Er war nicht in Gefangenschaft auf die Welt gekommen.
Ash’ Kiefer mahlten aufeinander, dann glühten seine Augen rot auf. Unter dem
wachsamen Blick ihres Gastes hob er schließlich die rechte Hand, die sich in
die Pranke des Tigers verwandelt hatte.
    Misstrauisch
ließ Chadh die eingehende Musterung über sich ergehen und starrte ohne Angst
zurück. Er lag hier in Ketten, hatte nichts zu verlieren und als er die weiße
Pranke sah, die der Krieger plötzlich zur Schau stellte, tat er es im ersten
Moment als bloßen Zufall ab wie der Rest ihrer offenkundigen Ähnlichkeit
zueinander. Angeblich hatte ja jeder Mensch auf diesem Planeten irgendwo einen
Zwilling. Warum nicht also auch ein Bastard mit übernatürlichen Fähigkeiten,
wie er einer war?
    „Kommt dir
das bekannt vor? Dein Fell hat dieselbe Farbe wie das des Tigers, der in mir
lauert…“
Ein kleines Ausschütteln seiner Hand und sie hatte ihre menschliche Form
zurück.
    “Ein Tiger,
hm?” Mehr sagte Chadh nicht, obwohl es in seinem Hirn bereits zu arbeiten
begann. Er versuchte krampfhaft, sich an etwas zu erinnern, kam aber durch die
Anstrengung nicht darauf, an was. Es war erstaunlich, wie gut der Krieger sich
unter Kontrolle hatte. Er hatte nur seine Hand

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