Eine schwierige Mission Vol. 5 (German Edition)

gestrichen.
    „Ich habe Aruien bereits Bescheid gegeben. Er kommt mit seinem gesamten Diplomaten-Tamtam.“ Corbain stand im Türrahmen. Er sah furchterregend aus, Gesicht und Brust mit getrocknetem Blut besudelt. Die Haare ebenso wirr wie der Blick, den er Bill zuwarf. Nur die Gier schien besänftigt, das wilde Tier hatte sich durch den Blutrausch beruhigt.
    „Sie werden sofort den Sicherheitsdienst alarmieren“, sagte Bill leise. „Und wenn ich dich so sehe, wird eine Menge Diplomaten-Tamtam nötig sein, damit wir nicht alle in den Knast wandern.“
    Jaden war mittlerweile mit der Inspizierung von Rayks Körper fertig. Er deutete kurz auf eine kahl rasierte Stelle an Rayks rechter Schädelhälfte. „Wir haben Glück, wenn er dort den Transponder gesetzt hätte, dann hätte ich nichts mehr machen können. Es gibt Schäden im Gehirn, die irreparabel sind.“
    „Keine Sprengsätze“, stellte M sachlich fest.
    Bill hatte das Gefühl, als wäre er in einer zähflüssigen Masse gefangen. Er konnte sich kaum bewegen. Die Schuld drückte ihn mit zentnerschwerer Last zu Boden. Warum war er immer für das Leid derer verantwortlich, die er liebte? Warum hatte Vearncombe ihm diesen letzten Sieg abgerungen?
    „Okay, ich fang jetzt an.“ Jaden – was wollte er noch mal tun?
    Als Jaden den unscheinbaren silbernen Kasten berührte, der auf so seltsame Weise an Rayks Oberschenkel klebte, flogen dessen Augen auf. Ein röchelnder Laut entkam seinem halb geöffneten Mund. Wild zuckten seine Augen hin und her.
    „Scheiße, es ist aktiv!“, zischte Jaden hektisch.
    Bill hörte ein sirrendes Geräusch, wie das eines sehr kleinen Bohrers oder Schraubendrehers. Er starrte Rayk an, in dessen angstgeweitete Augen.
    „Bill?“
    Bill schüttelte seine Erstarrung ab und streckte seine Hand aus. Scheiß auf Jaden! Er streckte die Hand aus, berührte Rayks unversehrte Gesichtshälfte. So kalt.
    Ein Geräusch löste sich aus Rayks Kehle, das wie ein Schluchzen klang und sich zu einem unvorstellbar grauenhaften Ton entwickelte. Bill zog die Hand nicht weg. Er hielt Kontakt, ließ ihn nicht aus den Augen. Und es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Rayks Jaulen endlich verebbte.
    „Du hast es!“ Das war Ms Stimme.
    Bills Herz klopfte so schnell und so laut, dass es in seinen Ohren rauschte.
     
    ***
     
    Der Schmerz, der begonnen hatte, sein Inneres zu versengen, verebbte mit einem Mal. Zurück blieben eine unvorstellbare Kälte und die Gewissheit, sterben zu müssen. Seine Augen mussten wieder zugefallen sein, die Lider waren schwer und klebten aufeinander. Aber er musste sie öffnen. Und tatsächlich, er hatte sich nicht getäuscht. „Bill ...“
    „Rayk.“ Bills Stimme klang anders als sonst, und mit seinem Blick stimmte etwas nicht.
    „Wow, da hatte Aruien mal eine nette Idee“, flüsterte Rayk, nicht sicher, ob die Worte überhaupt über seine Lippen kamen. Eine tiefe Ruhe senkte sich über ihn.
    „Was meinst du?“
    „Ausgerechnet dich schickt er mir als Halluzination ...“ Rayks Stimme erstarb, es war zu anstrengend zu sprechen. Wahrscheinlich hatte er zu lange geschrien. Erschöpft schloss er die Augen. Bill. Wie schön … das hatte er Aruien nicht zugetraut.
    „Ich bin keine Halluzination! Rayk, ich bin real!“
    Rayk öffnete die Augen einen Spaltbreit. Das Licht blendete ihn. „Oh, schön, du bist noch da. Wie lange wirst du bei mir bleiben?“
    „Solange du willst.“
    Rayk räusperte sich. Das tat weh! Er presste kurz die trockenen Lippen aufeinander und hatte das Gefühl, sie müssten knistern.
    „Bleib, bis es vorbei ist.“
    Bills Hand in seinen Haaren. Das fühlte sich gut an. Sein Körper schien sich in den Schmerzen aufgelöst zu haben. Es war richtig so, kein Körper, nur noch Geist. Bills sanfte Berührung als letztes Gefühl.
     
    ***
     
    Bill wusste nicht, wie lange Jaden brauchte, die Integrate von Rayks Körper zu entfernen. Am Rande bekam er mit, dass Aruien eintraf. Es gab einen kleinen Tumult, Corbain und Aruien schienen aneinanderzugeraten. Schrien sie sich an? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Doch das alles hatte keine Relevanz für ihn. Er blieb an Rayks Seite, mit vorgetäuschter stoischer Ruhe. Alles andere interessierte ihn nicht. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander.
    Plötzlich gab es eine neue Störung, und Bill sah auf. Mirilanische Wachen hatten sich zu ihnen in den engen Raum gedrängt. Auf einmal war es schrecklich voll hier drin. Wollten sie ihn