Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
Vom Netzwerk:
setzte ein Zittern ein, das sie kaum zu kontrollieren
vermochte. Ihr Kopf schien mit einem Mal wie leergefegt, so dass sie es nicht
einmal mehr fertig bringen würde, zwei und zwei zusammen zu zählen. Sie war
nicht mehr fähig, ihre Worte so bedacht wie sonst zu wählen.
    „Ihr habt
völlig Recht… Ich bin diejenige, die die volle Schuld trifft. Bestraft mich an
seiner Stelle! Ich habe wider besseres Wissens gehandelt! Lassen Sie ihn bitte
zu seiner Familie… Mit Hilfe von Devena Gwénaëlle wird er bald fähig sein,
Kontrolle über das Formwandeln zu erlangen. Bitte!“
Juno sank auf die Knie, die ihr schließlich doch noch den Dienst verwehrten und
senkte das Haupt vor dem Orakel. Im Stillen betete sie, dass Flavia nicht doch
noch ihr Schwert gegen Chadh erheben würde. Das durfte nicht geschehen, sie
würde es niemals verwinden, da wählte sie lieber den schnellen Tod.
    „SO SEI ES!“,
peitschte die Stimme des Orakels durch den Raum mit den hohen Decken.
Juno bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen, um die Tränen zu verbergen, die
ihre Wangen benetzten. Sie fühlte eine Mischung aus Erleichterung und
Entsetzen. Chadh würde leben.
Jemand griff ihr unter den Arm und zog sie auf die Füße, es war der Krieger
Theron, dessen düstere Miene Juno innerlich erschauern ließ. Das hier war kein
Alptraum, aus dem sie wieder erwachen würde. Es war bittere Realität.
„Die Vollstreckung des Urteils wird nach Sonnenuntergang geschehen… Hiermit ist
das concilium aufgelöst!“, verkündete das Orakel.
    Der Rest der
gesprochenen Worte ertrug Chadh mit stoisch auferlegtem Gleichmut. Nur das Tier
in ihm drin tobte und brüllte, da es nicht in Kauf nehmen wollte, dass sein
liebstes Spielzeug am nächsten Abend einfach so für immer fortgenommen werden
sollte. Juno würde sterben. Für ihn. Wäre er nicht gebannt worden, dann
hätte er an dieser Stelle ganz gewiss protestiert und Juno irgendwie dazu
gezwungen, ihre Entscheidung zurückzunehmen. Sofort und auf der Stelle.
Das Orakel schloss die Verhandlung, ohne noch jemanden anzuhören, da sie
bereits entschieden hatte. Chadh wurde auf die Füße gezogen und von Juno
fortgedreht. Der Bann brach augenblicklich und Chadh konnte seine Lippen wieder
zum Sprechen bewegen. Als es ihm gelang, sich nach Juno umzusehen, war sie
bereits fortgebracht worden. Auch seine Ketten wurden mit festem Griff gepackt.
Von einem rotblonden Mädchen, das kaum älter als Juno sein konnte, jedoch ein
höchst verbissenes Gesicht zur Schau stellte, als sie mit ihren ungewöhnlich
lilafarbenen Augen seinem Blick begegnete. Ein Ausdruck, der sie älter machte,
als sie sicher war und dann roch er das Tier in ihr. Die Löwin. Ein junges
Tier. Noch nicht ganz ausgereift, jedoch weiter in ihrer Entwicklung als der Leopard
in ihm. Chadh folgte ihr bereitwillig und neugierig. Ein Weibchen seiner
Spezies hatte er noch nie gesehen. Männliche Formwandler waren da schon öfter
anzutreffen. Nicht alle waren Raubkatzen, aber eine Frau mit seinen Fähigkeiten
doch besonders und selten.
    Juno wurde
fortgezogen und warf einen letzten verzweifelten Blick in Richtung von Chadh,
der gerade von Devena Catalina fortgeführt wurde. Sie sah nur kurz seinen
blonden Haarschopf, dann stolperte sie über den Saum ihres Gewandes, so dass
sie den Blick wieder nach vorne richten musste. Lebewohl, Chadh …
Sie wurde in den hermetisch abgeriegelten Raum geführt, in dem sonst glücklich
verbundene Paare die kurze Zeit miteinander verbrachten, nachdem sie der
Zeremonie im Altarsaal beigewohnt hatten. Juno fand das schlimmer, als hätte
man sie in ein dunkles Verlies gesperrt. Blass und am Ende ihrer Kräfte wehrte
sie sich nicht, als Theron sie auf die Chaiselongue drückte, wo sie gleich mit
dem Kopf gegen die halbaufrechte Lehne sank, so dass der Stoff der Kapuze
schützend über ihr Gesicht glitt. Sie würde hier einfach warten, bis man sie
wieder holen kam.
    An der Tür
nickte Theron Catalina zu, die den zweiten Gefangenen neben sich her führte und
ihn ebenfalls über die Schwelle schubste. Sie nahm weniger Rücksicht als Ron
und suchte ihm keine Sitzgelegenheit, damit er seine müden Knochen schonen
konnte.
- Sorry, die Fessel bleibt vorerst an Ort und Stelle! Es könnte ja sein, dass
sie es sich noch anders überlegt. Wir sehen uns bei Sonnenuntergang wieder. -
Mit diesen Worten wurde die schwere Tür hinter ihm zugezogen und die zwei
Verurteilten, die auf die Vollstreckung des Urteiles warteten, waren mit einem
Mal

Weitere Kostenlose Bücher