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Eine skandaloese Liebesfalle

Titel: Eine skandaloese Liebesfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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umgekleidet hatte, setzte er sich hin und versuchte eine bessere Strategie für seine Ermittlungen zu entwickeln: eine mehr subtile Dummheit, wenn so etwas überhaupt möglich war. Aber seine Gedanken schweiften immer wieder ab, wanderten zurück zu den Klippen, zu den Mooren und zurück zu den atemberaubenden Küsten von Südwestengland.
    Die Sonne ging unter und ließ den Himmel noch einmal aufstrahlen. Der Wind fuhr in ihren Mantel, dass er sich blähte, und spielte mit den Bändern an ihrem Hut. Als er ihr den Arm um die Schultern legte, wandte sie sich zu ihm um. Und wie wunderhübsch sie war - die Augen in der Farbe von frisch gebrühtem Tee, eine lange gerade Nase und Lippen so weich wie ein Flüstern.
    Sie als reale Person zu treffen war vielleicht doch nicht der Glücksfall, für den er es zunächst gehalten hatte. Sie hatte nun ein Gesicht, einen Namen und eine Identität, eine eigene Geschichte. Sorge flackerte erneut in ihm auf.
    Sie waren so lange eins gewesen. Jetzt waren sie zwei verschiedene Wesen, so weit voneinander entfernt, dass sie ihn praktisch gar nicht kannte. Und es war an ihm, sie wieder zu dieser lückenlosen Einheit zu führen, die er so liebte.
    Und das zu allem Überfluss in seiner Rolle als Idiot.
    „Du siehst gut aus, Penny“, bemerkte Freddie, als sie durch die Eingangshalle zum Empfangssalon schritten.
    Vere hatte noch nie gefallen, wie er aussah - er hatte eine verblüffende Ähnlichkeit mit seinem verstorbenen, aber unbeweinten Vater. Heute Abend jedoch hegte er die Hoffnung, dass ihm sein Aussehen nützen würde. Heute
    Abend brauchte er jeden Pfeil in seinem Köcher, jede Waffe in seinem Arsenal.
    Lady Kingsley zog ihn beiseite, sobald er den Salon betrat. Sie sprach mit gesenkter Stimme, aber er verstand kein Wort von dem, was sie sagte, weil die Menge sich gerade teilte und den Blick freigab auf Miss Edgerton.
    Sie stand mit dem Rücken zu ihm, in einem Abendkleid aus perlenbesetztem blassblauem Tüll. Der Rock lag an den Hüften und Oberschenkeln eng an, anschließend lief er in weite Rüschen aus, die mit unzähligen kleinen Perlen besetzt waren, als ob sie die Göttin Venus wäre, gerade erst von einer Meermuschel geboren, an deren Schenkeln noch Schaumkronen hingen.
    Und dann, als spürte sie die Macht seines Blickes, drehte sie sich um, und ihr Kleid glitzerte bei ihrer Bewegung. Das Oberteil war nicht tief ausgeschnitten. Aber selbst der beinahe züchtig zu nennende Ausschnitt konnte die Herrlichkeit ihres Busens nicht verbergen oder den tiefen Spalt zwischen ihren Brüsten, der ihn völlig überraschte, weil er sie bislang nicht unterhalb des Kinnes angesehen hatte.
    Sein Herz klopfte schwer. Natürlich hatte er sie vorher schon körperlich geliebt, aber immer ganz zärtlich und sanft, mehr als Vorspiel dazu, in ihren Armen zu schlafen, als um irgendwelche Gelüste zu stillen. Er hatte nie damit gerechnet, dass sie Lustgefühle in ihm wecken würde.
    Nun, es störte ihn nicht, dass er sich in diesem Punkt offensichtlich geirrt hatte.
    Sie lächelte. Und es war ein Wunder, dass er sich nicht den Kopf an dem gotischen Kreuzrippengewölbe anstieß - denn er schwebte ganz bestimmt hoch genug über dem Boden.
    Jemand sagte etwas zu ihr. Sie wandte ihr Gesicht dem Sprecher zu. Ein scharfer Schmerz an seinem Unterarm ließ ihn zischend nach Luft schnappen - Lady Kingsley hatte ihm einen harten Klaps mit ihrem Fächer gegeben.
    „Lord Vere!“, flüsterte sie drängend, und ihre Stimme klang unheilvoll missbilligend. „Haben Sie überhaupt ein Wort von dem gehört, was ich gerade gesagt habe?“
    „Verzeihung?“
    „Schauen Sie mich an, wenn ich mit Ihnen rede.“
    Widerstrebend riss er seinen Blick von Miss Edgerton los. „Wie bitte?“
    Lady Kingsley seufzte. „Sie denkt, Sie seien intelligent.“
    „Ach wirklich?“ Wie ein Blitz durchzuckte es ihn.
    „Das soll sie nicht, schon vergessen? Wir sind schließlich nicht zum Spaß hier, mein Herr. “
    Seine Fantasie erwies sich als zweitklassig. Wie oft war er Arm in Arm mit ihr gegangen? Wie viele Meilen weit? Und trotzdem hatte er nicht gewusst, dass sie nach Honig und Rosen duftete, und ebenso wenig, dass ihre Haut wie die Perlen auf Vermeers Gemälden schimmerte.
    Gemeinsam den Speisesalon zu betreten, riss ihn jedoch aus seiner romantischen Träumerei. Über dem Kaminsims hing ein großes und - um es milde auszudrücken - merkwürdiges Gemälde: ein blonder weiblicher Engel im Flug, mit wehenden schwarzen

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