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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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seines Gesichtes anhob, wäre sie
beinahe in die Knie gegangen. Sie konnte nicht glauben, dass es wahr sein
konnte.
Chadh…
Juno krampfte die Hände unter den langen Ärmeln ihres Gewandes ineinander, bis
sie meinte, ihre Knöchel würden unter dem Druck nachgeben und zerbrechen. Sie
musste gegen den Impuls ankämpfen, die Treppen zu stürmen und sich vor ihm auf
die Füße zu werfen, um ihn um Verzeihung zu bitten. Und ebenso den unseligen
Drang, sich wutentbrannt auf Flavia Halos zu stürzen, die es gewagt hatte,
Chadh in Ketten zu legen. Doch das würde sie kaum überleben.
    Juno sah aus,
als würde sie jeden Moment zusammenbrechen. Die Kutte war, obwohl sie so
geschneidert war und fließend fallen musste, trotzdem um einiges zu weit für
ihren schlanken, mangelernährten Körper. Sie schien immer noch Schmerzen zu
haben und wenn er hätte raten dürfen, dann heilten ihre Wunden, die er
geschlagen hatte, noch schlechter als beim letzten Mal, als der Käfer sie
gebissen hatte. Er dagegen fühlte sich trotz seiner Fesseln und des ungewissen
Schicksals, das ihm bevorstand, so gut wie lange nicht mehr. Das Blut der Patrona,
seiner Tante, schien tatsächlich Wunder zu bewirken. Zumindest was die
physische Kraft in ihm anging. Der Rest dagegen war nicht mehr als Fassade.
Theron, der Anführer der Krieger, zu denen auch Ashur gehörte, hatte ihn
verhört. Es war kein herzliches Geplauder aber auch kein unangenehmes Gespräch
gewesen. Chadh hatte sich geständig gezeigt und nicht einen einzigen Versuch
des Widerstandes geleistet, was man ihm vermutlich angerechnet hatte.
    Immerhin
hatte sich im Krankenzimmer der Leopard nicht so kooperativ gezeigt und er
lauerte immer noch dicht unter der Oberfläche, die in diesem Gemäuer allerdings
so dicht gehalten wurde wie die Tür eines Panzerschranks. Hier waren magische
Kräfte am Werk und Chadh konnte nur darüber staunen, während ihm eine höchst
exotische Frau nach dem Gespräch mit Theron fluchend in eiserne Ketten legte,
die denen, die er in der Fortress getragen hatte, nicht unähnlich geschmiedet
waren. Offenbar fesselte sie ihn aus irgendeinem Grund nicht gern, obwohl sie
den Umgang mit den Ketten gewohnt sein musste. Das erkannte Chadh an der Art,
wie die Bänder angelegt wurden, und sie waren kunstvoll und stark gefertigt.
Dafür gemacht, Elefanten oder noch stärkere Tiere und geheimnisvolle Bestien,
von deren Existenz Chadh nicht die leiseste Ahnung hatte, mühelos im Zaum zu
halten. Für ihn also mehr als genug. Sogar seine maskulinen Handgelenke
verschwanden in den silbern glänzenden Manschetten wie die winzigen Glieder
eines Kindes und schlotterten ein wenig hin und her, ohne dass es ihm aber
gelingen würde, die Hände hervorzuziehen.
Er wagte nicht, darauf zu hoffen, dass doch noch alles gut werden würde. Hatte
seine neue Familie sich für ihn eingesetzt, obwohl er bereit war, zu sterben?
Sie mussten das nicht tun. Nicht für ihn. Nur Juno sollte nichts geschehen. Das
wollte er immer noch mehr als alles andere. Und dann trat die Frau auf ihn zu,
die das Zepter der Entscheidung in der Hand hielt. Das Orakel.
Sofort hatte er demütigst den Blick gesenkt, als wüsste er, was sich gegenüber
dieser majestätischen Erscheinung im glänzenden Ornat gehörte, selbst wenn er
nie nach ihren Gesetzen gelebt hatte.
Man beschied ihm, keinen Ton von sich zu geben, wenn ihm sein Leben und das der
Nuntia lieb war. Sollte er auch nur einen ungebührlichen Laut von sich geben,
würden sie beide auf der Stelle sterben. Juno hatte sich immerhin höchst
strafbar gemacht, indem sie ihn mit ihrem Wissen gedeckt hatte. Die Verhandlung
ging in die nächste Runde.
Chadh fühlte die Angst um sie wie einen eisigen Klammergriff um sein Herz. Je
näher sie auf ihn zukam und je weiter sie zwischen den Kriegern hindurch auf
das Orakel zuschritt, um es respektvoll zu begrüßen, obwohl sie sicher bereits
wusste, dass sie hier nichts Gutes zu dieser frühen Stunde in diesem
offiziellen Rahmen erwartete, desto schlechter wurde ihm. Kein Laut würde über
seine Lippen kommen. Kein verräterisches Wort. Er würde sie nicht in Gefahr
bringen. Nicht solange er noch einen Atemzug tun konnte. Unverwandt sah er Juno
mit seinen eisblauen und distanziert drein blickenden Augen an, obwohl er
nichts lieber getan hätte, als ihr zuzulächeln und ihr aus der Ferne ein
bisschen Trost zu spenden. Doch dabei würde es nicht bleiben und somit hielt er
mit eiserner Disziplin an sich, sperrte nach den ersten

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