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Eine skandalöse Versuchung

Eine skandalöse Versuchung

Titel: Eine skandalöse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Morgen.«

    Das »Mylord« blieb ihr im Halse stecken. Sie würde seine Vorstellung von einer angemessenen Versöhnung, wie sie sie am Vorabend erlebt hatte, sicherlich nicht so bald vergessen. Am Ende hatte er sie wieder angekleidet, sie zur Kutsche getragen und sie ihrem inzwischen überaus schwächlichen Protest zum Trotz zum Montrose Place begleitet, wo er sie in dem winzigen Empfangszimmer von Nummer zwölf zurückgelassen hatte, um Henrietta einzusammeln und sie dann noch bis zur Tür des Nachbarhauses zu geleiten.
    Weltmännisch ergriff er ihre Hand und führte sie flüchtig an seine Lippen; dann zog er ihr einen Stuhl zurück. »Ich hoffe, du hast gut geschlafen?«
    Sie sah ihn knapp an, während er neben ihr Platz nahm. »Wie eine Tote.«
    Seine Lippen zuckten, doch er neigte lediglich kommentarlos den Kopf.
    »Wir haben Lord Trentham gerade erklärt, dass Cedrics Bücher dem ersten Eindruck nach keinem der gängigen Ordnungsprinzipien zu folgen scheinen.« Humphrey hielt inne, um etwas von seinem Ei zu nehmen.
    Jeremy setzte den Bericht fort. »Sie sind nicht nach Themen geordnet, was normalerweise üblich wäre, und wie du selbst herausgefunden hast«, er nickte Leonora zu, »folgen sie auch keiner chronologischen Ordnung.«
    »Hm.« Humphrey kaute und schluckte. »Es muss irgendeinen Schlüssel zu seinem System geben, aber möglicherweise existierte dieser lediglich in Cedrics Kopf.«
    Tristan runzelte die Stirn. »Soll das bedeuten, Sie können mit den Tagebüchern nichts anfangen?«
    »Nein«, entgegnete Jeremy, »es heißt nur, dass wir deutlich mehr Zeit benötigen.« Er warf Leonora einen Blick zu. »Ich glaube, du erwähntest auch noch Briefe?«
    Sie nickte. »Zahlreiche Briefe. Ich habe mir nur diejenigen aus seinem letzten Lebensjahr näher angesehen.«
    »Am besten du gibst uns die auch noch«, sagte Humphrey. »Und
zwar alle. Genau genommen jede kleinste Notiz von Cedric, die du finden kannst.«
    »Wissenschaftler«, warf Jeremy ein, »insbesondere Botaniker, sind berüchtigt dafür, wichtige Informationen auf die unmöglichsten Schnipsel zu kritzeln, die ihnen gerade so in die Hände fallen.«
    Leonora verzog das Gesicht. »Ich werde die Dienstmädchen in die Werkstatt schicken, um alles heraufzuholen. Ich hatte sowieso vor, Cedrics Schlafzimmer zu durchsuchen; das werde ich gleich heute in Angriff nehmen.«
    Tristan blickte sie an. »Ich werde dir dabei helfen.«
    Leonora überprüfte seinen Gesichtsausdruck, um einzuschätzen, welche Absichten er tatsächlich verfolgte …
    » Aaaaaah! Ohhhh-ah! «
    Ein hysterisches Jammern drang von ferne zu ihnen her. Alle horchten auf. Das Wehklagen drang einen Moment lang überdeutlich zu ihnen, dann klang es mit einem Mal gedämpft - aufgrund der Pendeltür, die wieder zuschwang, wie ihnen allen klar wurde, als ein blasser und verstört aussehender Diener im Türrahmen erschien. »Mr Castor! Sie müssen bitte schnell kommen!«
    Castor, der eine Servierplatte in seinen uralten Händen hielt, sah den Diener entgeistert an.
    Humphrey starrte ihn ebenfalls an. »Was zum Teufel ist denn geschehen?«
    Der Bedienstete hatte jegliche Fassung eingebüßt; er verneigte sich den Anwesenden gegenüber mehrfach hektisch. »Es ist Daisy, Sir. Mylord. Von nebenan.« Sein Blick war auf Tristan geheftet, der sich in diesem Moment erhob. »Sie ist gerade zur Tür hereingestürmt. Schrecklich verstört. Sie redet wirres Zeug. Anscheinend ist Miss Timmins die Treppe hinuntergestürzt und … Nun, Daisy sagt, sie sei tot, Mylord.«
    Tristan warf seine Serviette auf den Tisch und trat um den Stuhl herum.
    Leonora stand ebenfalls auf. »Wo ist Daisy jetzt, Smithers? In der Küche?«

    »Ja, Miss. Sie ist völlig aufgelöst.«
    »Ich werde zu ihr gehen.« Leonora eilte hinaus in den Flur; ihr war bewusst, dass Tristan ihr unmittelbar folgte. Sie sah ihn kurz an, studierte seinen finsteren Gesichtsausdruck, deutete seinen Blick. »Wirst du nach nebenan gehen?«
    »Ja, gleich.« Er legte ihr seine Hand in den Rücken - eine erstaunlich beruhigende Geste. »Ich will erst hören, was Daisy zu sagen hat. Sie ist nicht dumm. Wenn sie sagt, Miss Timmins sei tot, dann wird sie es höchstwahrscheinlich sein. Sie wird uns nicht mehr davonlaufen.«
    Leonora verzog innerlich das Gesicht und trat eilends in den Korridor, der zur Küche führte. Sie ermahnte sich, dass Tristan weit mehr Erfahrung mit dem Tod hatte als sie selbst. Kein schöner Gedanke, doch angesichts der gegenwärtigen

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