Eine schnelle Novelle
kurzfristig aus dem Corps der Krankenschwestern in die noch unterbesetzte Riege der im Hintergrund agierenden Krankenhaus-Putzen umgesiedelt werden.
»Henry«, versuchte ich ihn zu besänftigen, »wir können keine Ärztin mehr gebrauchen, und mehr als sechs Krankenschwestern, die alle ziemlich gleich aussehen, verträgt die Serie einfach nicht. Vielleicht solltest du deinen Typ ändern …«
»Zehn Stunden«, brüllte Henry, »zehn Stunden habe ich gebraucht, um Babsie dazu zu bringen, wieder mit mir zu reden!« Ich war voll des Mitleids. »Und weitere vier, um sie davon zu überzeugen, dass die Krankenhausputze eine wichtige Rolle ist.«
»Na, dann ist doch alles bestens«, meinte ich und wollte mich zum Gehen wenden.
»Von wegen bestens. Ich musste ihr versprechen, dass sie wenigstens eine Affäre mit Dr. Narkose hat. Weiß der Himmel, wie ich das jetzt Marcus erklären soll.«
»Na, du dürftest doch keine Schwierigkeiten haben, Marcus von Babsies Qualitäten zu überzeugen. Schließlich …«
»Jetzt werd’ mir hier nicht noch komisch!« wurde ich von Henry unterbrochen. »Sei froh, dass du nicht die ganze Story umschreiben musst.«
»Jawohl, Meister!« Heute verstand er wohl keinen Spaß. »Ich werde mich dann mal zu den anderen begeben«, sagte ich lächelnd und wollte sein Büro verlassen, bevor er sich das mit dem Umschreiben doch noch überlegte.
»Augenblick, da ist noch was.« Henry zog einen Umschlag aus seiner Anzuginnentasche. »Das hier«, sagte er und holte ein Foto aus dem Umschlag, »ist Susie. Ich habe sie neulich auf einer Party kennengelernt. Sei doch bitte so lieb und überleg dir schon einmal eine Rolle für sie.« Ich warf einen Blick auf das Foto: ein praller Vorbau und eine blonde Mähne sprangen mir in die Augen. War ja mal ganz was anderes!
»Wieso sagst du ihm nicht endlich mal ordentlich die Meinung?« fragte Zwo, als ich mich auf den Weg in mein Büro machte.
»Ganz einfach«, erwiderte ich, »weil Henry mich zufälligerweise bezahlt.«
»Na und?« meinte Zwo leichthin. »Ich würde ihn trotzdem mal auf den Topf setzen.«
»Zwo«, erwiderte ich belehrend, »die Zeiten haben sich geändert. Manchmal muss man eben gute Miene zum bösen Spiel machen, ist halt so. Außerdem dachte ich, du bist hier, um mich mit einem netten Mann zu verkuppeln, und nicht, damit ich mich mit meinem Produzenten anlege.«
»Wo ich schon einmal da bin, könnte ich das doch gleich mit erledigen«, schlug Zwo vor.
»Früher hättest du dir so etwas jedenfalls nicht gefallen lassen.«
»Ich kann Henry ja seine Spielzeugautos klauen«, witzelte ich.
»Ich würde ihm an deiner Stelle lieber mal ganz offen und ehrlich sagen, was du von ihm hältst.«
»Das glaube ich dir ohne weiteres«, stellte ich fest. »Und deswegen ist es auch ganz gut so, dass ich von uns beiden die Kontrolle habe.«
»Meinst du?
»Sicher«, erwiderte ich, fragte mich aber gleichzeitig, was sie damit meinte. Ein ungutes Gefühl stieg in mir auf. Mich aus freien Stücken zu entschließen, auf Zwo zu hören, war eine Sache. Aber wäre es ihr vielleicht auch möglich, einfach die Kontrolle zu übernehmen und zu tun, was sie wollte? Keine schöne Vorstellung! Ich versuchte, mich daran zu erinnern, wie es damals gewesen war – war tatsächlich ich diejenige gewesen, die aus Ralfs Zimmer ein Schlachtfeld gemacht hatte, oder glaubte ich das nur? Hm … Aber die Sache lag schon viel zu lange zurück, als dass ich das wirklich mit Gewissheit hätte sagen können. Jedenfalls stand fest, dass die Idee mit Dr. Narkose einzig und allein meine gewesen war, Zwo hatte mir nur den Anstoß dazu gegeben, überhaupt ein Drehbuch zu schreiben. So war es doch gewesen, oder? Ich beschloss, lieber nicht weiter darüber nachzudenken. Viel interessanter war es. wen Zwo sich nun für mich ausgucken würde, darauf war ich schon richtig gespannt. Solange es nicht Henry Peters ist, dachte ich und musste bei dem Gedanken fast lachen, kann es schon nicht so schlimm werden.
»Für den wäre dein Vorbau ohnehin viel zu klein«, mischte Zwo sich ungefragt in meine Gedankengänge ein.
Hilfe! Sie konnte also wirklich jeden meiner Gedanken lesen! »Hab ich dich um deine Meinung gebeten?« giftete ich sie an.
»Das brauchst du nicht«, erwiderte sie.
»Aber keine Sorge«, fügte sie sofort hinzu, »Henry wäre nun wirklich der letzte, den ich dir vorschlagen würde.«
»Dann kann ich ja beruhigt sein.«
»Trotzdem – ich werde mich heute gleich mal
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