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Eine skandaloese Liebesfalle

Titel: Eine skandaloese Liebesfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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rächen, erwiderte er den Gefallen und behielt sein neues Geheimnis für sich.
    Als Vere seine Ehefrau noch aus ganzem Herzen verabscheute, hatte das auf gewisse Weise daran gelegen, dass sie ihn mit ihren schauspielerischen Fähigkeiten und ihrem mühelosen Lächeln zu sehr an ihn selbst erinnerte.
    Aber das waren lediglich oberflächliche Ähnlichkeiten gewesen. Entscheidender war: Er war ein Mann, der im Alter von sechzehn ein Trauma erlitten hatte, sein seelisches Gleichgewicht jedoch nicht wieder hatte herstellen können. Sie hingegen, so wenig vollkommen sie auch war, besaß eine innere Stärke und Widerstandskraft, die ihn atemlos machte.
    Ihre Hände blieben in seinen liegen, im Schlaf erschlafft. Er hatte nur bei ihr bleiben wollen, bis sie einschlief. Aber er war immer noch da, als der Morgen graute, und wachte über sie, falls die Albträume kamen.
    Er wollte ihr Bollwerk gegen Albträume sein.
    Der Gedanke erstaunte ihn nicht so sehr, wie er es zunächst gedacht hatte, jetzt, da er aufgehört hatte, vor sich selbst abzustreiten, dass er sie liebte. Aber er war ihrer nicht würdig - wenigstens nicht so, wie er jetzt war, nicht mit all den Lügen und Täuschungen, all der Feigheit, die seinen Charakter befleckten.
    Er wusste jedoch, was er tun musste. Aber besaß er auch den Mut und die Demut dazu? War sein Wunsch, an ihrer Seite zu sein und sie zu beschützen, stärker als sein Instinkt, zurückzuscheuen vor den Nachwirkungen der Wahrheit? Würde er nicht am Ende wieder mit dem Betrug weitermachen, der sein Leben war?
    Er hatte das Gefühl, als stünde er hoch oben auf einer Klippe. Ein Schritt nach hinten - und er befände sich wieder auf sicherem und vertrautem Grund. Aber nach vorne zu gehen, das erforderte einen seltenen Vertrauensvorschuss. Und er war ein Mann mit wenig Vertrauen, besonders, wenn es um ihn selbst ging.
    Aber er wollte, dass sie ihn wieder anschaute, als sei er voller Möglichkeiten. Als seien sie voller Möglichkeiten. Und dafür würde er das Richtige tun, was auch immer sonst seine Mängel waren.

21. Kapitel
    Ein Todesfall in der Familie, besonders einer unter solch schwierigen Umständen, zog immer eine Menge Arbeit nach sich.
    Die Herausgabe von Edmund Douglas’ Leichnam musste beantragt und die Beerdigung veranlasst werden, seine Anwälte mussten aufgesucht und bezüglich der Vorkehrungen im Rahmen seines Testaments zu Rate gezogen werden. Unter anderen Umständen hätte sich Elissande um alles gekümmert. Aber wegen ihres verunstalteten Gesichts - die blauen Flecken hatten sich zu einer wenig ansehnlichen Mischung aus Lila, Grün und einem dunklen Gelb verfärbt - verlangte Mrs Douglas, dass Elissande zu Hause blieb, um sich zu erholen. Sie würde an Elissandes Stelle gehen.
    Es sei an der Zeit, dass sie wieder mehr Verantwortung für ihr Leben übernähme, erklärte Mrs Douglas. Vere, der ohnehin nach London fahren musste, bot sich an, sie zu begleiten. Mrs Green war mit von der Partie, sie sollte dafür sorgen, dass es Mrs Douglas an nichts mangelte und ihr jeder nur denkbare Komfort zur Verfügung stand.
    Und nun machte Mrs Douglas in ihrem Zugabteil ein Nickerchen, und das Gewicht ihres an Veres Arm lehnenden Körpers war so gering wie das einer Decke.
    Erinnerungen an ihre Tochter, wie sie auf der Zugfahrt neben ihm geschlafen hatte, wurden in ihm wach. Er musste wieder an seine Verärgerung, aber auch seine Verwunderung denken, die er empfunden hatte, als ihm klar wurde, dass er sich so zu jemandem mit einem derart fragwürdigen Charakter hingezogen fühlen konnte. Sein intellektuelles Selbst hatte erst noch begreifen müssen, was ein anderer, tiefer in ihm liegender Teil bereits auf den ersten Blick erkannt hatte: ihre Integrität.
    Keine Integrität im Sinne von unanfechtbar moralischem Handeln, sondern als eine starke Persönlichkeit. Ihre Prüfungen unter Douglas hatten sehr wohl Spuren bei ihr hinterlassen, aber sie hatten sie nicht zerstören können.
    Wohingegen er selbst beides war: schwach und mit Narben versehen.
    Er hatte sein Tun immer in Verbindung mit Gerechtigkeit gesehen. Wahrer Gerechtigkeitssinn lebte jedoch von dem unvoreingenommenen Streben nach Fairness. Was hingegen seine gesamte Laufbahn durchzog, waren Wut und Trauer. Wut, dass er seinen Vater nicht mehr bestrafen konnte, und Trauer, dass er seine Mutter nicht zurückholen konnte.
    Das war es auch, weshalb er nur wenig Befriedigung aus seinen Erfolgen bezog, selbst nicht aus seinen größten: Sie

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