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Eine schnelle Novelle

Eine schnelle Novelle

Titel: Eine schnelle Novelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Fabian
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sprichst ja plötzlich akzentfrei Deutsch!« entfuhr es ihm leicht dümmlich.
    »Sorry«, rief ich, während ich schon zur Tür hinausstürmte, »Französisch habe ich soeben verlernt.« Dann hastete ich wie vom Teufel gejagt die Treppe hinunter.
    »Und was wird jetzt mit mir?« brüllte er hinter mir her.
    »Fünf gegen Willi!« Dann warf ich die Tür ins Schloss. Draußen rannte ich noch eine Weile die Straße entlang, bis ich mir sicher war, dass er mir nicht folgte. Schwer atmend lehnte ich mich gegen eine Häuserwand.
    »Tja«, stellte ich sarkastisch fest, »das mit dem Frankreich-Fan hat Birgit wohl irgendwie falsch verstanden.«
    »Schon gut, schon gut, Asche auf mein Haupt!«
    »Na, egal«, gab ich mich versöhnlich, »ich rufe jetzt ein Taxi. Da vorne ist eine Telefonzelle.« Mit eiligen Schritten ging ich auf die Zelle zu. Kurz bevor ich sie erreicht hatte, bemerkte ich, dass meine Handtasche fort war.
    »Scheiße«, entfuhr es mir, »meine Tasche!«
    »Was denn?«
    »Ich hab meine Handtasche bei Norbert liegenlassen. Haustürschlüssel, Portemonnaie, alles drin.«
    »Das ist nicht so gut«, bemerkte Zwo äußerst geistesgegenwärtig.
    »Ach, sag bloß!«
    »Und was nun?« fragte Zwo.
    »Keine Ahnung.«
    »Wir müssen zurück.«
    »Nur über meine Leiche.« Wir schwiegen beide einen Augenblick. So ein Mist aber auch! Jetzt hatte ich weder Geld für ein Taxi noch den Schlüssel, um in meine Wohnung zu kommen. Außerdem gefiel mir die Vorstellung, dass Norbert nun ungestört in meinen Sachen stöbern und sonst was damit anfangen konnte, überhaupt nicht. Es nützte nichts, ich musste zurück.
    »Hallo?« kam es unfreundlich aus der Gegensprechanlage.
    »Ja, hallo«, stotterte ich, »hier ist Lisa. Ich hab meine Tasche bei dir liegenlassen.«
    »Verpiss dich, du Schlampe.« Dann war Stille.
    »Sieht nicht so aus, als hätte Norbert vor, dir deine Tasche zurückzugeben«, interpretierte Zwo die Sachlage. Die Frage war nur, was ich jetzt tun sollte. Ich war in Blankenese, einem der äußersten Stadtteile Hamburgs. Fußmarsch nach Hause? Schätzungsweise drei Stunden.
    Supi!
    Nachdem ich bereits eine halbe Stunde durch die Nacht gelaufen war, hatte ich endlich einmal Glück im Unglück: Vor mir auf dem Bürgerstein lag ein Markstück. Dem Himmel sei Dank! Kurz darauf fand ich auch eine Telefonzelle.
    »Wen könnte ich denn jetzt, nachts um zwei, anrufen?« wollte ich von Zwo wissen.
    »Deine Mutter?«
    »Und was bringt mir das?«
    »Keine Ahnung«, gab Zwo zu.
    »Ich will nach Hause, in meine Wohnung, in mein Bett!« jammerte ich. Ich fühlte mich ziemlich unglücklich, nahezu einsam und verlassen. Aber dann hatte ich eine Idee.
    »Ich rufe Richard an!«
    »Hältst du das für eine gute Idee? Du kennst den doch kaum!«
    »Ich probier’s trotzdem.« Ich rief die Auskunft an. Glücklicherweise hatten die seine Nummer. Jetzt konnte ich nur hoffen, dass er nicht sauer war, wenn seine verrückt gewordene Nachbarin ihn mitten in der Nacht aus dem Bett klingelte.
    Eine halbe Stunde später kam Richard mit seinem Audi angetuckert. Er hielt an, ich öffnete die Tür und ließ mich ermattet auf den Sitz fallen.
    »Danke, du rettest schon wieder mein Leben!«
    »Was ist denn passiert?« wollte Richard besorgt wissen.
    »Ach, lass uns nicht drüber reden. Hauptsache, dass du da bist.« Richard lächelte mir aufmunternd zu, eher den Wagen wieder auf die Straße lenkte und Kurs auf die Heimat nahm.
    Zu Hause angekommen, half Richard mir, meine Wohnungstür zu öffnen. Ich rechnete es ihm hoch an, dass er mich nicht noch einmal fragte, was denn nun geschehen war. Es wäre mir auch viel zu peinlich gewesen, es ihm zu erzählen.
    »So, das hätten wir«, meinte er, nachdem er die Tür geöffnet hatte.
    »Wieder einmal: Vielen Dank!«
    Richard lachte. »Das hab ich ja schon ziemlich oft von dir gehört.«
    »Kommt mir auch so vor«, erwiderte ich lächelnd. Da kannte ich diesen Mann kaum, und schon hatte er mir mehrmals aus einer brenzligen Situation geholfen! Vielleicht … vielleicht war er doch der Richtige für mich?
    »Glaube ich kaum«, unterbrach Zwo meinen Gedankengang.
    »Das ist doch ein echter Gigolo, oder hast du vergessen, dass hier die Frauen ein– und ausgehen wie im Taubenschlag?«
    Nein, sendete ich zurück, aber das muss doch nichts heißen.
    »Kennst du einen Mann, bei dem eine Superfrau nach der Nächsten klingelt und bei dem das nichts heißt?« Ehrlich gesagt, nein, aber ich fand Richard einfach

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