Eine schwierige Mission Vol. 5 (German Edition)
Gemetzel hier sah. Wie sollten sie das bloß erklären? Würde das nicht weitere Verfahren der Jurika nach sich ziehen? Egal, ob Vearncombe nun gegen Gesetze verstoßen hatte – Selbstjustiz war ebenfalls verboten.
Ein scharfer Schmerz schoss durch seinen Arm, aber noch jagte das Adrenalin durch seine Adern, verhinderte, dass er sich weiter mit seiner Verletzung befasste. Er musste Rayk finden und fürchtete doch nichts mehr als das. Was würde er tun, wenn Rayk nicht mehr lebte? Wenn sie zu spät gekommen waren?
Ein Geräusch hinter ihm ließ Bill zusammenzucken. Er drehte sich rasch um, es war Jaden. Als er näherkam und die beiden Leichen sah, gab er ein ersticktes Geräusch von sich. Bill ging fest davon aus, dass er jetzt anfing zu kotzen, aber Jaden stieg mit einem gemurmelten „Oh Scheiße“ über die Männer hinweg.
„Weißt du, wo …?“
Bill schüttelte den Kopf.
„Dann suchen wir ihn. M und Corbain haben die … Lage unter Kontrolle.“ Jaden kicherte nervös. Er hatte seinen Vater töten wollen, aber wahrscheinlich war es selbst für ihn zu viel, dass sein Vater gerade verspeist wurde.
„Er schmeckt ihm nicht ...“ Das Kichern bekam einen hysterischen Beiklang. „Verstehst du? Er schmeckt nicht …! Zuviel Plastik.“
Bill schlang seinen unverletzten Arm um Jadens schmale Schultern. „Okay, ist okay.“
Sie mussten jetzt die Nerven behalten.
Bill überlegte. Gab es eine Zelle in dieser Art von Raumkreuzer? Wo konnten sie Rayk festgesetzt haben?
Doch Jaden zog ihn bereits mit sich. „Sanitätsraum“, sagte er seltsam tonlos.
Richtig, auch Jaden kannte die Schiffe der Flotte. Es war die dritte Tür auf der rechten Seite. Eine Tür mit einem kleinen Sichtfenster auf Augenhöhe. Bill warf einen Blick durch das kleine Fenster – dort lag Rayk auf einer Liege angekettet. Sein Herz begann zu rasen und zu stolpern. Mit schweißnassen Fingern drückte er die Klinke, die Tür war unverschlossen.
Innerhalb einer Millisekunde war er in dem kleinen, sterilen Raum.
„Rayk …!“
Doch Rayk bewegte sich nicht.
„Warte, fass ihn nicht an!“
Bill starrte Jaden an. Er musste sich vergewissern, dass Rayk noch am Leben war. Er sah so kalt aus, so blass – so leblos.
Als er wieder die Hand ausstreckte, stieß Jaden ihn energisch zur Seite. Bill zischte vor Wut und Schmerz auf, Jaden hatte seinen Arm berührt. Doch der zeigte nur auf mehrere eigenartige silbern glänzende Kästchen, die auf Rayks Körper verteilt waren.
„Was ist das?“, flüsterte Bill tonlos.
„Mein ...“ Jaden blinzelte, räusperte sich. „Vearncombe muss versucht haben, ihn zu modifizieren. Ich kenne diese Teile aus den Anfängen … Versuche mit Menschen. FO 69, Geräte, die auch bei Folterungen eingesetzt werden. In der Weiterentwicklung konnten sie sich mit dem Bewusstsein ihrer Träger verbinden“, referierte er.
Bill spürte, wie sein Herz aussetzte. „Die müssen runter von seinem Körper!“
„Fass sie nicht an!“, fauchte Jaden unerwartet heftig. „Wenn wir Pech haben, sprengen sie ihn und uns in die Luft!“ Er wischte sich mit einer fahrigen Bewegung durch das Gesicht.
„Sag mir wenigstens, ob er noch lebt ...“
Jaden nickte. Er hielt seine modifizierte Hand ganz dicht über Rayks wächsernes Gesicht. Und nach einer gefühlten Ewigkeit sagte er: „Ja, er atmet. Aber ich weiß nicht, ob er noch der Mann ist, den du kennst.“
„Bleib … bleib hier, wenn du willst. Ich gehe M holen.“
Wie paralysiert blieb Bill an Rayks Seite stehen. Es war seine Schuld, dass es so weit gekommen war. Er allein trug die Verantwortung. Was würden sie tun, wenn Rayk – verändert war? Wenn er sie nicht mehr erkannte, sie vielleicht angriff? Gott, Rayk, wach auf, gib mir bitte ein Zeichen.
Er ließ seine Augen über Rayks Körper wandern. So viele Verletzungen, so viel Schmerz. Wenn Vearncombe nicht schon tot wäre, er hätte ihn spätestens jetzt gesucht und ihm eigenhändig die Kehle herausgerissen. Aber das hatte ja Corbain schon für ihn erledigt.
„Bill?“
Bill zuckte zusammen, als er Ms Stimme hörte. „Bill, Jaden will versuchen, das erste Teil abzubauen. Es wäre besser, wenn ein MedTec hier wäre, aber da es keine Mods auf Mirilan gibt ...“
„Vielleicht sollten wir auf Aruien warten“, sagte Bill müde. Er fühlte sich plötzlich, als hätte ihn sämtliche Kraft verlassen.
Bitte, Rayk, gib doch wenigstens ein Lebenszeichen von dir. So gern hätte er Rayk berührt, ihm über das Gesicht
Weitere Kostenlose Bücher