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Eine schnelle Novelle

Eine schnelle Novelle

Titel: Eine schnelle Novelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Fabian
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will.«
    »Lisa!« Henry kam mit wedelnden Armen auf mich zugestürzt. »Dass man dich auch mal auf einer Party sieht, wie schön!«
    Echt super, Zwo, zischte ich. Eine halbe Stunde lang laberte Henry auf mich ein, so stellte ich mir den perfekten Abend vor. Als sich zehn Minuten später auch noch Marcus Schildknecht zu uns gesellte und seine unqualifizierten Kommentare vom Stapel ließ, hatte ich die Nase voll.
    »Entschuldigt mich«, meinte ich, »ich muss mal kurz wohin.« Dann steuerte ich den Ausgang an. Bloß nach Hause und die Bettdecke über den Kopf ziehen und morgen vielleicht mal darüber nachdenken, ob ich nicht dringend eine berufliche Veränderung brauchte …
    Als ich an der Bar vorbeikam, fing Zwo auf einmal an zu schreien. »Da, da, da!!!«
    »Was ist?«
    »An der Bar, da steht unser Kandidat für den heutigen Abend.« Ich blickte rüber zum Tresen und sah einen ziemlich kräftig gebauten Typen, der sich mit meiner Kollegin Birgit unterhielt. Na ja, ging so.
    »Der? Ich weiß nicht.«
    »Doch, doch, der strahlt etwas unheimlich Sympathisches aus.«
    »Findest du?«
    »Absolut. Ich fühle tolle Vibrationen!«
    Bitte nicht schon wieder! Ich seufzte schicksalsergeben. »In Ordnung. Ich kann es ja noch einmal versuchen.«
    »Ein bisschen mehr Begeisterung, wenn ich bitten darf.«
    »Okay. Supi!« Ich wartete einen Augenblick und beobachtete Birgit und den Unbekannten. Nach ein paar Minuten verabschiedete sie sich und kam auf mich zu.
    »Hi, Lisa!« begrüßte sie mich. »Ich wusste gar nicht, dass du auch kommen wolltest.«
    »Ja, hab's mir erst kurzfristig überlegt. Sag mal«, kam ich direkt zur Sache, »wer ist denn der Typ, mit dem du dich gerade unterhalten hast?«
    »Der?« erwiderte sie überrascht, »das ist Norbert.«
    »Woher kennst du den?«
    »Der war mal kurz mit meiner Freundin Christine zusammen.«
    »Und was weißt du noch über ihn?«
    »Nicht viel, außer, dass er Werbetexter ist und einen extremen Dachschaden haben soll.«
    »Inwiefern?«
    »So genau hat Christine das nie erzählt. Aber sie sagte mal, dass er einen totalen Frankreich-Tick hat oder so.«
    »Da gibt’s doch wohl Schlimmeres«, kommentierte Zwo. Ich wiederholte es laut.
    »Keine Ahnung«, Birgit zuckte mit den Schultern. »Aber falls du dich für den interessieren solltest, kann ich dich nur warnen. Irgendetwas stimmt mit dem nicht.«
    »In Ordnung, danke.« Birgit nickte mir zu und verschwand.
    »Hast du gehört?« fragte ich Zwo. »Der Typ hat eine Vollmeise, also lass uns verschwinden.«
    »Ich finde, wir machen uns unser eigenes Bild«, erwiderte Zwo. »Nur weil Birgit das sagt, muss es ja noch lange nichts heißen.«
    »Lass mich raten: Du gibst sowieso keine Ruhe, ehe ich es nicht versucht habe.«
    »Korrekt.«
    »Na, dann.«
    »Denk dran: Ich weiß, was das Beste für dich ist.«
    »Soll ich dich an Jan erinnern?«
    »Von ein paar kleinen Ausnahmen mal abgesehen«, fügte Zwo kleinlaut hinzu.
    »Wie soll ich die Sache denn am besten angehen?« In solchen Sachen war Zwo wahrscheinlich kreativer als ich.
    »Vielleicht versuchst du es über die Frankreich–Nummer?« schlug sie vor.
    An der Bar stellte ich mich unauffällig neben Norbert und hauchte dem Barkeeper mit französischem Akzent ein »Eine Bordeaux, s’il vous plaît«, zu.
    Zang , Norbert sprang sofort an und drehte sich zu mir um.
    »Verzeihen Sie, sind Sie Französin?« fragte er mit leuchtenden Augen.
    »Mais oui, wo’er wissen Sie?«
    »Ça s’entend.«
    Scheiße, er konnte Französisch, ganz im Gegenteil zu mir. »Aber biette, isch will doch ier Deutsch lernen«, versuchte ich, die Situation zu retten.
    »Natürlich«, strahlte er. »Auf Deutsch würde man sagen: Das hört man. Wissen Sie, ich habe ein sicheres Ohr für so etwas.« Bei dem Hammerakzent, den ich an den Tag legte, tat es allerdings auch ein halbtaubes Ohr, um mich als frankophon zu identifizieren.
    »Woher kommen Sie?« wollte er wissen.
    »Aus Pari.« Da kannte ich wenigstens den Eiffelturm.
    »Ah, Paris, die Stadt der Liebe!« Dabei warf er mir einen bedeutungsschwangeren Blick zu.
    »Sie arbeiten als Model, nicht wahr? Für so etwas habe ich ein Auge.« Ich blickte an mir hinunter. Knappe einssiebzig mit gut und gern sechs Pfund zuviel auf den Rippen, dazu mein Null-Acht-Fuffzehn-Gesicht – seine Augen waren wohl nicht so gut wie seine Ohren.
    »Non, isch bin Schauspiiiielerin.« Das war ja nicht richtig geschwindelt, und da kannte ich mich aus, falls er mit irgendwelchen Fragen

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