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Eine skandaloese Liebesfalle

Titel: Eine skandaloese Liebesfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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von Erfolg gekrönt gewesen! Elissande hätte nicht um ein günstigeres Omen bitten können. Als sie zum Dinner gegangen war, hatte sie praktisch vibriert vor Vorfreude, und das Blut rauschte ihr in den Ohren.
    Aus der Nähe war er ebenso attraktiv wie aus der Entfernung. Seine Gesichtszüge waren makellos: weder zu markant noch zu fein gemeißelt. Seine Augen waren von einem wunderschönen Blau, im Kerzenlicht wirkten sie dunkel wie Indigo. Und seine Lippen - gütiger Himmel, seine Lippen lösten in ihr ein Gefühl von Schüchternheit aus, ohne dass sie dafür einen Grund nennen konnte.
    Das war so geblieben, bis sie am Tisch Platz genommen hatten und diese Lippen sich zu bewegen begonnen hatten. Je mehr er sprach, desto weniger Sinn ergab das, was er sagte. Und je größer ihre Bestürzung wurde, desto hingerissener schien sie ihm zu lauschen und desto strahlender lächelte sie - ein Reflex, den sie über Jahre entwickelt hatte und den sie, wie sie jetzt erkannte, nicht so einfach abstellen konnte.
    Er war ihre Hoffnung. Er war ihre Chance. Sie hoffte verzweifelt, dass ihre Unterhaltung irgendwie doch noch wieder in Ordnung kam, dass seine Irrtümer und Verwechslungen sich einfach als eine Folge von Nervosität herausstellten. Aber die Bitte, mehr von den Edgertons zu hören - sie hatte gedacht, wenn er von Personen sprach, die er kannte und schätzte, würde es ihm helfen, sich sicherer zu fühlen -, war ein furchtbarer Fehler von ihr gewesen. Statt mit Familienanekdoten überschüttete er sie mit einer Kopfschmerzen verursachenden Auflistung von langweiligen Fakten zu Geburten, Eheschließungen, Kindern und Todesfällen.
    Dennoch hatte sie weiterhin gehofft, alles würde besser werden, bis Lionel Wolseley Edgerton zum dritten Mal ins Gras biss. Und zu diesem Zeitpunkt gab sie auch ihre Hoffnung auf.
    Sie lächelte ihn an. Warum auch nicht? Was sonst blieb ihr denn zu tun übrig?
    „Habe ich Ihnen schon das Motto der Edgertons gesagt?“, erkundigte er sich, nachdem eine kleine Pause entstanden war.
    „Nein, ich glaube nicht.“
    „Paedicabo ego vos et irrumabo.“
    Lord Frederick, der das aufgeschnappt hatte, begann zu husten, bekam einen wahren Anfall, als hätte er sich an seinem Essen verschluckt.
    Lord Vere erhob sich voller Sorge, ging zu seinem Bruder und klopfte ihm mehrmals zwischen die Schulterblätter. Mit rotem Gesicht murmelte Lord Frederick ein Dankeschön, und Lord Vere kehrte wieder an seinen Platz zurück.
    „,Auch wir haben verstreute Pfeile.' Das bedeutet das Edgerton-Motto, nicht wahr, Freddie?“
    „Ich ... ich denke schon.“
    Lord Vere kratzte sich unter der Achsel und nickte zufrieden. „Nun, dann haben wir es ja, Miss Edgerton. Ich habe Ihnen alles erzählt, was ich über die Edgertons weiß. “ Sie war dankbar für die Taubheit, die seine genealogische Abhandlung bei ihr verursacht hatte. Sie konnte aber auch nicht denken. Daher war sie nicht in der Lage, das Entsetzen zu spüren, das die Einsicht mit sich brachte, den schlimmsten Fehler ihres Lebens begangen zu haben.
    Doch der Marquess war noch nicht ganz fertig. „Mir fällt gerade auf, Miss Edgerton: Ist es nicht ungehörig für Sie, so viele Herren ganz allein zu Gast zu haben?“ „Ungehörig? Lady Kingsley ist doch die ganze Zeit anwesend.“ Sie lächelte ihn abermals strahlend an, während sie energisch an der Scheibe Wildbraten auf ihrem Teller säbelte. „Also, Mylord, es ist keineswegs ungehörig für mich. Außerdem ist ja meine Tante im Haus.“
    „Ach, wirklich? Das tut mir leid. Ich muss vergessen haben, ihr vorgestellt worden zu sein. “
    „Das ist gar nicht schlimm, Mylord. Sie haben sie noch nicht getroffen. Ihr Gesundheitszustand ist angeschlagen, und sie ist nicht kräftig genug, Besuch zu empfangen. “ „Stimmt, stimmt. Also wohnen nur Sie und Ihre verwitwete Tante in diesem riesigen Haus.“
    „Meine Tante ist nicht verwitwet, mein Herr. Mein Onkel lebt noch.“
    „Ach wirklich? Ich entschuldige mich für meinen Fehler. Ist seine Gesundheit ebenfalls angeschlagen?“
    „Nein, er ist verreist.“
    „Ah, verstehe. Fehlt er Ihnen?“
    „Natürlich“, antwortete sie. „Er ist das Herz und die Seele dieser Familie.“
    Lord Vere seufzte. „Das hätte ich auch gerne. Eines Tages möchte ich meine Nichte auch sagen hören, ich sei das Herz und die Seele meiner Familie.“
    In diesem Augenblick war Elissande gezwungen, sich der Erkenntnis zu stellen, dass Lord Vere nicht nur ein schlichter Idiot war,

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